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Quelle: dpa/Jörg Carstensen

Neubau und Klimaschutz

Geisel will auf der Berliner Elisabeth-Aue höher hinaus

Berlin könnte seinen Charakter als grüne Metropole verlieren, wenn nicht anders gebaut wird, befürchtet Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel. Er will deshalb höhere Wohnhäuser - gerade dort, wo es grün ist. Von Jan Menzel

Mit den Zielen ist es so eine Sache, vor allem wenn sie sich widersprechen. Auf der einen Seite hat der Senat die Klimanotlage erklärt und dem "Flächenfraß" den Kampf angesagt. Auf der anderen Seite sollen zehntausende neue Wohnungen her, die fast zwangsläufig zu einer Versiegelung des Bodens führen. Wie schlecht sich beide Ziele vereinbaren lassen, kann man seit Jahren in der Elisabeth-Aue im Norden Pankows besichtigen.

Das rund 70 Hektar große Areal ist eine grüne Oase. Das Gebiet wird landwirtschaftlich und von Spaziergängern genutzt und wenn es nach der örtlichen Bürgerinitiative geht, würde das auch so bleiben. Stadtplaner werfen dagegen seit Jahren begehrliche Blicke auf die Fläche. Zuletzt hatte der Bezirk durchblicken lassen, dass er sich dort um die 1.000 Wohnungen vorstellen könnte. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) will aber fünf Mal so viel Wohnraum schaffen.

"Flächenfraß" in Berlin

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Weniger versiegelte Fläche durch höheres Bauen

Geisel macht nun deutlich, wie er sich eine Lösung dieses Konflikts um die Elisabeth-Aue vorstellt: "Wir können nicht nur dreigeschossig bauen sondern müssen mit bis zu sieben Geschossen planen, wo das möglich ist", so der SPD-Politiker gegenüber dem rbb. Kritisch hinterfragen will der Senator auch die Abstände der Wohngebäude zueinander.

Wenn dichter und höher gebaut werde, bedeute das weniger Bodenversiegelung, was gut fürs Klima sei, argumentiert der Senator. Statt die gesamte Fläche zu nutzen, könnte womöglich die Hälfte reichen. Der Rest bliebe unangetastet und grün. Aber es ist nicht nur die Ökologie, sondern auch das Geld, das der Stadtentwicklungssenator ins Feld führt.

Streit um Höhe

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"Höher und dichter" für alle großen Stadtquartiere

Neben einer Schule, die in der Elisabeth-Aue gebaut werden soll, geht es um einen Anschluss an das Straßenbahnnetz. Sowohl die Tramlinie 50 als auch die Tramlinie 1 bieten sich für eine Verlängerung an. Nach älteren Schätzungen dürften sich die Kosten für diese zeitgemäße Verkehrsanbindung auf mindestens 30 Millionen Euro belaufen. Solche Investitionen rechnen sich nur für größere Quartiere "mit ein paar tausend und nicht ein paar hundert Menschen", gibt Geisel zu bedenken.

Bei seinem "höher und dichter" hat der Stadtentwicklungssenator nicht nur die Elisabeth-Aue, sondern alle 17 großen Stadtquartiere im Blick, die der Senat erschließen will. Auch in den geplanten Neubaugebieten in Karow könne es nicht bei dreigeschossigen Wohnhäusern bleiben, betont er. In allen neuen Stadtquartieren müsse versucht werden, Grünflächen zu erhalten und wo dies möglich sei, die Bebauung auf bereits versiegelte Areale zu konzentrieren.

Geisel: Neuer Stadtentwicklungsplan nach der Sommerpause

Geisel kündigte gegenüber dem rbb zudem an, dass der neue Stadtentwicklungsplan Klima (StEP Klima) nach der Sommerpause vom Senat behandelt und beschlossen werden soll. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sei mit der Fortschreibung des StEP Klima fertig. Jetzt werde das Planwerk mit den anderen Ressorts insbesondere der Umweltverwaltung abgestimmt.

Im Vergleich zum bisherigen StEP Klima werde es deutliche Veränderungen geben, sagte Geisel. So sei die Ausweisung weiterer ökologischer Ausgleichsflächen vorgesehen. Bei Neubauvorhaben würden Schneisen für Kaltluft freigehalten. Die Planungen würden den Anstieg der Temperaturen stärker einbeziehen und Ansätze berücksichtigen, um Quartiere besser zu kühlen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.07.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Jan Menzel

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