Kapazitäten in Berlin am Limit - Labore für PCR-Tests in Brandenburg befürchten Überlastung

In einigen Bundesländern sind die Labore bei der Auswertung der PCR-Tests überlastet, auch in Berlin sind die Tests bereits knapp geworden. In Brandenburg ist die Lage noch nicht angespannt, doch die Labore sehen bereits Probleme.
Große Labore in Brandenburg können die derzeit wachsende Zahl an PCR-Tests noch bewältigen, rechnen aber mit Schwierigkeiten bei einer starken Zunahme. "Momentan können wir die Ansprüche unserer Praxen, die Corona-Proben zu uns schicken, gut erfüllen", sagte die Leiterin des Labors Potsdam des Instituts für medizinische Diagnostik (IMD), Anja Kleiber-Imbeck, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
Wenn aber die Zahl der Corona-Proben deutlich steige, werde es schwierig. Das Labor hat eine Kapazität von bis zu 1.100 Corona-PCR-Tests pro Tag. Unter anderem mit einem Vorrat an Reagenzien und Abstrichtupfern sollen die PCR-Tests sichergestellt werden.
Nach Angaben des Branchenverbandes nähern sich die Medizinlabore in Deutschland in der Corona-Krise zunehmend den Grenzen ihrer Auslastung. "Die hohen Infektionszahlen gehen mit vielen Tests einher. Weil derzeit kaum priorisiert wird bei PCR-Tests, stoßen die Labore in Deutschland zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen", hatte der Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin, Michael Müller, der "Rheinischen Post" gesagt.
Freitesten auch mit Schnelltests möglich
Das Gemeinschaftslabor Cottbus MVZ mit sechs Standorten im Süden bis zum Einzugsgebiet Teltow-Fläming hat technisch aufgerüstet. Es kann nach Angaben seines Leiters Karsten Mydlak bis zu 12.000 PCR-Tests in der Woche bearbeiten. Von einer Überlastung könne er derzeit nicht berichten. "Wir liegen zwischen 65 und 70 Prozent der Auslastung." Andere Bundesländer seien stärker von Omikron betroffen. "Aber machen wir uns nichts vor, es ist eine Momentaufnahme. Warum sollte es in einem schlechter geimpften Süden so bleiben?", schätzte der Facharzt für Labormedizin ein. Er stelle sich auf steigende Zahlen ein.
In Erwartung mangelnder PCR-Testkapazitäten in den kommenden Wochen wies Mydlak darauf hin, dass Menschen, die nicht in der kritischen Infrastruktur arbeiten, sich bei leichten Verläufen mit einem anerkannten Schnelltest freitesten können.
Lauterbach setzt Prioritäten bei PCR-Tests
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte am Freitag, er rechne damit, dass Krankenhäuser und Labore durch die hohen Ansteckungszahlen mit der Omikron-Variante des Coronavirus an ihre Belastungsgrenzen kommen werden. Deshalb sollten PCR-Tests künftig vorrangig eingesetzt werden für Personal im Gesundheitswesen und in Pflegeeinrichtungen. Er habe diese Priorisierung am Donnerstag veranlasst, sagte er.
Die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) sprach mit Blick auf die PCR-Kapazitäten in der Hauptstadt von einer "Problemlage", an der die Verwaltung arbeite. "Hier muss ich einfach feststellen, dass wir nicht nur in Berlin, sondern bundesweit eine Knappheit an PCR-Tests haben", sagte Gote. "Aber ich sage ganz klar: Wir können dieses Problem nicht komplett auflösen, weil es nicht allein in unserer Hand liegt."
Wie der rbb berichtete, gibt es seit einigen Tagen in Berlin vielerorts lange Schlangen vor Testzentren. Teilweise wurden Menschen wieder nach Hause geschickt, ohne einen PCR-Test gemacht haben zu können, obwohl sie ein positives Schnelltestergebnis hatten. Der Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin, Michael Müller, sagte am Donnerstag dem rbb, in Berlin seien zuletzt 86.000 PCR-Tests pro Woche vorgenommen worden. Damit seien die Kapazitäten zu 92 Prozent ausgeschöpft. Müller plädierte dafür, nicht mehr jeden möglichen Fall einer Corona-Infektion durch einen PCR-Test zu überprüfen. Stattdessen sollten auch andere Möglichkeiten genutzt werden. So könnte zum Beispiel anhand von typischen Symptomen entschieden werden, dass sich jemand in Quarantäne begeben müsse.
Strengere Corona-Regeln in Berlin und Brandenburg
Ab Montag gelten in Brandenburg schärfere Corona-Regeln. 2G plus in Gaststätten wird allerdings ausgesetzt, wenn sich die Lage in Krankenhäusern deutlich entspannt - das ist derzeit aber nicht der Fall. Wer geimpft und genesen ist, braucht ab Montag ohne Auffrischimpfung einen tagesaktuellen negativen Test. Kinder unter sechs Jahren benötigen dann keinen Nachweis, unter 18-Jährige müssen vollständig geimpft oder genesen sein. Ab Montag ist zudem die FFP2-Maske im öffentlichen Nahverkehr Pflicht.
In Berlin gilt nach einem Beschluss des Senats seit Samstag in der Gastronomie und in weiteren Bereichen die 2G-plus-Regel. Zutritt haben dort nur noch Geboosterte oder doppelt Geimpfte und Genesene mit negativem Testergebnis. Das gilt auch für Veranstaltungen ab zehn Teilnehmern etwa im Kultur-, Freizeit- und Sportbereich. Nicht betroffen von den Einschränkungen sind jeweils Kinder unter 14 Jahren.
Sendung: Brandenburg aktuell, 15.01.2021, 19:30 Uhr