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Audio: radioBerlin 88,8 | 30.04.2023 | Swetlana Oheim | Quelle: imago/K.M.Krause

Berlin und Brandenburg

Hier wird zu Walpurgis und am 1. Mai gefeiert und demonstriert

Es wird bunt, feierlich und diskursiv am Wochenende: Am Sonntag sorgt zunächst Walpurgis für die Fest- und Demo-Einstimmung. Am Montag folgen die großen und kleinen 1.-Mai-Proteste mit voraussichtlich vielen Teilnehmern. Ein Überblick.

Sonntag, 30. April - bevor es Nacht wird

Am Sonntagabend und damit am Vorabend des 1. Mai soll es - wie auch in den vergangenen Jahren - neben einigen kleinen die ersten großen Demonstrationen geben. Vorher aber wird gefeiert, gegrillt und verkauft auf ganz verschiedenen Märkten und vor kleinen und großen Bühnen, etwa im Mauerpark, in Hellersdorf und im Strandbad Wendenschloss [berlin.de].

Ab 16 Uhr soll dann nahe dem Leopoldplatz an der Müllerstraße zwischen Seestraße und Amsterdamer Straße (Wedding) die Demo "Frieden statt Kapitalismus - Wettrüsten stoppen und Armut beenden!" starten. Dabei wollen linke Gruppen durch den Wedding ziehen. Erwartet werden mehrere Tausend Teilnehmer. Bei dieser Demonstration blieb es in den vergangenen Jahren weitgehend friedlich.

Demonstration am Montag

Slowik: 1.-Mai-Randalierer sprechen Neuköllner Jugendliche an

Für das kommende lange Wochenende mit vielen Demonstrationen rund um den 1. Mai rechnet die Polizei wieder mit einem Großeinsatz. Mit Blick auf die sogenannte revolutionäre Mai-Demonstration am Montag sieht die Polizei neue Allianzen.

Sonntagnacht, 30. April - Walpurgis

Mit dem Dunkelwerden finden dann - als Auftakt zur Walpurgisnacht - in verschiedenen Parks wie in der Hasenheide in Neukölln, im Mauerpark in Prenzlauer Berg oder dem Viktoriapark in Kreuzberg Feiern und Zusammenkünfte statt. Dabei kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Ausschreitungen - etwa zu Flaschenwürfen auf Polizisten. Für den Mauerpark haben einige Aktivisten nun zu einer "friedvollen Walpurgisnacht" aufgerufen und dort "Lagerfeuer, Feuerartistik und Musik" angekündigt.

"Take Back the Night" lautet auch in diesem Jahr die Überschrift der queerfeministischen Demo, zu der vor allem trans, inter, agender, nonbinary Personen, Lesben und Frauen aufgerufen sind. Die Demo startet um 19 Uhr am Mariannenplatz in Kreuzberg und zieht über die Köpenicker Straße zur Adalbertstraße, dem Spreewaldplatz zum Schlesischen Tor.

Montag, 1. Mai - Tag der Arbeit

Quelle: rbb

Für den Tag der Arbeit sind verschiedene Protestmärsche und Kundgebungen in Berlin und Brandenburg angekündigt. So plant der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) seine Berliner Kundgebung in diesem Jahr in Friedrichshain. Demo-Treffpunkt ist am Platz der Vereinten Nationen um 10 Uhr. Der Abmarsch mit dem "Block der Arbeitskämpfenden" ist für 11 Uhr angekündigt.

Laut DGB werden Tausende Teilnehmende erwartet. Die geplante Kundgebungsroute verläuft über die Mollstraße, die Karl-Liebknecht-Straße, die Spandauer und die Rathausstraße zum Neptunbrunnen, wo dann um 12 Uhr am Roten Rathaus die eigentliche Kundgebung und bis in den Abend ein Bühnenprogramm stattfinden soll.

Für das Land Brandenburg hat die Gewerkschaft zudem Kundgebungen, Demos und Veranstaltungen in Potsdam, Hennigsdorf, Brandenburg an der Havel, Frankfurt (Oder), Schwedt, Strausberg und Eberswalde angekündigt.

Seine bundesweite zentrale Mai-Veranstaltung richtet der DGB jedes Jahr in einem anderen Bundesland aus. In diesem Jahr findet er in Köln (Nordrhein-Westfalen) statt.

