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Audio: Inforadio | 01.03.2021 | Sabine Müller | Quelle: dpa/Clara Margais

Zahlen nach wie vor gering

Berlin verimpft nur ein Drittel seiner Astrazeneca-Dosen

Aktuelle Zahlen des Robert-Koch-Instituts belegen: Astrazeneca-Impfungen laufen in Berlin immer noch schleppend. Das Vakzin wird derzeit nur im Impfzentrum Tegel eingesetzt. Dort ist die Auslastung überschaubar. Doch das könnte sich bald ändern.

Die Zahl der der verimpften Astrazeneca-Dosen ist in Berlin nach wie vor gering. Von den bislang 64.800 Impfstoffdosen, die vorrätig sind, wurde bis zum 1. März nur etwa jede Dritte geimpft. Das geht aus Daten des RKI-Impfmonitorings [rki.de] hervor, die die rbb-Abendschau ausgewertet hat. Demnach wurden in Berlin bislang 23.869 Astrazeneca-Impfstoffdosen eingesetzt, das sind 36,8 Prozent der vorrätigen Gesamtmenge.

Berlin habe aber einen Anteil von 5,0 Prozent an den deutschlandweit genutzten Astrazeneca-Dosen, betonte der Sprecher der Gesundheitsverwaltung. "Obwohl der Bevölkerungsanteil nur 4,4 Prozent beträgt."

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Allerdings seien 72 Prozent des Astrazeneca-Impfstoffs in Berlin "quasi schon weg", betonte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses. Knapp 47.000 Dosen des gelieferten Impfstoffs seien entweder schon verimpft worden oder terminiert, erklärte sie. Das Land Berlin hält laut Kalayci nicht mehr die Hälfte der AstraZeneca-Dosen für den Zweittermin zurück, sondern nur noch eine Wochenration.

Der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers wird derzeit ausschließlich im Terminal C des ehemaligen Berliner Flughafens Tegel verimpft. Dort war zuletzt die Auslastung überschaubar. Impfstart im Nordwesten Berlins war am 10. Februar mit anfangs rund 200 Impfungen pro Tag. Am Montag darauf waren es 405, am Dienstag darauf 425. Das Impfzentrum hat im Vollbetrieb eine Kapazität von bis zu 3.800 Impfungen.

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Der Impfstoff von Astrazeneca wird anders als die Präparate der Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna bislang nur Menschen unter 65 Jahren gespritzt. Für das Impfzentrum in Tegel können deshalb ältere Berlinerinnen und Berliner keine Termine vereinbaren. Dort sind bisher medizinisches Personal und Pflegepersonal geimpft worden.

Demnächst dürften die Helferinnen und Helfer in Tegel allerdings deutlich mehr zu tun bekommen: Derzeit erhalten 12.000 Polizisten Impftermine für das Impfzentrum. Die Impfungen sind freiwillig. Nach Angaben eines Sprechers ist unter den Polizisten die Nachfrage nach einer schnellen Impfung hoch. Bei der Berliner Feuerwehr sind die Impfungen schon weit fortgeschritten: Mehr als jede dritte Einsatzkraft hat bereits eine Corona-Impfung erhalten. Seit Mitte Januar gab es dort mehr als 2.200 Erstimpfungen und rund 1.220 Zweitimpfungen, wie die Feuerwehr am Montag mitteilte.

Auch für Berliner Kita- und Schulbeschäftigte ist das Impfzentrum im ehemaligen Flughafen Tegel vorgesehen. Die Einladungen für Impfungen dort sollen sie nach rbb-Informationen ab Ende dieser Woche erhalten. Kita- und Förderzentrenbeschäftigte sowie Tagesmütter und -väter sollen sich als erste im Bildungsbereich impfen lassen können. Als nächste Gruppe folgten die Beschäftigten an Grundschulen.

Ab kommendem Montag (8.3.) wird Astrazeneca auch im Corona-Impfzentrun im Hangar 4 des ehemaligen Flughafens Tempelhof eingesetzt. Das Zentrum ist das letzte der insgesamt sechs in Berlin, dass dann den Betrieb aufnimmt.

