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Quelle: dpa

Interview | Berliner Kliniken warten auf Nachschub

"Es gibt phantastische Preissteigerungen für Schutzmaterial"

Schon vor einer Woche wollte der Senat Berliner Kliniken mit Schutzmaterial beliefern - doch der Nachschub lässt weiter auf sich warten. Ärzte und Pflegekräfte fürchten um ihre Gesundheit - während manche Händler mit Mondpreisen Kasse machen.

Noch sind es erst 43 Covid-19-Patienten, die in Berliner Krankenhäusern behandelt werden (Stand: 19.3., 22 Uhr). Doch schon jetzt wird das Schutzmaterial in vielen Kliniken knapp. Das ist ein großes Problem: Um eine Ansteckung zu vermeiden, sollen Ärzte und Pfleger Atemschutzmasken, Schutzkittel und Schutzbrillen anlegen, bevor sie das Zimmer von Covid-19-Patienten betreten – und dieses Schutzmaterial nach jedem Patientenbesuch gleich entsorgen. So empfiehlt es das Robert-Koch-Institut.

Auch wenn Patienten mit typischen Covid-19-Symptomen ins Krankenhaus kommen, braucht das medizinische Personal Schutzkleidung, um sich vor Ansteckung zu schützen. Besonders Atemschutzmasken werden inzwischen in vielen Kliniken streng rationiert. "FFP2-Masken gehen nur in begründetem Verdachtsfall und nach namentlicher Austragung raus", berichtet ein Lungenfacharzt, der an einer Spezialklinik arbeitet. Und selbst in einzelnen Rettungsstellen gehen laut Mitarbeitern Atemschutzmasken langsam, aber sicher zur Neige – obwohl gerade dort Patienten mit Covid-19-Verdacht auflaufen.

Zur Person

Marc Schreiner ist Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft. Sie vertritt die Interessen von 60 Kliniken und 46 stationären Pflegeeinrichtungen gegenüber der Politik

rbb|24: Herr Schreiner, sind das nur Einzelfälle – oder haben viele Berliner Kliniken Probleme, Nachschub für Schutzmaterial zu organisieren?

Marc Schreiner: Die beschriebenen Beispiele sind leider keine Einzelfälle, das sind Entwicklungen, die alle Berliner Kliniken und Pflegeeinrichtungen betreffen. Wir haben die Sorge, dass wir das Material in absehbarer Zeit nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung haben. Wir haben leider sehen müssen, dass Schutzmaterial in größerem Umfang aus den Kliniken verschwunden ist: Schutzmasken, Handschuhe, Desinfektionsmittel.

Jedes Krankenhaus für sich, aber auch die Landesregierungen und die Bundesregierung tun deshalb alles Erdenkliche, um möglichst viel neues Material zu bestellen und auch zu erhalten. Aber sie können sich vorstellen, dass wir da weder als Berliner Krankenhäuser noch als Berliner Landesregierung alleine sind. Diese Situation besteht bundesweit und sogar weltweit.

Das Problem schwelt schon länger. Schon vor zwei Wochen teilte die landeseigene Klinikkette Vivantes mit, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien gehalten, "auf einen ressourcenschonenden Einsatz von Einwegartikeln wie Masken, Kittel oder Schutzbrillen zu achten". Der Senat versprach Abhilfe. Wann ist denn endlich eine größere Lieferung zu erwarten?

Wir haben Informationen von der Senatsverwaltung, dass seitens des Landes eine Lieferung in kürzerer Zeit zu erwarten ist. Wir als Krankenhausgesellschaft haben die Bedarfe bei unseren Einrichtungen, also sowohl Krankenhäuser als auch Pflegeeinrichtungen, abgefragt und werden sie der Landesregierung übermitteln, so das diese, sobald die Lieferung eintritt, in der Lage ist, die Bedarfe, die Mengen und die Prioritäten festzulegen und dann die Verteilung schnellstmöglich zu organisieren.

