Vielversprechende Studien - Biontech stellt Covid-Impfungen für Kinder und Kleinkinder bis Herbst in Aussicht

Do 29.04.21 | 19:38 Uhr
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Symbolbild: Ein Kind wird geimpft (Quelle: dpa/Hans Ringhofer)
Bild: dpa/Hans Ringhofer

Bislang muss man mindestens 16 Jahre alt sein, um gegen das Coronavirus geimpft werden zu können. Dabei sind ausgerechnet Kinder zunehmend von Infektionen betroffen. Biontech hat nun angekündigt, dass im Herbst Impfstoffe für Schul- und Kleinkinder möglich seien.

Das Forschungsunternehmen Biontech geht davon aus in wenigen Wochen einen wirksamen Impfstoff gegen Covid-19 für Kinder anbieten zu können. Geschäftsführer Uğur Şahin sagte dem "Spiegel", entsprechende Studien verliefen vielversprechend. "Wir sind auf einem guten Weg." Erste Impfungen für Schulkinder könnten schon Anfang Juni möglich sein.

Bislang darf der Impfstoff erst ab 16 Jahren verabreicht werden. Weltweit ist noch kein Vakzin gegen Covid-19 für Jüngere zugelassen. Im Januar war Biontech davon ausgegangen, ab 2022 einen Impfstoff für Kinder anbieten zu können.

Nun will Biontech bereits am kommenden Mittwoch eine Zulassung für Kinder ab zwölf bei der europäischen Arzneimittelbehörde Ema beantragen. Gemeinsam mit dem US-Pharmariesen Pfizer hatte Biotench bereits Anfang des Monats eine Notfallzulassung in den USA beantragt. In ersten Studien hatte kein Kind dieser Altersgruppe Symptome einer Covid-Erkrankung gezeigt, nachdem es den Impfstoff erhalten hatte [deutsche-apotheker-zeitung.de].

Hundertprozentiger Schutz scheint möglich

Dem "Spiegel" sagte Şahin, er rechne im Juli mit Studienergebnissen für jüngere Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren und im September für jüngere Kleinkinder. Vier bis sechs Wochen später könnten entsprechende Zulassungen vorliegen.

Bei den Studien waren zunächst ältere Kinder untersucht worden. Wegen guter Verträglichkeit wurden dann jüngere Jahrgänge einbezogen. Derzeit laufen Studien mit Kleinkindern ab sechs Monaten.

Da bisher kein Kind aus den Studien trotz Impfung Symptome einer Erkrankung gezeigt hat, scheint eine Wirksamkeit von 100 Prozent möglich. Bei Impfstoffen bezieht sich der Begriff Wirksamkeit immer auf die symptomatisch Infizierten, nicht auf die Geimpften. Damit ist also nicht gemeint, bei wie vielen Menschen eine Impfung wirkt. Es geht stattdessen darum, wie viele Erkrankungen weniger zu erwarten sind.

Zudem ist es egal, ob schwere Verläufe registriert wurden oder lediglich eine Schnupfnase. Bei den geimpften Kindern in der Studie sind bislang offenbar selbst milde Symptome ausgeblieben.

Merkel war Anfang der Woche noch pessimistischer

Noch auf dem Imfgipfel von Bund und Ländern soll sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) pessimistischer zu dem Thema geäußert haben. Laut dem Sender N-TV soll Merkel gesagt haben, für jüngere Kinder werde wohl erst im Frühjahr 2022 ein Impfstoff zur Verfügung stehen [n-tv.de]. "Wir werden also im Herbst eine schwierige Situation an den Grundschulen haben. Dort müssen wir uns auf den Betrieb mit ungeimpften Kindern einstellen", wird die Bundeskanzlerin zitiert.

Ob dieses Szenario vermieden werden kann, hängt maßgeblich davon ab, ob Biontech in seinen Fabriken zusätzliche Kapazitäten schaffen kann. Sollte dies nicht möglich sein, wird der Impfstoff für Kinder zu Lasten der bisherigen Produktion hergestellt werden müssen. Das ist bislang noch unklar. Allerdings werde für Kinder eine deutlich geringere Dosierung der Mittel notwendig sein, so Şahin im "Spiegel".

Corona-Infektionen unter Kindern und Jugendlichen am höchsten

Schwere Covid-Verläufe sind unter Kindern bisher selten. Da das Virus mutiert, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich dies im weiteren Verlauf der Pandemie ändern könnte - zumal die Kinder zum Reservoir für Sars-CoV-2 werden könnten, wenn sich Erwachsene dem Virus durch Impfungen immer stärker entziehen können. Schon jetzt sind Kinder stärker von Infektionen betroffen als der Rest der Gesellschaft.

