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Quelle: dpa/Robin Utrecht

Steigende Inzidenz vor neuem Schuljahr

Berliner Grüne fordern Impfung von Schülern und Eltern

Bis zum neuen Schuljahr sind es in Berlin noch rund zweieinhalb Wochen. Die meisten Schüler werden dann nicht geimpft sein - und auch nicht alle Lehrer. Wegen der Pandemie-Entwicklung macht das vielen Sorgen.

Angesichts der wieder steigenden Zahl von Corona-Fällen werden die Stimmen derjenigen lauter, die auf bessere Impfmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler drängen.

Die Berliner Grünen-Fraktion hat sich dafür ausgesprochen, zum Beginn des neuen Schuljahrs gezielt Eltern und ältere Schüler zu impfen. "Viele Kinder und Jugendliche sind noch nicht geimpft. Es ist wichtig, dass sie besonders gut geschützt werden - das gelingt, wenn ihr Umfeld schon geimpft ist", sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Antje Kapek am Mittwoch. "Deshalb bieten sich zum Schulstart Schwerpunktimpfungen an: Für die Eltern von Kita- und Schulkindern sowie für die Schülerinnen und Schüler in Oberstufenzentren und Berufsschulen."

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Grüne: Primär Erwachsene impfen

Wichtig sind aus Kapeks Sicht auch Impfungen für die Erzieher und Erzieherinnen sowie die Lehrkräfte, die noch keinen Impfschutz haben. "Damit Kinder und Jugendliche nicht weiter Einschränkungen für ihre persönliche und schulische Entwicklung hinnehmen müssen, ist es eine Frage der Solidarität, dass die Erwachsenen, die geimpft werden können, sich auch tatsächlich impfen lassen", so die Fraktionsvorsitzende.

Auch der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Tim-Christopher Zeelen, und sein für Bildungspolitik verantwortlicher Kollege Dirk Stettner setzen auf freiwillige Impfangebote für Schülerinnen und Schüler ab dem zwölften Lebensjahr. "Das würde Eltern wie auch Lehrkräften ein Stück mehr Sicherheit geben und auch den Präsenzunterricht sicherer machen. "Wir schlagen mobile Teams vor, die in unseren Schulen Impfungen anbieten."

GEW appelliert an Lehrkräfte: Möglichst schnell impfen lassen

Der Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin, Tom Erdmann, äußerte sich in eine andere Richtung: "In Berlin ist es nicht dringend notwendig, direkt in den Schulen zu impfen, weil die Wege zu den Impfzentren kurz sind", sagte er. "Und die Situation an den Impfzentren ist gerade so, dass sie auf den Impfstoffen sitzen bleiben." Es sei unkompliziert, dort einen Termin zu bekommen. Impfen an den Schulen sei außerdem mit einigem Aufwand verbunden. "Es muss Personal dafür da sein, es muss einen Ruheraum geben."

Andererseits forderte Erdmann Lehrkräfte auf, sich impfen zu lassen. "Schule wird der Ort sein, wo die meisten Kontakte zwischen Nichtgeimpften sein werden. Von daher kommt da auf uns Erwachsene, auf uns Pädagoginnen und Pädagogen eine besondere Verantwortung zu", so Erdmann. "Ich kann nur an die Kollegen appellieren, dass wirklich alle schnell ein Impfangebot wahrnehmen."

Der Berliner Landesschülerausschuss plädierte ebenfalls für den Einsatz von Impfteams: Schülerinnen und Schüler, die geimpft werden wollten, sollten diese Möglichkeit so schnell wie möglich bekommen, sagte Ausschuss-Sprecher Rufus Franzen der Tageszeitung "taz" (Mittwoch). "Deshalb glauben wir, dass Impfteams an den Schulen dazu beitragen, dass wir möglichst schnell, am besten noch im Sommer, geimpft werden."

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Bildungsverwaltung: Impfen an Schulen derzeit nicht umsetzbar

Auch aus Sicht der Senatsverwaltung für Bildung ist Impfen an Schulen zumindest nicht kurzfristig realisierbar. "Flächendeckende Impfaktionen an Schulen sind aufgrund der Stiko-Empfehlungen derzeit nicht geplant", teilte sie auf Anfrage mit. "Für Schülerinnen und Schüler mit ärztlich attestierten schweren Vorerkrankungen, für die noch kein Impfangebot gemacht werden kann, wird es auch weiterhin das Angebot eines schulisch angeleiteten Lernens zu Hause geben."

In Berlin enden die Sommerferien am 6. August. Nach den Plänen von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) soll es an den Berliner Schulen dann durchgängig Präsenzunterricht für alle Jahrgänge geben. D

ie Sieben-Tage-Inzidenz in der Hauptstadt ist zuletzt deutlich gestiegen. Sie liegt nach den Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) von Mittwoch aktuell bei 21,8 Ansteckungen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Mehr als 1,6 Millionen Menschen in Berlin haben bereits vollständigen Impfschutz

Stiko empfiehlt bisher keine Impfung für Kinder

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat mit Verweis auf die aktuell dünne Datenlage bislang noch keine generelle Empfehlung ausgesprochen, Kinder unter 17 Jahren gegen Corona zu impfen. Die europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte das Vakzin von Biontech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren Ende Mai bereits zugelassen; auch in den USA können ab Zwölfjährige damit immunisiert werden.

Stiko-Mitglied Eva Hummers, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen, hält nach eigener Aussage ein weiteres Abwarten für geboten. Es sollten sich primär Erwachsene impfen lassen, sagte Hummers dem "Mannheimer Morgen" vom Mittwoch. "Es kann ja nicht sein, dass wir jetzt die Kinder in die Verantwortung nehmen und sagen, sie müssen sich impfen lassen, um impfunwillige Erwachsene in ihrem Umfeld zu schützen."

Hummers verwies darauf, dass immer noch nicht klar sei, "ob die Impfung möglicherweise oder in welchem Umfang sie möglicherweise für die Kinder eine Gefährdung ist". Erwachsene hingegen würden die Impfstoffe im Allgemeinen sehr gut vertragen und seien außerdem diejenigen, die selbst durch Covid-19 gefährdet seien. Bisher unbegründet sei zudem die Befürchtung, dass Kinder in relevantem Umfang Erwachsene anstecken würden. "Meist wurde das Virus durch Erwachsene zum Beispiel in die Schulen hineingetragen", sagte Hummers.

Sendung: Abendschau, 21.07.2021, 19:30 Uhr

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