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Video: rbb aktuell | 11.12.2017 | Norbert Siegmund | Studiogast Jo Goll | Quelle: dpa/Michael Kappeler

ARD-Doku zum Anschlag am Breitscheidplatz

Deutsche IS-Gruppe soll Amri für Anschlag rekrutiert haben

Der Attentäter vom Breitscheidplatz soll gezielt von einem IS-nahen Netzwerk für den Anschlag angeworben worden sein. Das geht aus einer neuen ARD-Dokumentation hervor. Demnach wurde Amris Anschlag vom Islamisten Abu Walaa autorisiert.

Der Attentäter Anis Amri soll eigens von dem IS-nahen Netzwerk des Islamisten Abu Walaa für den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt angeworben worden sein.

In der am Montag laufenden ARD-Dokumentation "Der Anschlag" werden hierzu Dokumente des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen zitiert. Danach soll der aus dem Irak stammende Islamist Ahmad Abdullah A. alias Abu Walaa die "Ausführung des in Rede stehenden Anschlags autorisiert" haben.

Privataudienz bei bekanntem Islamisten

Amri habe bei Abu Walaa, dem Kopf der Gruppe, eine "dreißigminütige Privataudienz" gehabt und soll über eine "exklusive Beziehung" zu Abu Walaa verfügt haben, berichtet die ARD. "Aus heutiger Sicht kann es sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit nur um die 'religiöse' Legitimierung von Anschlägen gehandelt haben", heißt es in einem Vermerk des LKA Nordrhein-Westfalen.

Nach Informationen des rbb und der Berliner Morgenpost heißt es in einem weiteren LKA-Dokument, Amri sei "mit hoher Wahrscheinlichkeit" durch Gespräche mit Beschuldigten des Abu Walaa-Netzwerkes "zur Verübung des Anschlags in Berlin angeworben" worden. Der Verteidiger des Islamisten Abu Walaa äußerte sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten.

Iraker soll zentrale Führungsfigur des IS in Deutschland sein

Die Bundesanwaltschaft hält den 33-jährigen Iraker für die zentrale Führungsfigur des sogenannten IS in Deutschland. Er und vier mutmaßliche Komplizen müssen sich gegenwärtig in einem Prozess vor dem Oberlandesgericht Celle verantworten.

Sie sollen Freiwillige radikalisiert und in Kampfgebiete des IS geschickt haben. "Uns wurden zwei Optionen dargelegt: Der bewaffnete Kampf in Deutschland, das heißt, hier Anschläge verüben, oder die Ausreise zum IS", sagte der Kronzeuge Anil O. vor Gericht. Walaa ist den Behörden laut Verfassungsschützern bereits seit zehn Jahren bekannt. Er nutzte nach Aussagen von Ermittlern eine Moschee in Hildesheim - er soll sie zu einem bundesweiten Rekrutierungszentrum des IS gemacht haben. Darüber hinaus trat der ehemalige Hauptprediger eines inzwischen verbotenen Moscheevereins bundesweit auf, unter anderem in Berlin, Frankfurt am Main und Kassel.

Szene zieht sich in Privaträume und ins Internet zurück

Über Monate hinweg wurde das mutmaßliche Islamisten-Netzwerk um den mutmaßlichen Hassprediger überwacht, die Ermittler hörten Telefongespräche ab und werteten Aufnahmen aus Überwachungskameras aus. Währenddessen hätten Abu Walaa und seine Unterstützer ihre mutmaßlichen Pläne weiter vorangetrieben, erklärten Fahnder. Im November 2016 wurden die fünf Männer in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen festgenommen, seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft.

Nach aktuellen Beobachtungen des Verfassungsschutzes findet Radikalisierung im öffentlichen Raum, also auf Straßen oder in Moscheen, inzwischen nur noch selten statt. Die Szene hat sich demnach in den privaten Raum zurückgezogen und wirbt vor allem im Internet Mitglieder an.

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