Streit um Höhe - Hines-Hochhaus am Alexanderplatz könnte nun doch 150 Meter hoch werden

Fr 29.07.22 | 17:14 Uhr | Von Sebastian Schöbel
Wunsch und Wirklichkeit: So soll der Hines-Turm am Alexanderplatz aussehen (Quelle: picture alliance/dpa)
Audio: rbb 88,8 | 29.07.2022 | Tatiana Brasching | Bild: picture alliance/dpa

Eigentlich sollte das Hines-Hochhaus am Alexanderplatz nur noch 130 statt 150 Meter hoch werden - zumindest war das die politische Ansage in der letzten Legislaturpriode. Doch nun ändert die Bauverwaltung offenbar ihren Kurs - zum Ärger der Linken. Von Sebastian Schöbel

Das Hochhaus des US-Investors Hines am Alexanderplatz könnte nun doch 150 Meter hoch werden. Das geht aus einer noch unveröffentlichten parlamentarischen Anfrage der Linken-Politikerin Katalin Gennburg hervor, die dem rbb exklusiv vorliegt.

Darin verweist die Bauverwaltung auf die bislang gültigen Bebauungspläne, die auf dem Kollhoff-Masterplan aus dem Jahr 1999 beruhen. "Auch der bisherige Entwurf zum Änderungs-Bebauungsplan I-B4a-3 (letzter Stand 2016) sieht dementsprechend eine Höhe von 150 m für das Hines-Hochhaus vor", so die Verwaltung. An dieser Grundlage halte man fest. Bausenator Andreas Geisel (SPD) hatte sich am Freitag bereits dafür ausgesprochen, generell in Berlin "höher und dichter" zu bauen als bisher.

SPD wechselt im Hochhausstreit den Kurs

Die Verkleinerung des Turms von 150 auf 130 Meter war in der vergangenen Legislaturperiode von der ehemaligen Senatsbaudirektorin Regula Lüscher gefordert und von der damals von den Linken geführten Senatsverwaltung unterstützt worden. Unter dem neuen Bausenator Andreas Geisel von der SPD fällt die Bewertung der Hochhauspläne nun offenbar anders aus.

Derzeit würden zwar noch Gespräche mit dem Investor laufen, so die Verwaltung. Dabei soll es neben der Höhe des Gebäudes auch um die Nutzung gehen. Hines plane "eine Reduzierung des Wohnanteils zugunsten von mehr Bürofläche", so die Verwaltung. Deswegen müssten die bisherigen Entwürfe angepasst werden.

Allerdings macht die Bauverwaltung auch deutlich, dass sie zentrale Argumente für eine Verkleinerung des Turms um 20 Meter nicht anerkennt. So sei der Standort des "relativ schlanken" Gebäudes beim Denkmalschutz nicht abgelehnt worden. "Eine erhebliche Beeinträchtigung der Sichtachse aus der Karl-Marx-Allee wird nicht erkannt."

Linke kündigen Widerstand an

"Ich muss den Bausenator an unseren Koalitionsvertrag erinnern und die klare Verabredung, dass am Alexanderplatz öffentliche, sowie kulturelle Nutzungen dessen Charakter prägen sollen und er damit an Aufenthaltsqualität gewinnt", sagte Gennburg dem rbb. Die Aussagen der Bauverwaltung widersprechen diesem Ziel und "sind nicht zustimmungsfähig", so Gennburg. Der Hochhausbau sei "unsinnig und ressourcenverschwenderisch", zudem schaffe der US-Investor nur Büros und Wohnraum für einkommensstarke Menschen und gefährde den Tunnel der U5.

Hines hatte sich zuvor mit der BVG auf ein millionenschweres Verfahren zur Absicherung des Tunnels geeinigt. Ein Hines-Sprecher und die BVG bestätigten dem rbb, dass der Vertrag nach längeren Verhandlungen unterschrieben sei. Dabei wird der U-Bahn-Tunnel bei laufendem Bahnbetrieb erweitert und mit einer neuen Betondecke verschalt. Das Verfahren wurde von der Deutschen Bahn bereits mehrfach angewandt.

Höhenstreit betrifft auch benachbarte Tower

Für die bereits im Bau befindlichen Hochhäuser der Investoren Signa und Covivio am Alexanderplatz hatte der Senat noch eine Höhenreduktion um je 20 Meter vereinbart. Der russische Investor Monarch, der am Einkaufszentrum Alexa baut, beharrt jedoch auf den im bebauungsplan vorgesehenen 150 Metern. Allerdings drohte hier die Finanzverwaltung zuletzt mit dem Rückkauf des Grundstücks: Der Baufortschritt sei nicht ausreichend, der Investor habe mehrfach die gesetzten Fristen gerissen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.07.2022, 17:00 Uhr

Beitrag von Sebastian Schöbel

Nächster Artikel