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Audio: Inforadio | 17.04.2020 | Interview mit Carola Bluhm | Quelle: imago images/Sven Hagolani

Wiedereröffnung der Schulen

Pankows Bürgermeister schlägt Verkürzung der Sommerferien vor

Einige Bundesländer planen freiwillige Sommerkurse, damit Schüler versäumten Unterrichtsstoff nachholen können. Pankows Bezirksbürgermeister ist sogar für eine verbindliche Verkürzung der Sommerferien - doch mit dieser Position klar in der Minderheit.

Wegen des eingeschränkten Schulbetriebs in der Corona-Pandemie diskutieren Bundesländer darüber, die Sommerferien dieses Jahr zu verkürzen. Auch Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) spricht sich dafür aus. "Wir können auch an die Sommerferien rangehen, zum Beispiel an die letzten zwei Wochen", sagte Benn der Berliner Zeitung. Dies sei besser als der "krampfhafte Versuch" an den Schulen möglichst schnell wieder in den Regelbetrieb überzugehen.

Doch die Abgeordnetenhaus-Fraktion Benns eigener Partei lehnt diesen Vorschlag ab. Das würde Lehrer und Schüler überfordern, sagte Linke-Fraktionschefin Carola Bluhm am Freitag dem rbb. Auch Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ist dagegen - zumindest derzeit. "Senatorin Scheeres hält es nach aktuellem Stand nicht für sinnvoll, an die Sommerferien ranzugehen", sagte ein Sprecher der Berliner Zeitung am Freitag.

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Freizeitangebote in der Ferienzeit, um Eltern zu entlasten

Linken-Fraktionschefin Blum kritisierte, die Verkürzung der Sommerferien würde bedeuten, die Eltern noch mehr als ohnehin schon mit Home-Schooling zu belasten. Besser sei es, die Lehrpläne zu entschlacken und sich auf aufs Wesentliche zu konzentrieren, so die Linken-Politikerin. Für die Ferienzeit sollten die Schulen eher Freizeitangebote für alle Schüler schaffen, um die Eltern zu entlasten.

Auch Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek sieht eine Ferienverkürzung skeptisch. Eltern und Schülern werde jetzt schon viel zugemutet, sagte sie. Kapek schlägt dagegen vor, Sommerschulen aber für benachteiligte Kinder anzubieten. Die Bildungsverwaltung hat sich zu dem Thema Ferien noch nicht geäußert.

Schäuble: Unklar, wann und wie man im Sommer verreisen kann

Der Vorschlag, die Sommerferien zu verkürzen, kam von Bundetagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). "Das bietet Gelegenheit, versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen", sagte er der "Augsburger Allgemeinen" vom Freitag. Ohnehin sei derzeit unklar, "wann und wie man im Sommer verreisen kann".

Schäuble begründete seinen Vorschlag auch damit, dass das Urlaubskonto vieler Eltern durch die Corona-Krise bereits "strapaziert" sei. "Ich kann die verstehen, die sich fragen, wie sie da noch sechs Wochen Sommerferien organisieren sollen."

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Schäubles Vorstoß stößt auf Kritik

Der Vorstoß stieß in der Politik, aber auch bei Lehrerverbänden und in der Wirtschaft auf breiten Widerspruch. "Eine Verkürzung der Sommerferien steht bei uns nicht zur Debatte", erklärte Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Ein solcher Schritt würde angesichts der privaten Pläne von Familien und Lehrern "Unruhe auslösen und letztlich mehr Probleme schaffen als lösen".

Widerspruch kam auch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Schäuble mache "den zweiten Schritt vor dem ersten", sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Im Moment müsse diskutiert werden, wie eine schrittweise Öffnung der Schulen aussehen könne. "Jetzt mit diesem Chaos weiterzumachen und dann auch noch die Sommerferien zu verkürzen - das geht von dem Gedanken aus, dass Schule einfach Wissen in die Kinder stopft", kritisierte Hoffmann.

Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft lehnte eine Verkürzung der Sommerferien entschieden ab. "Unternehmen wie Bürger brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit, statt weiterer Verunsicherung durch eine völlig unnötige und unverantwortliche Diskussion", erklärte Generalsekretär Michael Rabe. Alle hofften, dass im Sommer Reisen und Ausflüge zumindest in Teilen und unter Auflagen wieder möglich seien.

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