Spendenaufruf

Die Kassenärztliche Vereinigung hat am Donnerstag alle Berliner Betreibe dazu aufgerufen, Schutzmasken, Schutzbrillen, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel zu spenden. Die Menge, die das Bundesbeschaffungsamt liefern wolle, werde nicht für die Ausstattung der Berliner Praxen reichen. Immer mehr Praxen müssten sich deshalb darüber Gedanken machen, aufgrund fehlender Schutzkleidung zu schließen. Details zum Spendenaufruf finden sich hier.

Was heißt in kürzerer Zeit? Morgen? Übermorgen? Nächste Woche?

Die Unsicherheit bei der Beantwortung dieser Frage ist leider noch nicht aufgelöst. Wir haben hier schon seit gut einer Woche die Ankündigung, dass die Lieferung unmittelbar bevorsteht. Jetzt muss man aber auch sagen, dass die Regierungen ihr Möglichstes tun, genauso wie die Einkäufer der Krankenhäuser, um diese Lieferungen zu bewirken. Aber man kann eben auch nicht per Rechtsverordnung anordnen, dass Produkte hergestellt oder geliefert werden. Da muss man sich mit aller persönlichen überzeugungskraft mit finanziellen Mitteln am Markt behaupten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte am 18.März am späten Abend in einem "Stern TV Spezial" des Sendes RTL verkündet, dass ab Donnerstag die ersten zehn Millionen Masken an Ärzte, kassenärztliche Vereinigung und Bundesländer ausgeliefert werden sollen.

Die Leiterin eines Altenpflegeheimes sagte mir, ihr Lieferant für Schutzhandschuhe habe seine Preise kurz nach Beginn der Corona-Krise um 30 Prozent erhöht. Können Sie bestätigen, dass manche Lieferanten in der Krise nun Kasse machen wollen?

In der Tat sehen wir, dass Preise für Schutzmaterial ansteigen. Wenn man versucht, Beschaffung auf dem freien Markt zu organisieren und dann an Privatpersonen kommt, die größere Bestände aufgekauft haben, oder an Zwischenhändler: Da ist durchaus zu beobachten, dass dort phantastische Preissteigerungen aufgerufen werden. Und das ist natürlich eine ganz unschöne Entwicklung. Dass man in Zeiten der Krise dann auch noch versucht, Kasse zu machen ist unanständig.

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Ist das nicht ein Fall für die Strafverfolgungsbehörden – Stichwort: Preiswucher?

Die Behörden sind in der Tat aufgerufen, strafrechtliche Aspekte eines solchen Preiswuchers zu prüfen und gegebenenfalls nachzuverfolgen. Aber dies hilft uns in der gegenwärtigen Situation nicht, wo wir zwingend auf die Materialien angewiesen sind und zunächst einmal alles schlucken müssen, was uns da von den Händlern oder auch von Privatpersonen an Preisen entgegengehalten wird.

Einige Krankenhäusern haben in ihrer Not bereits Konzepte zur Wiederaufbereitung von Einmal-Material – zum Beispiel Schutzmasken – entwickelt. Wird so etwas in Berlin schon praktiziert und wenn ja, wie muss man sich das vorstellen?

Bei allem nachvollziehbaren Wunsch, Material zur Verfügung zu haben: Es gibt rechtliche Anforderungen, die das Material erfüllen muss. Wir rufen das Robert-Koch-Institut allerdings auf, zu prüfen, inwieweit die Aufbereitung auch aus wissenschaftlicher Sicht in Ordnung ist.

Und hier in Berlin müssen wir uns darüber hinaus Gedanken machen, wie wir Material auch auf kreative Weise herstellen. Es gibt noch weitere Ideen: Anamnese-Gespräche bei Covid-19-Verdachtsfällen könnten in unseren Krankenhäusern hinter Glas stattfinden. Zudem wollen wir in Bereichen, in denen der Ansteckungsgefahr gering ist, künftig mit Stoffmasken arbeiten.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Robin Avram

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

Menschen, die befürchten, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben, sollten vor allen Dingen zu Hause bleiben und telefonisch abklären, ob und wo sie auf das Virus getestet werden können.

Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit hat hierfür eine Hotline geschaltet. Unter der Telefonnummer 030/9028 2828 beraten Experten zwischen 8 und 20 Uhr.

In Brandenburg gibt es seit dem 5. März eine landesweite Hotline für Fragen: Sie ist montags bis freitags zwischen 9 und 15 Uhr unter der Nummer 0331/8683 777 zu erreichen.

Außerdem haben mehrere Landkreise Hotlines eingerichtet: 
In Cottbus können unter der Nummer 0355/632 339 von Montag bis Sonntag rund um die Uhr Fragen zu Symptomen gestellt werden.
Das Bürgertelefon für Dahme-Spreewald ist unter 03375/26 2146 zu erreichen (8 bis 18 Uhr). 
Für Elbe-Elster lautet die Nummer 03535/46 4600 (8 bis 15 Uhr). 
Frankfurt/Oder hat unter 0335/552 5300 eine Hotline eingerichtet.
Im Havelland wurde eine Hotline unter der 03385/551 71 19 eingerichtet, die täglich ab 9 Uhr erreichbar, an manchen Wochentagen aber nur bis 14.30 Uhr besetzt ist. 
In Märkisch-Oderland lautet die Nummer 03346/850 6790 (8 bis 16 Uhr).
Und im Landkreis Oberhavel gibt es ein Infotelefon, das unter der Telefonnumer 03301/601 3900 (8 bis 15 Uhr) zu erreichen ist.
In Potsdam-Mittelmark informiert die Hotline 033841/91 111 (9 bis 14 Uhr).
Das Gesundheitsamt Teltow-Fläming hat unter 03377/608 6666 ein Bürgertelefon eingerichtet (8 bis 18 Uhr).

Wer glaubt, betroffen zu sein, kann sich auch direkt an den Hausarzt wenden, sollte dies aber ebenfalls telefonisch tun. Ebenso können Symptome auch mit dem Kassenärztlichen Notdienst besprochen werden (deutschlandweit 116 117). In Berlin wird die Kassenärztliche Vereinigung von der Feuerwehr mit einem Fahrdienst für Corona-Verdachtsfälle unterstützt.

Zudem gibt es ein Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit (Telefon: 030/346 465 100). Auch die Unabhängige Patientenberatung Deutschland steht für Fragen zur Verfügung (0800/011 7722). Für Gehörlose und Hörgeschädigte ist ein Beratungsservice erreichbar per Fax: 030 340 60 66 – 07 oder E-Mail: (info.gehoerlos@bmg.bund.de). Zudem gibt es das Gebärdentelefon.

Wer zur Risikogruppe gehört, in einer Risikoregion [rki.de] war oder mit jemandem aus dieser in engerem Kontakt stand und unter Husten, Fieber oder Atemnot leidet, sollte vorsichtshalber den Kontakt zu anderen vermeiden und sich testen lassen.

Wie kann ich mich schützen?

Bleiben Sie zu Hause! Wichtigstes Ziel ist es aktuell, die Infektionskette zu unterbrechen und die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Das gesellschaftliche Leben wurde deshalb weitgehend stillgelegt: geschlossene Schulen, Kitas und Geschäfte - keine Kino-, Spielplatz- oder Restaurantbesuche.

Außerdem gelten weiterhin folgende Grundregeln:

- Verzichten Sie auf das Händeschütteln, waschen Sie sich gründlich die Hände und halten Sie Abstand - nach Einschätzung von Experten mindestens 1,5 Meter.

