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Quelle: rbb|24/Mitya

Der Absacker

Selbst beim Sommerloch-Tier fehlt der Spaßfaktor

Dieses Jahr regiert der Corona-Ernst. Entsprechend fallen Festivals, Parties und andere feucht-fröhliche Anlässe flach. Dass aber sogar unsere tierische Fantasie ein Sabbatjahr macht, findet Haluka Maier-Borst betrüblich.

Zola, Heidi, Lotti, Bruno, Kuno, Sammy. Das sind keine Namen von Verflossenen, früheren WG-Mitbewohner*innen und auch keine nervigen Kinder aus der buckeligen Verwandtschaft. Es sind die Namen früherer Sommerloch-Tiere [spiegel.de]. Ausgebüchste Seehunde, grimmig dreinblickende Schnappschildkröten und landesweit bekannte Problembären.

Ja, irgendwie gab es früher mehr Fantasie bei der Wahl der Sommerloch-Tiere. Es gab mehr Exotik und zusätzlich entweder mehr Spaß- oder Furchtfaktor. Da aber in diesem Jahr an vielem und nicht zuletzt auch am Spaß gespart werden muss, bekommt die Causa Sommerloch-Tier nun eine erstaunlich humorlose Wendung.

1. Was vom Tag bleibt

Nicht mal einen Namen hat die weltberühmte Wildsau vom Teufelssee bekommen, da will man sie schon erlegen. Anstatt also eine Ehrung für das digital affine Tier zu vergeben, das Laptops austestet, droht nun das Ende auf dem Teller mit Pilzsauce.

So richtig fair finde ich das nicht, aber von Anfang an war das Ganze eine schwierige Kiste. Der Wildsau fehlt die Exotik und auch die Tatsache, dass es ab Tag 1 ein Foto des Tieres gab, hat dem Legendenstatus nicht gut getan. Denn der eigentliche Spaß am Sommerloch-Tier ("Wels fraß Dackel", "Ungeheuer von Loch Dornach") ist ja der Umstand, dass man nicht weiß, ob es das überhaupt gibt. Aber vielleicht ist angesichts steigender Corona-Fallzahlen in Berlin einfach kein Platz derzeit für tierische Phantastereien.

Dennoch ist man sich im Rest der Bundesrepublik nicht zu schade, billig von Berlin abzukupfern. Schönhagen in Schleswig-Holstein hat nun auch ein Wildschwein, das am Strand für Aufsehen sorgt [twitter.com].

Pluspunkte gibt es für die an den Weißen Hai erinnernde Inszenierung und die Schwimmkünste der Sau. Deutliche Abzüge in der B-Note allerdings für das Randalieren und den ausbleibenden Spaßfaktor mangels Verfolgungsjagd im FKK-Bereich.

2. Abschalten.

Ich beschwere mich über die B-Ware an Sommerloch-Tieren. Andere regen sich über einen Sack Reis auf – beziehungsweise, wie er zubereitet wird. Die britische BBC hatte einen kleinen Shitstorm, weil eine ihrer Fernsehköchinnen Reis ohne Waschen kochte, und auch sonst so ziemlich jedes No-Go mit dem Reis ausprobierte [youtube.com]. Kurz gesagt, dass was Sie dort sehen ist in etwa so, als würde einer bei der Currywurst die Wurst in der Sauce kochen.

Immerhin, es gab dann noch eine Wiedergutmachung in Form einer gemeinsamen Lehrstunde darüber, wie man richtig gebratenenen Reis macht [youtube.com]. Aber schreiben Sie uns doch ruhig mal an absacker@rbb-online.de, welcher kochtechnische Fehltritt Sie zuletzt gegruselt hat.

Wer ich bin

Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding und gönnt sich hin und wieder einen Absacker mit seinen Kolleginnen und Kollegen – und damit eine kleine Pause von der Nachrichtenlage. Vorerst allerdings nur digital aus dem Homeoffice.

3. Und, wie geht's?

Viel wird und wurde ja auf unserer Seite über das Einhalten der Hygieneregeln diskutiert. Unsere fleißige Kommentatorinnen, Sina, beobachtet aber an ihrem Arbeitsplatz, dass der große Schlendrian noch nicht eingekehrt ist.

Ich bin gerade aus meiner Elternzeit zurück auf Arbeit (was bei intensivster Kinderliebe wirklich Entspannung bedeutet) und erlebe Corona nun zum ersten Mal "live" - bisher eher so über diverse Nachrichten-Portale und natürlich mit Maske beim Einkauf.

Hier, ich arbeite in einem großen Berliner Unternehmen, werden die Hygienerichtlinien sehr gewissenhaft umgesetzt, es wurden detaillierte Pläne und umfassende Anweisungen erstellt, es wurden Plexiglas-Scheiben angebracht und es stehen unzählige Schutzmasken bereit - 80% des Personals sind im Homeoffice, unsere Dienststelle wirkt geisterhaft und ausgestorben.

Wo beobachten Sie denn, dass sich die Leute nach wie vor gewissenhaft an die Regeln halten? Schreiben wir von der Journaille Ihrer Meinung nach zu wenig darüber, wo Leute aufpassen und sich an Regeln halten? Schreiben Sie uns doch mal an absacker@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld...

Wenigstens in einer Sache hat der Sommer dann doch noch abgeliefert: die brütende Hitze. Entsprechend versuche ich den glühend heißen PC nun schnell zur Seite zu stellen und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.

Bleiben Sie frisch, sagt

Haluka Maier-Borst

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