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Quelle: dpa/Hans Ringhofer

Vielversprechende Studien

Biontech stellt Covid-Impfungen für Kinder und Kleinkinder bis Herbst in Aussicht

Bislang muss man mindestens 16 Jahre alt sein, um gegen das Coronavirus geimpft werden zu können. Dabei sind ausgerechnet Kinder zunehmend von Infektionen betroffen. Biontech hat nun angekündigt, dass im Herbst Impfstoffe für Schul- und Kleinkinder möglich seien.

Das Forschungsunternehmen Biontech geht davon aus in wenigen Wochen einen wirksamen Impfstoff gegen Covid-19 für Kinder anbieten zu können. Geschäftsführer Uğur Şahin sagte dem "Spiegel", entsprechende Studien verliefen vielversprechend. "Wir sind auf einem guten Weg." Erste Impfungen für Schulkinder könnten schon Anfang Juni möglich sein.

Bislang darf der Impfstoff erst ab 16 Jahren verabreicht werden. Weltweit ist noch kein Vakzin gegen Covid-19 für Jüngere zugelassen. Im Januar war Biontech davon ausgegangen, ab 2022 einen Impfstoff für Kinder anbieten zu können.

Nun will Biontech bereits am kommenden Mittwoch eine Zulassung für Kinder ab zwölf bei der europäischen Arzneimittelbehörde Ema beantragen. Gemeinsam mit dem US-Pharmariesen Pfizer hatte Biotench bereits Anfang des Monats eine Notfallzulassung in den USA beantragt. In ersten Studien hatte kein Kind dieser Altersgruppe Symptome einer Covid-Erkrankung gezeigt, nachdem es den Impfstoff erhalten hatte [deutsche-apotheker-zeitung.de].

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Dem "Spiegel" sagte Şahin, er rechne im Juli mit Studienergebnissen für jüngere Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren und im September für jüngere Kleinkinder. Vier bis sechs Wochen später könnten entsprechende Zulassungen vorliegen.

Bei den Studien waren zunächst ältere Kinder untersucht worden. Wegen guter Verträglichkeit wurden dann jüngere Jahrgänge einbezogen. Derzeit laufen Studien mit Kleinkindern ab sechs Monaten.

Da bisher kein Kind aus den Studien trotz Impfung Symptome einer Erkrankung gezeigt hat, scheint eine Wirksamkeit von 100 Prozent möglich. Bei Impfstoffen bezieht sich der Begriff Wirksamkeit immer auf die symptomatisch Infizierten, nicht auf die Geimpften. Damit ist also nicht gemeint, bei wie vielen Menschen eine Impfung wirkt. Es geht stattdessen darum, wie viele Erkrankungen weniger zu erwarten sind.

Zudem ist es egal, ob schwere Verläufe registriert wurden oder lediglich eine Schnupfnase. Bei den geimpften Kindern in der Studie sind bislang offenbar selbst milde Symptome ausgeblieben.

Merkel war Anfang der Woche noch pessimistischer

Noch auf dem Imfgipfel von Bund und Ländern soll sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) pessimistischer zu dem Thema geäußert haben. Laut dem Sender N-TV soll Merkel gesagt haben, für jüngere Kinder werde wohl erst im Frühjahr 2022 ein Impfstoff zur Verfügung stehen [n-tv.de]. "Wir werden also im Herbst eine schwierige Situation an den Grundschulen haben. Dort müssen wir uns auf den Betrieb mit ungeimpften Kindern einstellen", wird die Bundeskanzlerin zitiert.

Ob dieses Szenario vermieden werden kann, hängt maßgeblich davon ab, ob Biontech in seinen Fabriken zusätzliche Kapazitäten schaffen kann. Sollte dies nicht möglich sein, wird der Impfstoff für Kinder zu Lasten der bisherigen Produktion hergestellt werden müssen. Das ist bislang noch unklar. Allerdings werde für Kinder eine deutlich geringere Dosierung der Mittel notwendig sein, so Şahin im "Spiegel".

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Schwere Covid-Verläufe sind unter Kindern bisher selten. Da das Virus mutiert, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich dies im weiteren Verlauf der Pandemie ändern könnte - zumal die Kinder zum Reservoir für Sars-CoV-2 werden könnten, wenn sich Erwachsene dem Virus durch Impfungen immer stärker entziehen können. Schon jetzt sind Kinder stärker von Infektionen betroffen als der Rest der Gesellschaft.

Laut dem aktuellen Lagebericht zur Corona-Pandemie des Robert-Koch-Instituts sind Ansteckungen derzeit insbesondere unter Kindern und Jugendlichen sehr häufig [rki.de; Seite 10 des Berichts]. Die 7-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe 15 bis 19 Jahren lag in der vergangenen Woche mit 260 Ansteckungen pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche am höchsten. Die Altersgruppe der Zehn- bis 14-Jährigen lag mit einem Wert von 234 auf Platz drei, gefolgt von den Fünf- bis Neunjährigen (224). Für die Gesamtbevölkerung liegt dieser Wert bei 168.

Sendung: Inforadio, 29.04.2021, 17 Uhr

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