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Quelle: dpa/A.Altwein

30. Jahrestag

Wie der SCC Berlin erstmals Meister wurde - auch dank eines privaten Darlehens

Die BR Volleys sind das Nonplusultra im Volleyball. Ihr erster Titel 1993, noch als SCC Berlin, war das Ergebnis eines spannendes Ost-West-Findungsprozesses und einer Vereinsspitze, die sich für den Erfolg privat verschuldete. Von Lorenz Schalling

Der Tag vor dem ersten Halbfinalspiel gegen die SWD Powervolleys Düren ist ein besonderer Jahrestag für die Berlin Recycling Volleys. Vor 30 Jahren gewann der SCC Berlin, wie die Volleys damals noch hießen, seine erste Deutsche Meisterschaft. Mit 3:1 und 3:0 entschieden die Charlottenburger damals die Finalserie gegen den SV Bayer Wuppertal.

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"Wuppertal hatte einen ausgezeichneten Zuspieler und hatte auch schneller gespielt als wir", erinnert sich der damalige SCC-Trainer Olaf Kortmann, "aber wir waren athletischer und haben durch die physische Präsenz auch Eindruck gemacht."

Der Meistertitel 1993 war das Ergebnis der erfolgreichen Bündelung des Volleyball-Know-hows aus Ost und West. Dieses Potenzial hatte Kaweh Niroomand, der Geschäftsführer des SCC Berlin, gleich nach der Wiedervereinigung sofort erkannt. "Mit dem SC Dynamo haben wir direkt fusioniert und mit dem Berliner TSC haben wir heute eine überragende Zusammenarbeit im Jugendbereich", berichtet Niroomand über das Zusammenwachsen des Berliner Volleyballs: "Außerdem hatten wir das Jugend-Leistungszentrum in Marzahn in den ersten Wochen nach der Wende übernommen und in den SCC integriert."

Ost-West-Findungsprozess als "Kulturschock"

Trainer Kortmann kam 1992 zum SCC und wusste, wie man Titel gewinnt. Mit den Männern des Hamburger SV und den Frauen des USC Münster war er jeweils Meister und Pokalsieger geworden.

Die Ankunft in Berlin beschreibt er noch heute als "Kulturschock", der sich am Ende jedoch als sehr fruchtbar erwiesen habe: "Es prallten Ansichten aufeinander. Ich, als aufgeklärter West-Trainer und Pädagoge, traf auf viele Ex-Dynamo-Spieler, die eine ganz andere Erziehung und Ansprache gewohnt waren."

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Sie waren das Bild des autoritären Trainers gewohnt, dessen Worte gesetzt waren, ausgeführt und nicht hinterfragt wurden. "Meine Aufgabe war es auch, ihnen einen gewissen Stolz zu vermitteln", sagt Kortmann. "Unter dem Motto: 'Ihr seid nicht die armen Ossis, die jetzt ein bisschen im Westen mitspielen dürfen, um ein paar Kröten zu verdienen. Sondern Ihr könnt stolz auf Eure leistungssportliche Vergangenheit beim SC Dynamo sein.'"

Dass es Kortmann gelang, seinem Team diese Denkweise zu implementieren, beweist Ulf Quell, Mittelblocker im Meister-Team 1993, wenn er heute über die Meisterschaft sagt: "Ich war vorher auch schon DDR-Meister geworden, aber dass man das im neuen Umfeld bestätigen konnte, ist etwas, was man nicht so schnell vergisst."

Sportliche Klasse zeigte sich schnell

Die sportliche Ausgangslage beim SCC war für Trainer Kortmann optimal. Wenn er an die Arbeit mit seinem Team denkt, schwärmt er: "Sie haben große Trainings-Umfänge gefahren und dabei nie gemeckert, auch nicht beim Kraft-Training."

Das Team war gespickt mit vielen ehemaligen DDR-Nationalspielern und es war früh klar, dass Großes erreicht werden kann. "Ich habe die ganze Saison über an die Meisterchance geglaubt", sagt Kortmann, "denn ich wusste genau, was sie auf dem Kasten hatten."

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"Wir hatten damals eine super Mischung, hatten mit Kevin Boyles, unserem Kanadier, auch internationales Know-how im Team", erzählt Quell. "Dadurch war er auch ein sehr wichtiger Mitspieler, der nochmal eine andere Einstellung mitgebracht hatte, die wir so noch nicht kannten."

Und trotz aller Klasse sagt Niroomand rückblickend: "Da es für uns als West-Berliner ein neues Gefühl war, um die Deutsche Meisterschaft im Volleyball zu kämpfen, war die Aufregung vorher schon sehr groß."

"Ein reiner Kraftakt"

Dass der SCC nach dem ersten Meistertitel zehn Jahre auf den zweiten warten musste und in den Folgejahren "nur" drei Pokalsiege (1994, 1996 und 2000) erreichte, hatte finanzielle Gründe. "Der Gewinn dieser Meisterschaft wurde von uns nie als Beginn einer neuen Ära gesehen", sagt Kaweh Niroomand. "Das lag auch an der wirtschaftlichen Situation, die ein reiner Kraftakt war."

30 Jahre nach dem Erfolg erzählt der Geschäftsführer der BR Volleys im Gespräch mit rbb|24 erstmals öffentlich, dass die damalige Volleyball-Abteilungsleiterin des SCC, Rita Neise, und er private Darlehen in Höhe eines "guten sechsstelligen Betrags" aufgenommen hatten. "Wir konnten diese Mannschaft erst über diese Darlehen finanzieren," offenbart der Ex-Bundesliga-Spieler: "Wir hatten Top-Sportler, die im Ausland begehrt waren. Auch zahlungskräftigere Teams aus Deutschland waren hinter ihnen her."

Das private Risiko zahlte sich am Saisonende bekanntlich aus. Trotzdem, schildert Niroomand, sei den Verantwortlichen klar gewesen: "Dass das nicht über Jahre so gehen kann. Sondern dass wir uns danach als Verein sukzessive mit kleineren Entwicklungsschritten zufriedengeben mussten."

So gehörte der SCC Berlin in den Folgejahren zwar weiterhin zur erweiterten Spitze, doch es gab lange Zeit halt auch finanzkräftigere Teams, wie beispielsweise Friedrichshafen, Moers oder Wuppertal. Die beiden letzten Teams mussten sich im Laufe der Jahre sogar aus der Bundesliga zurückziehen.

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Familiäres Flair bis heute unvergessen

Was bei den Beteiligten aus der ersten sportlichen Hochphase des SCC bis heute geblieben ist, sind die Erinnerungen an das Miteinander. "Das Team, unser Trainer, der ganze Staff, die Vereinsleitung um Kaweh Niroomand, Rita Neise und Günther Trotz (Leiter der Geschäftsstelle, Anm. d. Red.) – das war alles wie so ein kleiner Familienbetrieb", schwärmt Ulf Quell, "und das vergisst man auch nicht."

"Der SCC war vom Umfeld familiärer als meine vorherigen Vereine", sagt Olaf Kortmann, "da hatte ich schon das Gefühl, das ist mehr als ein Arbeitsplatz. Und das ist bis heute so geblieben. Es ist der einzige meiner ehemaligen Vereine, zu dem ich noch hinfahre und eine besondere Beziehung habe."

Dank dieses besonderen Flairs werden die Protagonisten der ersten Meisterschaft sicherlich verfolgen, ob ihre Nachfolger 2023 den 13. Meistertitel der Vereinsgeschichte erobern können.

Sendung: rbb24, 11.04.23, 21:45 Uhr

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