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Video: rbb|24 | 17.03.2020 | Skype-Interview | Quelle: Privat

Wie die Corona-Krise Urlaubern zusetzt

Gestrandet in Marokko, unerwünscht in Indien

Grenzen geschlossen, Flüge abgesagt: Wegen der Ausbreitung des Coronavirus müssen sich derzeit viele deutsche Urlauber um ihre vorzeitige Rückreise kümmern. Drei Berlinerinnen berichten von teils chaotischen Erlebnissen. Von Oliver Noffke

Grenzen werden dicht gemacht, Fluglinien stellen das Gros ihrer Angebote ein, komplette Länder verhängen Ausgangssperren: Am Dienstag hat das Auswärtige Amt eine weltweite Reisewarnung herausgegeben [auswaertiges-amt.de]. Eine Einschätzung, die historisch ohne Beispiel ist. Wer sich gerade im Urlaub befindet, braucht also starke Nerven.

Das nordafrikanische Land Marokko hatte bereits am Sonntag überraschend angekündigt, seine Grenzen dicht zu machen. Der Schiffs- und Flugverkehr soll komplett eingestellt werden. Die Berlinerin Alina Weber befindet sich derzeit mit ihrem Partner und dem gemeinsamen einjährigen Kind in einem kleinen Ort an der Atlantikküste. Der erste Impuls sei gewesen, die Krise auszusitzen. "Wir haben den Vorteil, dass hier kaum Corona-Fälle sind. Warum sollten wir zurückfliegen in ein Corona-verseuchtes Berlin, wo die Kitas zu haben?", sagt sie rbb|24 im Skype-Interview. Außerdem habe ihre Fluglinie eine Umbuchung erlaubt - obwohl Flüge in das Land bereits untersagt worden waren.

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Maßnahmen gegen Coronavirus

Lange Staus nach Schließung der deutsch-polnischen Grenze

   

Vergeblicher Kontakt zum Auswärtigen Amt

"Als dann die Nachricht kam, dass alle Urlauber zurückgeflogen werden, habe ich dann doch angefangen, mir Sorgen zu machen", sagt Alina Weber. "Jetzt versuchen wir das Auswärtige Amt und die Deutsche Botschaft zu erreichen, um an dieser Rückholaktion teilzunehmen." Erreicht hat sie noch niemanden, Nachrichten konnten nicht hinterlassen werden, sagt sie. Die Flughäfen der Metropolen Marrakesch und Casablanca seien jeweils etwa drei Stunden entfernt. Vorausgesetzt die Familie kann einen Taxifahrer überzeugen, sie an einen der beiden Airports zu fahren, bleibt immer noch die Frage, ob von dort Flüge gingen. Gut informiert durch die deutschen Behörden fühlt sie sich nicht.

Krisenvorsorgeliste bricht unter Zahl der Anfragen zusammen

Marokko ist eines der vier Länder, aus denen die Bundesregierung Urlauber zurückholen will. Daneben wurden außerdem die Dominikanische Republik, die Philippinen und Ägypten genannt. Allein dort, zwischen Sahara und Rotem Meer, verbringen gerade Zehntausende Deutsche ihren Urlaub. Sie sollen sich bei ihrem Reiseveranstalter sowie beim Auswärtigen Amt oder der Deutschen Botschaft im Reiseland melden. Der Krisenbeauftragte der Behörde, Frank Hartmann, sagte dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", dass außerdem aus Argentinien, Malta, Südafrika und Tunesien Urlauber zurückgeholt werden sollen.

Die Krisenvorsorgeliste "Elefand" ist aufgrund der Masse an Anfragen zeitweise nicht mehr erreichbar. Alina Weber berichtet, dass der Krisenstab, der speziell für Marokko-Reisende eingerichtet wurde, telefonisch nur schwer zu erreichen sei. "Ich stehe jetzt auf dieser Elefand-Liste", sagt Alina Weber, "aber die ist auch völlig überlastet und ich konnte jetzt nicht einmal Kind und Mann dazu schreiben." Webers Vater versucht unterdessen, von Deutschland aus mehr zu erreichen.

