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Audio: Inforadio | 19.01.2022 | Jenny Barke | Quelle: dpa/S. Simon

Geplante Einschränkung

Was mache ich bei einem positiven Schnelltest, wenn PCR-Tests künftig wegfallen?

Weil viele Labore am Limit sind, sollen PCR-Tests eingeschränkt werden. Die neuen Beschlüsse könnten schon kommende Woche gelten. Was heißt das also künftig, wenn ich einen positiven Schnelltest habe? Von Jenny Barke

Die zwei Striche, die einen Corona-Schnelltest als positiv ausweisen, lösen erst einmal Herzklopfen aus. Endgültige Gewissheit hat bisher der PCR-Test gebracht. Der könnte allerdings ab kommender Woche für die meisten Menschen wegfallen.

Mit den neuen Einschränkungen soll es dann wieder eine Priorisierung geben: Schlägt der Antigen-Schnelltest positiv aus, folgt ein kostenloser PCR-Test nur noch für bestimmte Gruppen. Darunter zählen Beschäftigte der kritischen Infrastruktur sowie Menschen, die mit Risikogruppen in Kontakt kommen. Außerdem haben diejenigen ein Recht auf einen PCR-Test, die nach dem positiven Schnelltest auch typische Corona-Symptome zeigen.

Den Antrag auf eine Einschränkung der PCR-Tests hatte Berlin am Montag in die Gesundheitsministerkonferenz eingebracht, weil die Labore an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen. Zuletzt wurden in Berlin nach Angaben der Gesundheitsverwaltung knapp 50.000 PCR-Tests pro Woche durchgeführt. Die Tendenz könnte bei der derzeitigen Inzidenz noch steigen. Auch in Brandenburg können große Labore die derzeit wachsende Zahl an PCR-Tests kaum noch bewältigen.

Die Gesundheitsministerinnen und -minister wollen vor der für nächsten Montag geplanten Bund-Länsder-Runde über die PCR-Test-Strategie beraten, vermutlich am Samstag.

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Kein kostenloser PCR-Test bei roter Corona-Warn-App

Das bedeutet im Umkehrschluss auch: Wer einen positiven Schnelltest, aber keine Symptome hat, bekommt keinen kostenlosen PCR-Test mehr. Auch nicht, wenn die Corona-Warn-App auf Rot springt.

Mit der veränderten Test-Strategie würden auch die Schnelltests aufgewertet werden, sagt der Vorsitzende der Berliner Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Burkhard Ruppert. "Ich denke, was man erkennen kann, ist, dass die Politik wieder deutlich darum bemüht ist, diese Inflation an PCR-Tests auf das medizinisch und epidemiologisch notwendige Maß herunterzufahren", so Ruppert weiter.

Denn bei vielen - vor allem den Geboosterten oder kürzlich zweifach Geimpften - sei oft kein Corona ausgebrochen. Bei ihnen reiche es, wenn sie sich nach einem positiven Schnelltest isolieren. "Das Wesentliche scheint mir dann zu sein, sich nicht nur auf diesen Test zu kaprizieren, sondern zu schauen, ob ich Symptome habe", sagt Ruppert.

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Wie funktioniert die Krankschreibung?

Wenn dann Symptome auftreten, lohnt sich der PCR-Test - und ist auch eine Krankschreibung möglich. Denn ein positiver Schnelltest allein reicht nicht für eine Krankschreibung. Der Vorsitzende der Brandenburger KV, Peter Noack, rät allerdings dazu, den Besuch bei der Arztpraxis zu vermeiden: "Ich rufe die Arztpraxis besser an und versuche einen Termin zum Besuch oder Testen zu vereinbaren, oder informiere mich im Netz, welche Praxen Covid-Sprechstunden haben." Die sogenannten Covid-19-Praxen finden sich auf den Seiten der KV Berlin [kvberlin.de] und KV Brandenburg [kvbb.de].

Abgesehen von diesen Ratschlägen ist allerdings noch wenig über die neue Teststrategie bekannt. Es stehe so zum Beispiel noch nicht fest, ob Menschen, die symptomfrei blieben, wegen eines positiven Schnelltests trotzdem in Quarantäne müssten, so Ruppert. Auch zur Frage nach Lohnfortzahlungen für Arbeitnehmer, die sich isolieren müssen, ist biser noch nichts bekannt. Darüber diskutieren aktuell die Gesundheitsminister der Länder.

Noch ist PCR-Test möglich

Als wahrscheinlich gilt hingegen, dass man sich auch mit der neuen Regelung nach sieben Tagen Quarantäne mit einem Schnelltest freitesten kann. Das hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bereits vorgeschlagen.

Andere Empfehlungen werden wohl bleiben wie gehabt: Bei einem positiven Schnelltest sollte man Kontakte meiden, sich freiwillig isolieren und die Kontaktpersonen informieren.

Bei all den offenen Fragen betont die KV Berlin allerdings auch, dass die Regelungen im Moment noch nicht gelten. Wer also nach einem positiven Test verunsichert ist, kann auch immer noch bis zur Änderung der Teststrategie kommende Woche einen kostenlosen PCR-Test in Anspruch nehmen.

Obacht beim Schnelltesten

Wer künftig vermehrt auf die Antigen-Schnelltests vertraut, sollte allerdings einen genauen Blick auf die Qualität werfen. Mehr als 600 Anbieter haben ihre Produkte aktuell auf dem deutschen Markt. Eine unabhängige Kontrolle gibt es bisher nicht. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat mehr als 250 Tests untersucht - jeder fünfte ist dabei durchgefallen.

Die zuverlässigen Tests hat das PEI auf seiner Webseite gelistet [pei.de]. Dessen Präsident Klaus Cichutek zeigt sich zumindest in einem sicher: "Falsch-positive" Testergebnisse seien bei diesen gelisteten Antigen-Schnelltests so gut wie ausgeschlossen.

Sendung: Inforadio, 19.01.2022, 18:23 Uhr

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