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Audio: Inforadio | 15.01.2021 | Interview mit Dirk Brockmann | Quelle: imago images/Jochen Eckel

Interview | Epidemiologe Brockmann

"Wir müssen an allen Ecken ganz massiv Kontakte reduzieren"

Seit Wochen ist Deutschland wieder im Lockdown, aber die Corona-Zahlen sinken nicht spürbar. Der Epidemiologe Dirk Brockmann vom Robert-Koch-Institut erläutert im rbb-Interview, dass vor allem die Mobilität der Menschen ein Problem ist.

rbb: Herr Brockmann, wieviel Weihnachten steckt noch in den aktuellen Corona-Zahlen?

Dirk Brockmann: Wir haben eine Situation, in der die Zahlen einfach nicht runtergehen. Aber sie gehen auch nicht durch die Decke, wie wir das in Irland beobachtet haben. Aus unseren Analysen zur Mobilität sehen wir, dass die Menschen zu Weihnachten hoch diszipliniert waren. Es gab wenig lange Reisen, die Menschen haben stark verzichtet. Das ist erstmal ein gutes Zeichen für die Disziplin der Menschen. Trotzdem gehen die Zahlen nicht runter.

Zur Person

Dirk Brockmann

ist Physiker und Epidemiologe der Berliner Humboldt-Universität. Für das Robert-Koch-Institut entwickelt er Pandemie-Modelle.

Was können wir denn jetzt noch machen, außer die üblichen AHA-Regeln [Abstand, Hygiene, Alltagsmasken] einzuhalten und auf einen Impftermin zu warten?

Die Lockdown-Maßnahmen haben dazu geführt, dass wir wieder zu einem Plateau gekommen sind und dass die Situation nicht völlig außer Kontrolle geraten ist. Viele dieser Maßnahmen sind wirksam - aber nur, wenn sie auch verinnerlicht sind, wenn sie auch umgesetzt werden. Unsere Modellierungen zeigen, dass wir ganz massiv Kontakte reduzieren müssen. Da, wo es jetzt noch stattfindet, müssen wir weiter reduzieren. Dafür muss die Mobilität stärker eingegrenzt werden. Es müssen weniger Kontakte stattfinden, etwa auf dem Weg zur Arbeit, und möglichst noch mehr Homeoffice. Es muss sozusagen an allen Ecken, wo noch Kontakte passieren, eingespart werden.

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Was würde es bringen, das Fahren in überfüllten Zügen oder das Arbeiten im Büro weiter zu reduzieren?

Unsere Mobilitätsdaten zeigen, dass es beispielsweise in Berlin immer noch den Arbeitsverkehr gibt, also den Berufsverkehr morgens und abends. Es sind immer noch viele Leute im ÖPNV zur Arbeit unterwegs - sicherlich viele, die auch im Homeoffice arbeiten könnten. Wir müssen wirklich alles unter die Lupe nehmen, wir müssen einfach noch mehr machen. Ich hasse es immer wieder, das sagen zu müssen, aber nur das ist der Weg raus aus diesen hohen Zahlen.

Das Gespräch mit Dirk Brockmann führte Stefan Ozsváth im rbb-Inforadio. Dies ist eine gekürzte und redigierte Fassung. Das komplette Gespräch können Sie nachhören, wenn Sie oben im Bild das Audio klicken.

Sendung: Inforadio, 15.01.2021, 07.05 Uhr

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