Das Auswärtige Amt verweist wegen dieser Schwierigkeiten an eine Liste der Fluglinie Condor [conder.com], die Urlauber außerdem aufrufen sollen. Problematisch kann die Organisation der Ausreise allerdings für Individualreisende werden. Sie genießen nicht die selben Rechte wie Pauschalreisende. Es werde zwar versucht, auch für sie eine schnelle Ausreise zu organisieren, Indiviualreisende sind allerdings dazu aufgerufen, sich selbst verstärkt um eine Ausreise zu kümmern.

"Mussten uns einen Tag vor der Polizei verstecken"

In einigen Ländern kippt im Verhältnis zwischen Einheimischen und Touristen derzeit außerdem die Stimmung. Nachrichten zu den massiv ansteigenden Infektionszahlen in Europa werden in vielen Ländern direkt mit hellhäutigen Touristen in Verbindung gebracht. Reisende berichten, dass ihnen mit Vorsicht, Angst oder sogar Feindseligkeit begegnet werde. Gerüchte in sozialen Netzwerken verstärken das Misstrauen. 

Die Berliner Schwestern Lena und Julie Matzeit wollten noch am Wochenende die eindrucksvollen Tempel und Ruinen nahe der südindischen Stadt Hampi besuchen. Als ein lokaler Regierungsrat beschloss, dass alle Touristen - aus Indien genau wie aus dem Ausland - innerhalb von 24 Stunden die Stadt verlassen sollen. Der Bus der beiden sollte allerdings erst einige Stunden nach der Sperrzeit den Ort verlassen. "Wir mussten uns dann einen Tag verstecken, weil wir nicht von der Polizei gesehen werden durften", so Lena.

Die Deutsche Botschaft habe ihnen daraufhin dringend empfohlen, das Land zu verlassen. "Erstens, weil die Maßnahmen von der Regierung nicht absehbar sind, also Quarantäne", sagt Julie und ihre Schwester ergänzt, dass diese ja auch willkürlich sein könnten, "und auch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, ähnlich wie in Deutschland."

"Alle versuchen, nach Europa zu kommen"

Nach einer etwa 48-stündigen Fahrt erreichten die Schwestern den internationalen Flughafen der Hauptstadt Neu-Delhi, wo sie 20 weitere Stunden verbrachten. "Hier am Airport ist relativ viel Chaos", erzählen sie im Videochat am Dienstagabend. "Alle versuchen noch nach Europa zu kommen. Deutschland ist sozusagen noch das Sahnehäubchen." 

Unter den Wartenden sei die Stimmung angespannt, sagen sie. "Manche haben in Delhi jetzt mehrere Nächte übernachtet, dass wird aber auch immer schwieriger, denn einige indische Städte schließen die Hotels und Restaurants und wollen gar keine Touristen mehr." Ihr eigentlicher Rückflug sei zudem kurzfristig abgesagt worden. "Und das Problem war dann, dass am Flughafen eigentlich niemand war, der uns helfen konnte." Nach Stunden sei es ihnen gelungen, einen teuren Flug über Bahrain nach Frankfurt zu ergattern, erzählen sie kurz vor dem Abflug.

Sie befinden sich derzeit im Ausland? Folgende Links könnten für Sie wichtig sein:

FAQ des Auswärtigen Amts zur weltweiten Reisewarnung und Rückholaktionen

Informationen der Fluglinie Condor zur Rückholung deutscher Urlauber

Kontaktieren Sie außerdem die Deutsche Botschaft in Ihrem Reiseland, eine Übersicht finden Sie hier [auswaertiges-amt.de] oder wenden Sie sich an Ihren Reiseveranstalter.

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

Menschen, die befürchten, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben, sollten vor allen Dingen zu Hause bleiben und telefonisch abklären, ob und, wenn ja, wo sie auf das Virus getestet werden können.

Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit hat hierfür eine Hotline geschaltet. Unter der Telefonnummer 030/9028 2828 beraten Experten zwischen 8 und 20 Uhr.

In Brandenburg gibt es seit dem 5. März eine landesweite Hotline für Fragen: Sie ist montags bis freitags zwischen 9 und 15 Uhr unter der Nummer 0331/8683 777 zu erreichen.

