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Quelle: dpa/Patrick Pleul

#Wiegehtesuns? | Der Profi-Sportler

"Papa, wie kommt Corona in den Kopf?"

Sein letztes Rennen fuhr der Cottbuser Maximilian Levy im Februar bei der Bahnrad-WM in Berlin. Seit der Coronakrise ruht der Sport. Der 32-Jährige hat nun mehr Zeit für die Familie. Aber drei Kinder bringen auch einen Profisportler hart an seine Grenzen. Ein Protokoll.

Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Der Cottbuser Bahnrad-Profi Maximilian Levy (32) trainiert zwar aktuell weiter - aber allein. Auch Wettkämpfe fallen wegen Corona aus. Dafür gibt es viel Familie. So geht es Maximilian:

Es ist nicht ganz einfach, sich um drei Kinder zu kümmern, gerade wenn das jüngste ein knappes Jahr alt ist. Kindergärten und Schulen sind zu. Glücklicherweise haben die Spielplätze und der Tierpark in Cottbus jetzt wieder auf, sodass wir uns dort die Zeit etwas vertreiben konnten.

Für mich selbst habe ich aber gar keine Zeit. Die paar Minuten die bleiben, hängst du am Telefon und versuchst die Dinge zu erledigen, die das normale Leben noch von dir fordert. Immerhin hatten wir etwas Glück, dass meine Frau bis in den April Elternzeit hatte, und wir uns gemeinsam um die Kinder kümmern konnten.

Jetzt haben wir "Schichtbetrieb". Vormittags bin ich dran. Am Nachmittag sie. Und ich kann dann zumindest etwas trainieren, um nicht völlig außer Form zu kommen.  

Als Olympiakader stehen uns natürlich viele Trainingsmöglichkeiten am Cottbuser Stützpunkt zur Verfügung.

Aber wenn ich sehe, dass meine Kollegen nach der Vormittagseinheit, ihren Mittagschlaf machen, und ich noch nicht trainiert habe, aber trotzdem fertig bin, ist das ungewohnt.
Und wenn ich dann auf das Rad steige, kann ich nur versuchen das Level halbwegs zu halten. Mehr ist nicht drin. Wettkämpfe gibt es ja sowie gerade nicht.

Unsere Kinder haben vier, fünf Wochen das Haus und das Grundstück gar nicht verlassen. Das ist für aktive Kinder wie unsere, echt schwer. Dazu kommt, dass sie gern zu den Großeltern wollen. Aber wir müssen ihnen sagen, dass es nicht geht, weil die Älteren ja geschützt werden müssen.

Meine vierjährige Tochter hat mich jetzt gefragt: Papa, wie kommt Corona in den Kopf? Da ist echt schwer eine Antwort zu geben, die das Kind nicht verängstigt.

Ich war neulich auch mit unserem Kleinsten das erste Paar Schuhe kaufen. Und alle im Geschäft hatten Masken auf. Das hat ihn völlig verunsichert. Und erst als die Verkäuferin die Maske ein bisschen von der Nase zog, sah er, dass hinter der Maske ja ein Mensch ist.

Ich fühle mich als Elternteil im Stich gelassen. Auch, weil ich glaube, dass von der Politik nicht richtig wahrgenommen wird, was wir hier gerade leisten. Wir bekommen null Informationen wie es zum Beispiel mit der Schule weitergeht.

Am 25. Mai soll es wieder losgehen. Aber wie? Seit Mitte April werden wir nur vertröstet. Und jetzt heißt es: Die Kinder sollen zwei Tage wieder in die Schule gehen können.

Ich kann im Moment überhaupt nicht vernünftig die nächsten Wochen planen. Das geht gerade alles so schnell. Auf der einen Seiten wurde im März über Nacht das ganze Leben runtergefahren. Jetzt kann es nicht zügig genug gehen, wieder alles zu normalisieren. Wir kommen von einem Extrem in das Andere. Mir wäre es erstmal nur wichtig, dass das mit der Schule geregelt wird. Denn Eltern sind keine Lehrer.

Es wird schwer, diese Freiheit, die wir auch als Sportler genossen haben, zum Beispiel überall hinfliegen zu können, weiter aufrechtzuerhalten. Ich glaube nicht, dass wir in Zukunft einfach sagen: Wir fliegen mal zum Wintertraining nach Kapstadt oder zum Weltcup nach Hongkong. Wenn irgendwas passiert, hängst du dann da plötzlich fest. Diese Unsicherheit ist zumindest bei mir da. Deshalb glaube ich auch nicht, dass nächstes Jahr die Olympischen Spiele tatsächlich stattfinden können.

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