- Auch die sogenannte Husten- und Nies-Etikette sollte eingehalten werden:Beim Husten oder Niesen mindestens einen Meter Abstand von anderen Menschen halten und sich wegdrehen.
- Am besten ein Einwegtaschentuch benutzen - nur einmal verwenden und anschließend in einem Mülleimer mit Deckel entsorgen. Wird ein Stofftaschentuch benutzt, sollte dies anschließend bei 60°C gewaschen werden.
- Nach dem Naseputzen, Niesen oder Husten gründlich die Hände waschen.
- Ist kein Taschentuch griffbereit, kann in die Armbeuge geniest werden.

Desinfektionsmittel sind eine gute Unterstützung beim Händewaschen. Das Robert Koch-Institut (RKI) schreibt dazu:

"Zur chemischen Desinfektion sind Mittel mit nachgewiesener Wirksamkeit, mit dem Wirkungsbereich 'begrenzt viruzid' (wirksam gegen behüllte Viren), 'begrenzt viruzid PLUS' oder 'viruzid' anzuwenden."

Generell werden die Maßnahmen empfohlen, die grundsätzlich bei ansteckenden Krankheiten ratsam sind. So sollten akut Erkrankte möglichst zu Hause bleiben, um sich auszukurieren, damit das Virus nicht weiterverbreitet wird.

Ist das Virus meldepflichtig?

Ja. Die Ärztin oder der Arzt, der bei einem Patienten den Verdacht auf eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus stellt, muss dies unverzüglich (binnen 24 Stunden) dem Gesundheitsamt gemäß Coronavirus-Meldepflichtverordnung melden. Auch das Labor, das das neuartige Coronavirus bei einem Menschen nachweist, muss dies dem Gesundheitsamt melden.

Was ist das Coronavirus?

Das Wort Corona stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Krone oder Heiligenschein. Aufgrund ihrer vielen Fortsätze erinnern die Erreger dieser Virengruppe unter dem Mikroskop an eine Krone oder an die Strahlen der Sonnenkorona.

Die Coronavirus-Familie hat viele Typen, die den Mensch befallen können. Einige lösen eine gewöhnliche Erkältung aus, während andere, die ihren Ursprung in Fledermäusen, Kamelen und anderen Tieren haben, in schwere Krankheiten wie Sars oder Mers (Mittlerer-Osten-Atemwegsyndrom) ausgeartet sind.

Das nun erstmals in China entdeckte Sars-CoV-2 ist ein neuer Virenstamm, der zuvor noch nicht beim Menschen aufgetreten war. Es gehört, wie das Sars-Virus, zu den beta-Coronaviren und hat zu 80 Prozent das gleiche Erbgut wie Sars. Die Proteine, mit denen das Virus an menschliche Zellen andockt, unterscheidet sich jedoch wesentlich von Sars.

Die ersten Fälle traten im Dezember 2019 in Wuhan auf, einer Millionenmetropole in der zentralchinesischen Provinz Hubei. Viele Betroffene konnten als Besucher oder Arbeiter eines Markts identifiziert werden, auf dem Wildtiere lebend verkauft oder zum Schlachten angeboten worden. Offensichtlich spielt dieser Markt eine wichtige Rolle beim Überwinden der Arten für das Virus. Von welchem Tier Sars-Cov-2 zuerst auftrat, ist noch unklar. In Wuhan fanden erste Übertragungen von Mensch zu Mensch statt.

Der offizielle Name für die neue Krankheit lautet inzwischen Covid-19. CO steht für Corona, VI für Virus, D für Krankheit (disease) und 19 für das Jahr, in dem es auftauchte.

Woher kommt das Virus?

Die WHO sucht noch nach der tierischen Quelle für das neue Virus. Bekannt ist: Das Reservoir aller Coronaviren sind bestimmte Fledermaus-Arten, die Hufeisennasen-Fledermäuse. Da Fledermaus und Mensch nicht so eng in Berührung kommen, dass eine Übertragung stattfinden könnte, geht die Wissenschaft von einem Zwischenwirt aus.