Außerdem haben mehrere Landkreise Hotlines eingerichtet: 
In Cottbus können unter der Nummer 0355/632 339 von Montag bis Sonntag rund um die Uhr Fragen zu Symptomen gestellt werden.
Das Bürgertelefon für Dahme-Spreewald ist unter 03375/26 2146 zu erreichen (8 bis 18 Uhr). 
Für Elbe-Elster lautet die Nummer 03535/46 4600 (8 bis 15 Uhr). 
Frankfurt/Oder hat unter 0335/552 5300 eine Hotline eingerichtet.
Im Havelland wurde eine Hotline unter der 03385/551 71 19 eingerichtet, die täglich ab 9 Uhr erreichbar, an manchen Wochentagen aber nur bis 14.30 Uhr besetzt ist.
Märkisch-Oderland lautet die Nummer 03346/850 6790 (8 bis 16 Uhr). 
Und im Landkreis Oberhavel gibt es ein Infotelefon, das unter der Telefonnumer 03301/601 3900 (8 bis 15 Uhr) zu erreichen ist. 
In Potsdam-Mittelmark informiert die Hotline 033841/91 111 (9 bis 14 Uhr).
Das Gesundheitsamt Teltow-Fläming hat unter 03377/608 6666 ein Bürgertelefon eingerichtet (8 bis 18 Uhr).

Wer glaubt, betroffen zu sein, kann sich auch direkt an den Hausarzt wenden, sollte dies aber ebenfalls telefonisch tun. Ebenso können Symptome auch mit dem Kassenärztlichen Notdienst besprochen werden (deutschlandweit 116 117). In Berlin wird die Kassenärztliche Vereinigung von der Feuerwehr mit einem Fahrdienst für Corona-Verdachtsfälle unterstützt.

Zudem gibt es ein Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit (Telefon: 030/346 465 100). Auch die Unabhängige Patientenberatung Deutschland steht für Fragen zur Verfügung (0800/011 7722).Für Gehörlose und Hörgeschädigte ist ein Beratungsservice erreichbar per Fax: 030 340 60 66 – 07 oder E-Mail: (info@gehoerlos@bmg.bund.de). Zudem gibt es das Gebärdentelefon.

Wer zur Risikogruppe gehört, in einer Risikoregion [rki.de] war oder mit jemandem aus dieser in engerem Kontakt stand und unter Husten, Fieber oder Atemnot leidet, sollte vorsichtshalber den Kontakt zu anderen vermeiden und sich testen lassen.

Was passiert mit möglichen Infizierten?

Kommt ein Patient mit Atemwegsproblemen, der sich zuvor in einem Risikogebiet [rki.de] aufgehalten hat oder Kontakt zu einer infizierten Person hatte, in eine Praxis, wird er dort in einem separaten Raum isoliert. Er bekommt eine Atemschutzmaske und wird, sofern er zur Risikogruppe gehört, sowohl auf Grippe als auch auf das Coronavirus getestet. Die Auswertung des Tests dauert nach dem Eintreffen der Probe durch einen Kurier im Labor knapp fünf Stunden.

Solange nicht klar ist, ob eine als Verdachtsfall eingestufte Person das Virus in sich trägt, empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI) eine Isolierung im Krankenhaus. Der Betroffene wird dann in einem Einzelzimmer untergebracht und das Klinikpersonal muss Schutzkleidung tragen.

Fällt das Testergebnis positiv aus, bleibt die Person bis zur Gesundung in der Isolation. Zusätzlich müssen dann auch die Menschen für 14 Tage beobachtet werden, mit denen der infizierte Patient Kontakt hatte.

Was passiert mit Kontaktpersonen?

Um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus weitgehend zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen, müssen auch Kontaktpersonen von bestätigten Infektionsfällen möglichst lückenlos identifiziert werden. Ihr Gesundheitszustand wird für die maximale Dauer der Inkubationszeit (14 Tage) in meist häuslicher Quarantäne beobachtet. In dieser Zeit ist das Gesundheitsamt mit den Betroffenen in engem Kontakt, um rasch zu handeln, falls Symptome auftreten.

Welche Kapazitäten haben die Kliniken?

Die Sonderisolierstation des Landes Berlin an der Charité spielt bei derartigen Seuchen eine wichtige Rolle. Sie befindet sich auf dem Campus Virchowklinikum und ist deutschlandweit die größte ihrer Art. Die Isolierstation werde in Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung des Ausbruchs für positiv getestete Einzelpersonen verwendet, so die Charité. Es gebe dort 20 Betten für besonders schwer verlaufende Krankheitsfälle. Das Krankenhaus habe aber auch weitere Kapazitäten, hieß es.

Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sieht ihr Bundesland ebenfalss gut gerüstet. Im Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam stehen für solche Fälle generell 28 Betten auf der Isolierstation zur Verfügung, auch in Cottbus gibt es im Fall der Fälle klare Abläufe [ctk.de]. Je nach Bedarf kann man dort bis zu 165 Betten getrennt von anderen Patienten einrichten.

Die Sonderisolierstation des Landes Berlin an der Charité spielt bei derartigen Seuchen eine wichtige Rolle. Sie befindet sich auf dem Campus Virchowklinikum und ist deutschlandweit die größte ihrer Art. Die Isolierstation werde in Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung des Ausbruchs für positiv getestete Einzelpersonen verwendet, so die Charité. Es gebe dort 20 Betten für besonders schwer verlaufende Krankheitsfälle. Das Krankenhaus habe aber auch weitere Kapazitäten, hieß es.Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sieht ihr Bundesland ebenfalss gut gerüstet. Im Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam stehen für solche Fälle generell 28 Betten auf der Isolierstation zur Verfügung, auch in Cottbus gibt es im Fall der Fälle klare Abläufe [ctk.de]. Je nach Bedarf kann man dort bis zu 165 Betten getrennt von anderen Patienten einrichten.
Die Sonderisolierstation des Landes Berlin an der Charité spielt bei derartigen Seuchen eine wichtige Rolle. Sie befindet sich auf dem Campus Virchowklinikum und ist deutschlandweit die größte ihrer Art. Die Isolierstation werde in Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung des Ausbruchs für positiv getestete Einzelpersonen verwendet, so die Charité. Es gebe dort 20 Betten für besonders schwer verlaufende Krankheitsfälle. Das Krankenhaus habe aber auch weitere Kapazitäten, hieß es.Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sieht ihr Bundesland ebenfalss gut gerüstet. Im Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam stehen für solche Fälle generell 28 Betten auf der Isolierstation zur Verfügung, auch in Cottbus gibt es im Fall der Fälle klare Abläufe [ctk.de]. Je nach Bedarf kann man dort bis zu 165 Betten getrennt von anderen Patienten einrichten.

Welche Reisebeschränkungen gibt es?

Einige Länder haben die Reisefreiheit momentan massiv eingeschränkt. Das Auswärtige Amt rät deshalb vor Reiseantritt die Botschaft des Ziellandes in Deutschland zu kontaktieren, um zu klären, ob eine Einreise überhaupt möglich ist. Auch Deutschland hat in den vergangenen Tagen mehrfache Auflagen für Reisen im Bundesgebiet oder ins Ausland verschärft. So beschloss das Bundesinnenministerium zuletzt Grenzkontrollen zu verschiendenen Nachbarstaaten kurzfristig eingeführt. Beide Behörden raten eindringlich von unnötigen Reisen ab.

Hinzu kommt, dass viele Reisen gar nicht durchgeführt werden können. Das Angebot der Deutschen Bahn und ihrer privaten Wettbewerber ist eingeschränkt, der ÖPNV fährt in vielen Kommunen in reduziertem Takt. Wer eine Flugreise geplant hatte, sollte unbedingt seine Airline oder den Reiseveranstalter kontaktieren und prüfen, ob der Flug stattfindet oder unter welchen Bedingungen eine Stornierung möglich ist.

Reisende sollten sich auch in die Krisenvorsorgeliste eintragen. 

Das Robert Koch Institut führt eine Liste der Risikogebiete [rki.de].

Wie viele bestätigte Fälle gibt es?

Am 1. März wurde der erste Covid-19-Patient in Berlin bekannt, einen Tag später wurde auch in Brandenburg ein Fall bestätigt. Mittlerweile sind es Hunderte.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) aktualisiert auf seinen Seiten regelmäßig eine Übersicht mit den in Deutschland gemeldeten Fällen.

 

Ist das Virus meldepflichtig?

Ja. Die Ärztin oder der Arzt, der bei einem Patienten den Verdacht auf eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus stellt, muss dies unverzüglich (binnen 24 Stunden) dem Gesundheitsamt gemäß Coronavirus-Meldepflichtverordnung melden. Auch das Labor, das das neuartige Coronavirus bei einem Menschen nachweist, muss dies dem Gesundheitsamt melden.