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Müller: "Würde mich mit Astrazeneca impfen lassen"

Unterdessen spricht sich Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller für den Corona-Impfstoff von Astrazeneca aus, der bei einigen Menschen in Deutschland auf Vorbehalte trifft. "Ich würde mich sofort mit Astrazeneca impfen lassen und hätte überhaupt keine Probleme damit", sagte der SPD-Politiker am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Da vertraue ich auf die Wissenschaft und die Medizin", so Müller. "Das Entscheidende ist doch, dass man dann nicht mehr schwer erkranken kann. Wichtig ist, dass man nicht auf der Intensivstation behandelt werden muss oder an der Erkrankung stirbt."

Der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca hat eine geringere Wirksamkeit als jener von Biontech/Pfizer und Moderna, aber mit 70 bis 80 Prozent Wirksamkeit nach Expertenmeinung immer noch eine gute. Wirksamkeit beschreibt nicht, bei wie vielen Menschen eine Impfung wirkt, sondern bedeutet: In einer Gruppe von geimpften Personen traten 70 Prozent weniger symptomatische Erkrankungen auf als bei ungeimpften Personen. Heißt: Die Gruppe der Geimpften hat ihr Risiko, symptomatisch an Covid-19 zu erkranken, um 70 Prozent reduziert. In den Studien wurde als "symptomatisch erkrankt" gezählt, wer positiv auf Corona getestet wurde und schon milde Symptome wie Husten bekam.

Studienergebnisse zeigten, dass der Impfstoff gegen die sogenannte britische Variante, die sich auch in Deutschland weiter ausbreitet, zu 75 Prozent wirksam ist. Bei der in Südafrika erstmals entdeckten Variante scheint der Stoff eine geringere Wirksamkeit zu besitzen [dw.com]. Beim entscheidenden Ziel, dem Schutz vor schweren und tödlichen Verläufen, schneidet der Stoff von Astrazeneca vergleichbar gut ab, wie die anderen Impfstoffe. In sämtlichen Studien für die zugelassenen Impfstoffe musste nicht eine geimpfte Person wegen Covid-19 ins Krankenhaus, keine starb.

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Die Ständige Impfkommission in Deutschland (Stiko) hatte das Vakzin - anders als die EU-Arzneimittelbehörde EMA und die WHO - vorerst nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren empfohlen, weil ausreichend Daten zur Wirkung bei Älteren fehlten. Die meisten Teilnehmer an den Studien waren zwischen 18 und 55 Jahre alt. Vor diesem Hintergrund sind manche Menschen skeptisch, als Folge sind viele verfügbare Dosen noch nicht gespritzt.

Mittlerweile will die Stiko ihre Empfehlung überdenken und könnte das Vakzin bald auch für Ältere empfehlen, da aus Großbritannien Daten zu den Impfungen unter Realbedingungen vorliegen. Der Vorsitzende Stiko, Thomas Mertens, kündigte im ZDF an: "Das ist möglich und das werden wir auch tun", sagte Mertens. Nun werde es "sehr bald zu einer neuen, aktualisierten Empfehlung kommen" - auch weil dann wahrscheinlich der Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson zugelassen sein werde. Laut dem Immunologen Danny Altmann vom Imperial College London zeigten die Daten von den realen Impfungen in Großbritannien eine sehr gute Wirksamkeit in der Altersgruppe über 70, die mit der Wirkung in anderen Altersgruppen vergleichbar sei [theguardian.com].

In Großbritannien erhielten seit dem 8. Dezember mehr als 20 Millionen Menschen die erste Dosis des Astrazeneca-Impfstoffs, etwa 800.000 erhielten die zweite der zwei vorgesehenen Dosen. Anders als in Deutschland ist er dort für alle Altersklassen zugelassen.

Sendung: Abendschau, 01.03.2021, 19:30 Uhr

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