Christian Drosten, Virologe von der Charité, sprach sich gegen die Theorie chinesischer Wissenschaftler aus, dass das "Schuppentier" oder Tannenzapfentier dieser Zwischenwirt sein könnte: "Schuppentiere fressen keine Fledermäuse, und wir würden schon eher eine carnivore (fleischfressende, Anm. d. Red.) Tierart vermuten, die Fledermäuse jagt", sagte Drosten.

Auch bei Sars und Mers hatten Tiere das Virus an den Menschen weitergegeben: Sars ging 2002 von Schleichkatzen oder Marderhunde auf den Menschen über, ebenfalls in China. Bei Mers waren zehn Jahre später Kamele die Ausgangstiere, das Ursprungsland war Saudi-Arabien.

Wie geschieht die Krankheitsübertragung?

Vermutlich wird Covid-19 auf dem Luftweg weitergetragen. Menschen atmen sogenannte Aerosole ein, winzig kleine mit Erregern bestückte Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen entstehen. Offenbar können auch scheinbar Gesunde die Krankheit übertragen. Die Zahl derjenigen, die zwar von dem Virus befallen sind, aber keine Symptome zeigen, wird auf etwa 80 Prozent der Infizierten geschätzt. Viele Menschen können die Krankheit also weitergeben, ohne davon zu wissen.

Zudem ist die Inkubationszeit der Krankheit - also die Zeit, in der die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, vergleichsweise lang. Bis zu 14 Tage können zwischen Infektion und den ersten Symptomen liegen. Dadurch ist das Virus schwer einzudämmen.

Auch Flächen und Griffe, die zuvor von Infizierten angefasst wurden, gelten als Infektionsquellen.

Wie ansteckend ist das Virus?

Im Schnitt steckt ein Infizierter zwei bis drei Menschen an. Ob das so bleibt, hängt davon ab, wie gut die Eindämmungsmaßnahmen sind – die Rate der Weitergabe muss unter den Faktor 1 fallen, um die Ausbreitung von Sars-Cov-2 zu stoppen.

Zum Vergleich: Ein Grippekranker gibt Influenzaviren an zwei bis drei Leute weiter. Besonders ansteckend sind Masern: zwölf bis 18 Personen werden durch einen Infizierten krank.

Die Übertragbarkeit dieses neuartigen Virus ist höher als anfangs gedacht, da es sich ähnlich wie das Grippe- oder Influenzavirus bereits im Rachen vermehrt - und nicht erst in der Lungentiefe wie Sars. Das vereinfacht den Nachweis mit Hilfe von Rachenabstrichen - verkürzt aber auch den Übertragungsweg und erklärt die hohe Ansteckungsgefahr.

Wer ist besonders gefährdet?

Zu den Risikogruppen gehören diejenigen, die schon vorher krank waren. "Eine besondere Risikogruppe sind zudem ältere Menschen, dabei gebe es eine Betonung auf das männliche Geschlecht", so der Berliner Virologe Christian Drosten.

Mit Vorerkrankungen sind vor allem solche Erkrankungen gemeint, die die Immunabwehr schwächen, wie chronische Lungen- oder Nierenkrankheiten. Gefährlich werden könne das Virus auch für Menschen mit transplantierten Organen oder denen, die an einem Tumor leiden, sagte der Leiter der Infektiologie des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main, Antoni Walczok, dem Hessischen Rundfunk.

Für die meisten Kinder, jungen Menschen und Menschen im mittleren Alter ist das Coronavirus aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lebensgefährdend, wenn sie grundsätzlich gesund sind. Das ist der aktuelle Stand der Forschung. Für Infizierte sei vor allem entscheidend, wie der Körper mit dem Virus fertig werde, sagt Torsten Bauer, Chefarzt für Pneumologie am Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf, im rbb.

Wie funktioniert der Test?