Was ist das Coronavirus?

Das Wort Corona stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Krone oder Heiligenschein. Aufgrund ihrer vielen Fortsätze erinnern die Erreger dieser Virengruppe unter dem Mikroskop an eine Krone oder an die Strahlen der Sonnenkorona.

Die Coronavirus-Familie hat viele Typen, die den Mensch befallen können. Einige lösen eine gewöhnliche Erkältung aus, während andere, die ihren Ursprung in Fledermäusen, Kamelen und anderen Tieren haben, in schwere Krankheiten wie Sars oder Mers (Mittlerer-Osten-Atemwegssyndrom) ausgeartet sind.

Das nun erstmals in China entdeckte Sars-CoV-2 ist ein neuer Virenstamm, der zuvor noch nicht beim Menschen gaufgetreten war. Es gehört, wie das Sars-Virus, zu den beta-Coronaviren und hat zu 80 Prozent das gleiche Erbgut wie Sars. Die Proteine, mit denen das Virus an menschliche Zellen andockt, unterscheidet sich jedoch wesentlich von Sars.

Die ersten Fälle traten im Dezember 2019 in Wuhan auf, einer Millionenmetropole in der zentralchinesischen Provinz Hubei. Viele Betroffene konnten als Besucher oder Arbeiter eines Markts identifiziert werden, auf dem Wildtiere lebend verkauft oder zum Schlachten angeboten worden. Offensichtlich spielt dieser Markt eine wichtige Rolle beim Überwinden der Arten für das Virus. Von welchem Tier Sars-Cov-2 zuerst auftrat, ist noch unklar. In Wuhan fanden erste Übertragungen von Mensch zu Mensch statt.

Der offizielle Name für die neue Krankheit lautet inzwischen Covid-19. CO steht für Corona, VI für Virus, D für Krankheit (disease) und 19 für das Jahr, in dem es auftauchte.

Woher kommt das Virus?

Die WHO sucht noch nach der tierischen Quelle für das neue Virus. Bekannt ist: Das Reservoir aller Coronaviren sind bestimmte Fledermaus-Arten, die Hufeisennasen-Fledermäuse. Da Fledermaus und Mensch nicht so eng in Berührung kommen, dass eine Übertragung stattfinden könnte, geht die Wissenschaft von einem Zwischenwirt aus.

Christian Drosten, Virologe von der Charité, sprach sich gegen die Theorie chinesischer Wissenschaftler aus, dass das sogenannte "Schuppentier" oder Tannenzapfentier dieser Zwischenwirt sein könnte: "Schuppentiere fressen keine Fledermäuse, und wir würden schon eher eine carnivore (fleischfressende, Anm. d. Red.) Tierart vermuten, die Fledermäuse jagt", sagte Drosten.

Auch bei Sars und Mers hatten Tiere das Virus an den Menschen weitergegeben: Sars ging 2002 von Schleichkatzen oder Marderhunde auf den Menschen über, ebenfalls in China. Bei Mers waren zehn Jahre später Kamele die Ausgangstiere, das Ursprungsland war Saudi-Arabien.

Wie geschieht die Krankheitsübertragung?

Vermutlich wird Covid-19 auf dem Luftweg weitergetragen. Menschen atmen sogenannte Aerosole ein, winzig kleine mit Erregern bestückte Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen entstehen. Offenbar können auch scheinbar Gesunde die Krankheit übertragen. Die Zahl derjenigen, die zwar von dem Virus befallen sind, aber keine Symptome zeigen, wird auf etwa 80 Prozent der Infizierten geschätzt. Viele Menschen können die Krankheit also weitergeben, ohne davon zu wissen.

Zudem ist die Inkubationszeit der Krankheit - also die Zeit, in der die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, vergleichsweise lang. Bis zu 14 Tage können zwischen Infektion und den ersten Symptomen liegen. Dadurch ist das Virus schwer einzudämmen.

Auch Flächen und Griffe, die zuvor von Infizierten angefasst wurden, gelten als Infektionsquellen.

Wie ansteckend ist das Virus?

Im Schnitt steckt ein Infizierter zwei bis drei Menschen an. Ob das so bleibt, hängt davon ab, wie gut die Eindämmungsmaßnahmen sind – die Rate der Weitergabe muss unter den Faktor 1 fallen, um die Ausbreitung von Sars-Cov-2 zu stoppen.

