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Quelle: imago images/Jochen Eckel

Angebot an den Senat

Berliner Amtsärzte wollen beim Impfen mitmachen

In dieser Woche haben Hausärzte in ihren Praxen mit den Corona-Impfungen begonnen, und schon läuft das Impftempo an. Nun wollen sich auch Amtsärzte beteiligen. Das könnte dem Land Geld sparen und die Immunisierung vulnerabler Gruppen schneller voranbringen.

Die Berliner Amtsärzte haben sich beim Senat dafür stark gemacht, auch den öffentlichen Gesundheitsdienst in der Pandemie mitimpfen zu lassen. Bisher sei das nicht vorgesehen, dabei sei es für das Land auch wirtschaftlicher und schneller, sagte der Neuköllner Amtsarzt Nicolai Savaskan der Deutschen Presse-Agentur. Die zwölf Amtsärzte seien sich einig, dass diese Zusatzaufgabe für die Ämter zu schaffen sei. Der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid bestätigte dem rbb am Freitag, dass ein solches Schreiben an den Senat geschickt worden sei.

Ärzte verschiedener Fachrichtungen wie Kinder- und Jugendmediziner, Psychiater und Allgemeinärzte sowie weitere Disziplinen innerhalb der Gesundheitsämter seien gut in der Lage, Impfungen gegen Covid-19 zu geben, betonte Savaskan. Im Vergleich zu den 120 Euro pro Stunde, die Mediziner in den Impfzentren als Vergütung erhielten, spare eine Beteiligung der Gesundheitsämter dem Land Kosten. Denn hier fiele dann kein Extra-Honorar für Impfungen gegen Covid-19 an.

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Neukölln Amtsarzt: Wir müssen uns beeilen

Vor allem aber könnten die Gesundheitsämter laut Savaskan die Immunisierung zum Beispiel bei vulnerablen Gruppen wie Krebs- oder HIV-Patienten schneller voranbringen. Auch für Behinderte oder psychisch kranke Menschen sei der Service denkbar. Denn durch die
Beratungsstellen in den Bezirken gebe es ohnehin bereits viele Kontakte zu diesen Bevölkerungsgruppen.

Mit der wachsenden Zahl an zugelassenen Impfstoffen und größeren Lieferungen sollten neben den Impfzentren und Praxisärzten deshalb alle impfen, die das gut könnten, sagte der Neuköllner Mediziner. "Wir müssen uns beeilen." Es sei logistisch überhaupt kein Problem, neben einem Testzentrum in einem Gesundheitsamt auch eine Impfstelle aufzumachen oder Impfbedürftige mobil aufzusuchen.

Gesundheitsämter könnten ergänzend impfen

Bereits vor der Pandemie hätten Gesundheitsämter aktiv Schutzimpfungen für unversicherte Menschen, Sexarbeiterinnen ohne klaren Aufenthaltsstatus oder Versicherungsstatus angeboten - in Ergänzung zum übrigen Gesundheitssystem, argumentierte auch der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid. "Wir haben angeboten, dass wir das einfach übernehmen. Impfungen gehören ja ohnehin zu unserem Portfolio", sagte Larscheid am Freitag dem rbb.

Vorausschauend könnte es zum Beispiel Aufgabe der Gesundheitsämter werden, Kinder- und Jugendliche gegen Covid-19 zu immunisieren, sobald Impfstoffe auch für sie zugelassen würden. Ein Hersteller rechnet nach Studien bereits für das nächste Schuljahr damit, wenn die Prüfbehörden auf EU-Ebene grünes Licht geben. Die Anträge würden demnächst eingereicht.

Sendung: Inforadio, 09.04.2021, 7 Uhr

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