Beim Verdacht auf das Coronavirus Sars-Cov-2 wird der Erreger in der Regel mit einem molekularbiologischen Test nachgewiesen. Zunächst nimmt ein Arzt eine Probe aus den Atemwegen eines Patienten - entweder einen Abstrich oder ausgehusteten Schleim. Spezialisten bereiten diese Probe dann im Labor auf und suchen mit einem sogenannten PCR-Test nach dem Erbmaterial des Virus. Vereinfacht gesagt wird dabei ein bestimmter Abschnitt des Viren-Erbguts millionenfach kopiert.

Die Kopien werden mit einer sogenannten Sonde farblich markiert. Diese Farbmarkierung kann dann mit komplexen Geräten sichtbar gemacht werden. Sind entsprechende Farbsignale vorhanden, handelt es sich um eine "positive Probe". Unter idealen Bedingungen dauert ein solcher Test im spezialisierten Labor drei bis fünf Stunden.

Getestet werden nach Angaben von Stephan Hofmeister, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, nur ernsthaft Erkrankte, die auch Kontakt zu infizierten Personen hatten. Die Kosten für die Tests übernehmen die Kassen.

Was sind die Symptome?

Husten und Fieber sind die häufigsten Anzeichen für Covid-19, aber auch andere Erkältungssymptome wie Schnupfen oder Halskratzen oder Fieber können Anzeichen sein. Laut RKI leiden einige Betroffene auch an Durchfall.

Die Erkrankung tritt in der Regel als Erkältungskrankheit in Erscheinung. Kinder sind praktisch nicht betroffen. Die besondere Risikogruppe sind ältere Patienten. Es erkranken mehr Männer als Frauen.

Bei einigen Patienten nimmt die Erkrankung einen schwereren Verlauf und führt dann zu Atemproblemen und einer Lungenentzündung. Bei Menschen mit einem schweren Krankheitsverlauf dauert die Krankheit drei bis sechs Wochen, bis sie wieder abklingt. Wahrscheinlich sind die Betroffenen während der gesamten Erkrankungszeit ansteckend. Leichter Betroffenen erholen sich innerhalb von zwei Wochen

Todesfälle traten bisher vor allem bei Patienten auf, die älter waren und/oder bereits zuvor an chronischen Vorerkrankungen litten.

Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

China vermeldete im Januar erste Erfolg bei der Behandlung betroffener Patienten - Fieber und Atemwegssymptome seien zurückgegangen, das Virus nicht mehr nachweisbar. Allerdings ist unklar, womit die Chinesen behandelt haben.

Der WHO zufolge gibt es bislang weder eine Impfung noch eine spezielle Therapie gegen Sars-CoV-2. Vielmehr werden die Patienten symptomatisch therapiert: mittels Gabe von Sauerstoff, Antibiotika, fieber- und schmerzsenkenden Therapien sowie Stabilisierung des Flüssigkeitshaushaltes.

Weltweit sind Wissenschaftler mit der Entwicklung eines Impfstoffes beschäftigt.

Doch das Robert Koch-Institut hat Hoffnungen auf einen baldigen Impfstoff gedämpft. Auch Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) mahnt zu Geduld. "Die Entwicklung braucht ihre Zeit", sagte sie. Es gebe bei der Entwicklung von Medikamenten hohe Sicherheitsstandards. "Soweit wir es verantworten können, beschleunigen wir die Verfahren."

Gibt es Immunität gegen das Virus?

Viele Experten sind der Meinung: Ja, nach überstandener Covid-19-Erkrankung ist man immun gegen den Erreger."Wir wissen aber nicht, wie lange die Immunität hält", so RKI-Präsident Wieler. Es würden viele Tests entwickelt, um eine Immunität nachzuweisen. Etwa die Hälfte der Menschen, die sich angesteckt haben, bemerkten das gar nicht.

Von denjenigen, die etwas merken, werden laut RKI vier von fünf nur leicht krank.

Beitrag von Robin Avram

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