Zum Vergleich: Ein Grippekranker gibt Influenzaviren an zwei bis drei Leute weiter. Besonders ansteckend sind Masern: zwölf bis 18 Personen werden durch einen Infizierten krank.

Die Übertragbarkeit dieses neuartigen Virus ist höher als anfangs gedacht, da es sich ähnlich wie das Grippe- oder Influenzavirus bereits im Rachen vermehrt - und nicht erst in der Lungentiefe wie Sars. Das vereinfacht den Nachweis mit Hilfe von Rachenabstrichen - verkürzt aber auch den Übertragungsweg und erklärt die hohe Ansteckungsgefahr.

Wer ist besonders gefährdet?

Zu den Risikogruppen gehören diejenigen, die schon vorher krank waren. "Eine besondere Risikogruppe sind zudem ältere Menschen, dabei gebe es eine Betonung auf das männliche Geschlecht", so der Berliner Virologe Christian Drosten.

Mit Vorerkrankungen sind vor allem solche Erkrankungen gemeint, die die Immunabwehr schwächen, wie chronische Lungen- oder Nierenkrankheiten. Gefährlich werden könne das Virus auch für Menschen mit transplantierten Organen oder denen, die an einem Tumor leiden, sagte der Leiter der Infektiologie des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main, Antoni Walczok, dem Hessischen Rundfunk.

Für die meisten Kinder, jungen Menschen und Menschen im mittleren Alter ist das Coronavirus aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lebensgefährdend, wenn sie grundsätzlich gesund sind. Das ist der aktuelle Stand der Forschung. Für Infizierte sei vor allem entscheidend, wie der Körper mit dem Virus fertig werde, sagt Torsten Bauer, Chefarzt für Pneumologie am Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf, im rbb.

Wie funktioniert der Test?

Beim Verdacht auf das Coronavirus Sars-Cov-2 wird der Erreger in der Regel mit einem molekularbiologischen Test nachgewiesen. Zunächst nimmt ein Arzt eine Probe aus den Atemwegen eines Patienten - entweder einen Abstrich oder ausgehusteten Schleim. Spezialisten bereiten diese Probe dann im Labor auf und suchen mit einem sogenannten PCR-Test nach dem Erbmaterial des Virus. Vereinfacht gesagt wird dabei ein bestimmter Abschnitt des Viren-Erbguts millionenfach kopiert.

Die Kopien werden mit einer sogenannten Sonde farblich markiert. Diese Farbmarkierung kann dann mit komplexen Geräten sichtbar gemacht werden. Sind entsprechende Farbsignale vorhanden, handelt es sich um eine "positive Probe". Unter idealen Bedingungen dauert ein solcher Test im spezialisierten Labor drei bis fünf Stunden.

Getestet werden nach Angaben von Stephan Hofmeister, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, nur ernsthaft Erkrankte, die auch Kontakt zu infizierten Personen hatten. Die Kosten für die Tests übernehmen die Kassen.

Was sind die Symptome?

Husten und Fieber sind die häufigsten Anzeichen für Covid-19, aber auch andere Erkältungssymptome wie Schnupfen oder Halskratzen oder Fieber können Anzeichen sein. Laut RKI leiden einige Betroffene auch an Durchfall.

Die Erkrankung tritt in der Regel als Erkältungskrankheit in Erscheinung. Kinder sind praktisch nicht betroffen. Die besondere Risikogruppe sind ältere Patienten. Es erkranken mehr Männer als Frauen.

Bei einigen Patienten nimmt die Erkrankung einen schwereren Verlauf und führt dann zu Atemproblemen und einer Lungenentzündung. Bei Menschen mit einem schweren Krankheitsverlauf dauert die Krankheit drei bis sechs Wochen, bis sie wieder abklingt. Wahrscheinlich sind die Betroffenen während der gesamten Erkrankungszeit ansteckend. Leichter Betroffenen erholen sich innerhalb von zwei Wochen

Todesfälle traten bisher vor allem bei Patienten auf, die älter waren und/oder bereits zuvor an chronischen Vorerkrankungen litten.

Wie kann ich mich schützen?