Laut dem aktuellen Lagebericht zur Corona-Pandemie des Robert-Koch-Instituts sind Ansteckungen derzeit insbesondere unter Kindern und Jugendlichen sehr häufig [rki.de; Seite 10 des Berichts]. Die 7-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe 15 bis 19 Jahren lag in der vergangenen Woche mit 260 Ansteckungen pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche am höchsten. Die Altersgruppe der Zehn- bis 14-Jährigen lag mit einem Wert von 234 auf Platz drei, gefolgt von den Fünf- bis Neunjährigen (224). Für die Gesamtbevölkerung liegt dieser Wert bei 168.

Sendung: Inforadio, 29.04.2021, 17 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    " treten wohl auf" oder auch nicht. In der Kombination Alkohol,Nikotin, Ibu, Tilidin etc. treten immer mal entzündliche Erkrankungen der wichtigen Organe auf, auch ohne Impfungen. Einfaches Prinzip von Ursache und Wirkung. In D gibt es noch gar keine ausreichend große Kohorte geimpfter junger Männer mit messbaren Nebeneffekten.
    Im Artikel geht es um Impfung bei Kindern. Das ist noch ein anderer Forschungsgegenstand.

  2. 12.

    Gegen so manche Krankheit scheint es noch keine adäquate Behandlung zu geben. Zumal dann, wenn den Betroffenen die Einsicht fehlt krank zu sein.

  3. 11.

    Wenn wir nur noch mit Mutmaßungen agieren, werden wir nie mehr aus dem gesundheits Dilemma kommen.
    Fakt ist, Kinder und Jugendliche haben zu 99,9% keinen schweren Verlauf, sind also nicht gefährdet
    Und Fakt ist es auch wenn sich viele Erwachsene geimpft haben, besteht keine Gefahr mehr, auch nicht von Kindern.
    Hört auf hier immer wieder neue Panik Thema aufzumachen, ich frage mich wie die Menschheit die spanische Grippe überleben konnte.
    Nach dieser Logik müssten da ja schon Milliarden an Mutationen längst die gesamte Menschheit hin gerafft haben.

  4. 10.

    Ich gebe ihnen natürlich Recht! Aber in der Zeit die wir jetzt haben ist vollumfängliche Bildung nicht sooooo gefragt, mit leerem Kopf nickt es sich leichter. Ich glaube das ist jetzt für unsere Regierung wichtiger!

  5. 8.

    Im Zusammenhang mit der Biontech-Impfung treten wohl v. a. bei jungen Männern Herzmuskelentzündungen auf.....Untersuchungen dazu laufen.

  6. 7.

    Solch eine Frage kann nur jemand ohne Kinder stellen. Die Schulen sind geöffnet um die Kinder zu bilden, das Lesen,Schreiben und Rechnen beizubringen, um den Eltern die Doppelbelastung von Job und Lehren nicht aufbürden zu müssen, um sicher zu stellen dass aus den Kindern keine asozialen Zombies werden ... Erst nachdenken, dann schreiben!

  7. 6.

    Impfungen für Kinder ab Herbst. Zwar eine gute Nachricht, hört sich aber auch etwas anders an, als die Mär, die der Bundesgesundheitsminister schon wieder verbreitet, Impfungen in den Sommerferien. In Berlin beginnen die im Juni.

  8. 4.

    ...und bis das "Zeug" da ist, bleiben bitte die Routen nach und von Südostasien gesperrt.

    Ich denke, dass niemand hier ernsthaft "Bock" auf die "Indische Mutante" von COVID-19 hat...

    Ansonsten ist die Nachricht eine gute Nachricht.

  9. 3.

    Warum werden bei diesen Zahlen nicht längst die Schulen geschlossen? Es ist ja kein Wunder, dass, die Zahlen langsam runtergehen. Inzwischen sind ja einige Erwachsene geimpft, Kinder aber noch gar nicht. Da freut sich das Virus und alle gucken zu.

  10. 2.

    Das sind ja recht gute Nachrichten und wenn es tatsächlich in absehbarer Zeit möglich ist, auch Kinder jeden Alters zu impfen, bekommen wir auch diese Pandemie in den Griff.

    Mein Dank geht an alle Eltern und Kindern, die die Testung und damit die notwendigen Studien für die Zulassung ermöglichen.

  11. 1.

    Und wann läßt sich der Vorzeigemigrant und Neumilliardär Sahin impfen? Oder seine Angestellten?
    Immer noch „keine Zeit“!?
    Entweder die Brühe ist nutzlos oder giftig, sonst hätte der sich schon zur besten Sendezeit live im Fernsehen impfen lassen.
    Wenn man allerdings seit 15 Jahren Unternehmer ist, noch nie Gewinn gemacht hat oder ein Medikament auf den Markt gebracht hat, sollte man doch lieber anderen Menschen seine Gesundheit anvertrauen.

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