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Video: Brandenburg aktuell | 12.08.2021 | I. Alboga/A. Meyer | Quelle: dpa/Soeren Stache

Unterschiedliche Zahlen

Nonnemacher hält Umfrage zur Impfquote für notwendig

Brandenburg gehört zu den Schlusslichtern bei der Zahl der Geimpften. Doch nun sind widersprüchliche Angaben zu den Impfquoten bekannt geworden. Das RKI plant weitere Umfragen - wie es etwa die Brandenburger Gesundheitsministerin fordert.

Die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hat im rbb eine repräsentative Umfrage zum Impfstatus in Deutschland begrüßt. Man vermute schon seit längerer Zeit, dass es bei der Impfquote Ungenauigkeiten gibt, dass nicht alle Corona-Impfungen vollständig gemeldet sind. "Das kommt möglicherweise dadurch zustande, dass die elektronische Datenübermittlung an das Robert-Koch-Institut nicht immer gut funktioniert", so Nonnemacher am Donnerstag im Inforadio.

Gerade bei Impfmeldungen von Betriebsärzten gebe es Schwierigkeiten. Die seien noch nicht vollständig an das RKI-System angeschlossen. Nonnemacher befürwortet es daher, dass das RKI selbst noch einmal prüft, ob die Impfquoten vielleicht höher liegen.

Berliner Regierender Bürgermeister

Müller für mehr Druck zum Impfen, aber gegen Impfpflicht

Eine Impfpflicht über die Hintertür wie Sozialverbände es befürchten, sieht der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller durch die neuen Bund-Länder-Beschlüsse nicht. Es handle sich schlicht um eine Druckerhöhung auf Ungeimpfte.

Eine aktuelle RKI-Befragung hatte ergeben, dass womöglich mehr Erwachsene in Deutschland mindestens einmal geimpft sind als bislang offiziell erfasst. Der Unterschied ist demnach in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen besonders auffällig. Während bei der Umfrage 79 Prozent der Erwachsenen unter 60 Jahren angaben, mindestens einmal geimpft zu sein, waren es laut dem offiziellen Meldesystem nur 59 Prozent. Nach Einschätzung des RKI liegt die tatsächliche Impfquote vermutlich zwischen den beiden Werten.

RKI plant weitere Umfragen

Mittlerweile hat das Robert-Koch-Institut angekündigt, weitere Umfragen durchzuführen, um den Fortgang der Impfkampagne in Deutschland besser beurteilen zu können. Unter anderem sollen im frühen Herbst etwa 3.000 Menschen zu Impfbereitschaft und Akzeptanz befragt werden, teilte das Institut auf Anfrage mit. Die Ergebnisse der vorerst letzten vergleichbaren Umfrage mit rund 1.000 Teilnehmern, deren Ergebnisse am Dienstag vorgestellt wurden, hatten darauf hingewiesen, dass womöglich schon mehr Menschen eine erste Impfung erhalten haben als im offiziellen Meldesystem, dem Digitalen Impfquotenmonitoring (DIM), verzeichnet sind.

Das DIM speist sich aus Meldungen von Impfzentren, Krankenhäusern, mobilen Impfteams und mittlerweile auch Betriebsmedizinern, laut RKI fließen zudem Daten der niedergelassenen Ärzte und Privatärzte ein. Zusammen sind sie Grundlage für das sogenannte Impfdashboard, in dem werktäglich aktualisiert die Impfquoten abrufbar sind.

Divi-Präsident: Impfquote schnell prüfen

"Das Impfen ist der entscheidende Erfolgsfaktor der Pandemie. Wir müssen alles dafür tun, das Vertrauen in die Impfkampagne zu stärken", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Es sei deswegen wichtig, die vom RKI berichtete Differenz zwischen offiziellen Meldezahlen und Umfrageangaben bei der Impfquote der unter 60-Jährigen schnell durch eine unabhängige und repräsentative Umfrage zu prüfen. "Verlässliche Zahlen sind die Basis für die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen", sagte Marx. Sollte die Impfquote in der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen tatsächlich viel höher liegen als gemeldet, "hätten wir gerade mit Blick auf den Herbst eine viel entspanntere Lage".

Lauterbach sieht ebenfalls Handlungsbedarf

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält es ebenfalls für möglich, dass die Impfquote in Deutschland unterschätzt wird. Seine Beobachtung sei, dass sich die Impfzentren nicht mehr füllten, sagte Lauterbach den Funke-Zeitungen. "Das kann zwei Gründe haben, eine höhere Impfmüdigkeit oder dass die tatsächliche Impfquote höher ist als allgemein angenommen", erklärte er. Beides sei möglich.

Nonnemacher: "Es gibt keine Impfpflicht, das ist zu akzeptieren."

Gleichwohl räumte Nonnemacher ein, dass einige Menschen beim Thema Corona-Impfung schwer zu erreichen seien. "Wir haben natürlich in der Bevölkerung einen Anteil an Leuten, die sagen: Nein, ich lasse mich nicht impfen. Wir sind ein freies Land, die Leute müssen natürlich wissen, was sie tun, wir können sie nicht zwingen", erklärte Nonnemacher. "Es gibt keine Impfpflicht, das ist dann auch so zu akzeptieren."

Brandenburg liegt bei den vollständig geimpften Menschen mit 51,5 Prozent (Stand: 11.8.) auf dem vorletzten Platz der Bundesländer, hinter Thüringen und vor Sachsen. Die Ministerin sagte, dieses Phänomen gebe es schon sehr lange. "Das erfreut mich ja auch nicht. Die Kommunen machen Angebote und Angebote und wir müssen jetzt sehen, dass wir noch besser an die Noch-Zögernden rankommen."

Sendung: Inforadio, 12.08.2021, 08:40 Uhr

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