Tag der Arbeit in Berlin

1.Mai-Demo soll erstmals an neuer Kreuzberger Polizeiwache entlangziehen

Am 1. Mai soll in Berlin umfassend demonstriert werden: für bessere Arbeitsbedingungen, für stärkeren Klimaschutz oder auch für das "Abbaggern" von Villen im Grunewald. In Kreuzberg wird erstmals unter einer Polizeiwache protestiert.

Am Mittag um 12 Uhr beginnt soll zudem eine "Fahrradtour für ein buntes und solidarisches Marzahn-Hellerdorf" am Cecilienplatz (Hellersdorf) stattfinden, mit dem Barnimplatz (Marzahn) als Endpunkt. Diese Radtour dürfte jedoch kleiner ausfallen als die "My Gruni"-Radsternfahrt im vergangenen Jahr, für die Autobahnabschnitte gesperrt wurden.

"My Gruni" selbst findet auch in diesem Jahr statt. Unter dieser Überschrift ziehen Aktivisten alljährlich durch die südwestlichen Villenareale Berlins. In diesem Jahr haben die Veranstalter "MyGruni" nicht als Sternfahrt, sondern als klassischen Laufprotest durch die teuren Häuserzeilen angekündigt. Die Route verläuft vom Johannaplatz über Bismarckallee, Bismarckkirche, Wernerstraße, Richard-Strauß-Straße, Menzelstraße, Hagenplatz, Königsallee, Erdener Straße, Baraschstraße und Winklerstraße zum Bahnhof Grunewald.

Das Motto in diesem Jahr lautet "Reichtum wird enteignet" - abgekürzt RWE. Die Veranstalter spielen damit auf den Energiekonzern RWE an, für dessen Kohleabbau die Ortschaft Lützerath abgerissen wird. Die "My-Gruni"-Aktivisten kündigen an, "Kohlevorkommen im Luxusrevier erschließen und abbaggern" zu wollen. "Am 1. Mai würden hierfür die Abrissarbeiten des Villenviertels beginnen." Bei einer ersten "MyGruni"-Veranstaltung 2018 war es unter anderem zu Sachbeschädigungen und Landfriedensbruch gekommen, die Folgeveranstaltungen blieben weitgehend friedlich.

Quelle: rbb

Die seit Jahren stattfindende Demonstration "Revolutionärer 1. Mai" - ein Protest linker und linksradikaler Gruppen am Abend des 1. Mai in Berlin - soll auch in diesem Jahr wieder in Neukölln starten. Um 17 Uhr ist nach Veranstalter-Angaben eine erste Kundgebung auf der Kreuzung Hermannstraße und Flughafenstraße geplant. Der Protestzug soll dann ab 18 Uhr über den Hermannplatz, Karl-Marx-Straße, Sonnenallee und Kottbusser Damm zum Kottbusser Tor und Oranienplatz führen (Karte am Ende des Textes).

In diesem Jahr geht es dabei erstmals direkt unter der neuen Polizeiwache im Hochhaus am Kottbusser Tor hindurch. Rund um diesen Protest kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Das Veranstalter-Bündnis teilte bereits Wochen vor dem Demo-Start mit, dass der Protest vor den "Gefahren eines Dritten Weltkrieges" warne und dass es gelte, "die Klimakatastrophe zu verhindern": "Der Kapitalismus kann für diese Krisen keine Lösungen präsentieren, denn er ist ihre Ursache", hieß es. Sozialismus und eine "soziale Revolution weltweit" müsse das richten. Weiter heißt es: "Der heiße Sommer 2023 wird spätestens am 1. Mai beginnen." Man freue sich "brennend" auf die Demonstration. Zu einem Foto von Flaschen folgte das Stichwort "Molotowcocktail".

Das über rund 15 Jahre in Folge veranstaltete "Myfest" findet in diesem Jahr erneut nicht statt. Aber es gibt in Kreuzberg eine kleine Ausgabe: als "Maifest" mit Musik unter freiem Himmel, Reden und Angeboten für Kinder zwischen 10 und 22 Uhr am Mariannenplatz.

Weitere Feste gibt es verteilt über die ganze Stadt: Auf dem Kinderbauernhof der Ufa-Fabrik in Tempelhof etwa gibt es vor allem für Familien Angebote am 1. Mai. Am Kurt-Schumacher-Damm auf dem Zentralen Festplatz ist Rummel. Und im Obersee-Orankesee-Park in Hohenschönhausen findet mit "Kulturen im Park" ein Fest mit verschiedenen Lesungen, Oldtimern und Artistik statt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 30.04.2023, 19:30 Uhr

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