Das wirksamste Mittel gegen ansteckende Atemwegskrankheiten - ob Grippe, Coronavirus oder Erkältung - ist Hygiene: Viel Händewaschen, wenig Händeschütteln, und nicht in die Hand niesen und husten. Ein Mindestabstand von ein bis zwei Metern zu krankheitsverdächtigen Personen kann ebenfalls helfen. Zudem sollten Innenräume häufig gelüftet werden.

Atemmasken können große Mengen an Tröpfchen durch Niesen und Husten abwehren. Sie halten Nutzer auch davon ab, sich an Mund und Nase zu fassen - ein weiterer Weg, um Keime zu stoppen.

Das RKI betont jedoch, dass Händewaschen, Abstandhalten von Kranken und nicht in die Hand zu husten die wichtigsten Maßnahmen gegen die Virusverbreitung sind. "Hingegen gibt es keine hinreichende Evidenz dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, signifikant verringert", heißt es.

Welche Vorsichtsmaßnahmen sind (im Fall einer Pandemie) angeraten?

Das Auswärtigen Amt empfiehlt seit dem 23. Januar 2020, nicht nach Wuhan zu reisen. Auch Reisen nach China sollten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Wer verreisen will, sollte sich auf den Seiten des Auswärtigen Amtes informieren, ob es für das anvisierte Reiseziel eine Reisewarnung gibt.

Um Engpässe zu vermeiden und um sich notfalls für einige Wochen lang zu Hause versorgen zu können, ist es angeraten:

– ausreichende Monatsmengen an wichtigen verschreibungspflichtigen Medikamenten zu haben (soweit nötig und möglich)

– ausreichenden Vorrat an nicht-verderblichen Lebensmitteln anzulegen

– sich Gedanken über zusätzlichen Schutz und Fürsorge nahestehender Freunde, Verwandter und Familienmitglieder machen, besonders Ältere und Kranke, vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem (Krebs, Diabetes, Autoimmunerkrankte)

– Sorge um kranke Familienmitglieder sicherstellen und gleichzeitig versuchen, sich nicht anzustecken

– frühzeitig Möglichkeiten für Betreuung kranker Kinder organisieren

Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

China vermeldete im Januar erste Erfolg bei der Behandlung betroffener Patienten - Fieber und Atemwegssymptome seien zurückgegangen, das Virus nicht mehr nachweisbar. Allerdings ist unklar, womit die Chinesen behandelt haben.

Der WHO zufolge gibt es bislang weder eine Impfung noch eine spezielle Therapie gegen Sars-Cov-2. Vielmehr werden die Patienten symptomatisch therapiert: mittels Gabe von Sauerstoff, Antibiotika, fieber- und schmerzsenkenden Therapien sowie Stabilisierung des Flüssigkeitshaushaltes.

Virologe Christian Drosten gab sich im Tagesschau-Interview zuversichtlich, dass möglicherweise eines der gegen Sars entwickelten Medikamente auch gegen Sars-Cov-2 helfen könnte. Auch ein HIV-Medikament und ein Malaria-Medikament habe sich als wirksam erwiesen.

Anders sieht es bei der Impfung aus: "Das Sars-Virus ist gerade in seinem Hauptoberflächen-Protein doch ausreichend unterschiedlich von diesem neuartigen Coronavirus. Wir müssen also bei der Impfstoffentwicklung von null anfangen. Es wird nicht so sein, dass ein Sars-Impfstoff einfach so quer verwendet werden kann", erklärte Drosten auf dem Press Briefing des SMC und der Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Gibt es Immunität gegen das Virus?

Viele Experten sind der Meinung: Ja, nach überstandener Covid-19-Erkrankung ist man immun gegen den Erreger. Christian Lindmeier, Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO, sprach am 26. Februar im Inforadio-Interview allerdings davon, dass man noch nicht wisse, ob eine Immunisierung eintrete und wie lange die dann Bestand haben könnte.

Wie hoch ist die Sterberate?

Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité, bezifferte am Montag, 2. März, die Covid-19-Sterberate nach den derzeitigen Daten auf 0,3 bis 0,7 Prozent. Von 1.000 Infizierten würden demnach drei bis sieben Personen sterben, so Drosten. Wahrscheinlich liege die tatsächliche Rate aber sogar noch darunter.

Zuerst hatte es geheißen, die Sterberate liege weitaus höher, nämlich bei ein bis zwei Prozent.

Beitrag von Oliver Noffke

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