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Audio: Antenne Brandenburg | 16.01.2023 | Iris Wußmann | Quelle: imago stock&people

Milchtankstelle in Saßleben

Wenn die Milch fast direkt aus dem Euter kommt

Brandenburger Landwirte klagen über einen Rückgang in der Milchproduktion. Um die bleibenden Erzeugnisse möglichst umfassend zu verkaufen, entstehen immer mehr Milchtankstellen - eine davon in Saßleben (Oberspreewald-Lausitz). Von Iris Wußmann

In der Brandenburger Milchindustrie ist ein deutlicher Rückgang in der Produktion zu verzeichnen. Vor dem Hintergrund geänderter Tierwohl-Anforderungen sehen sich auch in Südbrandenburg Bauern gezwungen, ihre Anlagen zu schließen. Dem Landesbauernverband zufolge sind Umbauarbeiten, die in den Ställen nötig wären, um den neuen Anforderungen zu entsprechen, zu kostenintensiv.

Der Verband erklärt im Zusammenhang damit einen Rückgang von Milchviehhaltern von 738 auf 562 von November 2015 bis November 2021. Rund 35,9 Cent je Kilogramm hat im Jahr 2021 Milch gekostet. Angesichts der gestiegenen Betriebskosten müssten die Milchbauern aber 45 Cent je Kilogramm verlangen, heißt es weiter auf der Seite des Landesbauernverbandes.

In Saßleben bei Calau (Oberspreewald-Lausitz) kostet der Liter Milch an der Milchtankstelle 1,50 Euro. Das Angebot, das es jetzt seit zehn Jahren gibt, würden vor allem ältere Menschen nutzen, erklärt Andreas Rätze, der Auszubildender bei der Bäuerlichen Produktionsgemeinschaft Saßleben ist. "Die setzen darauf zu wissen, wo die Milch herkommt." Darüber hinaus würden durch den Ort fahrende Touristen auch gern frische Milch an der Tankstelle zapfen. Die Milch komme hier "direkt aus dem Euter" und werde nur herunter gekühlt, so Rätze.

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Vor dem Trinken abkochen

Deshalb ist der Zapfhahn auch mit dem Hinweis versehen, dass die Milch vor dem Trinken abgekocht werden muss. Dieser sei Vorschrift, erklärt der Vorsitzende der bäuerlichen Produktionsgemeinschaft, Helmut Richter. Auch wenn man die Milch auch direkt trinken könne: "Es war ja früher schon so, dass die Bäuerlein die warme Milch direkt aus dem Euter getrunken haben und 100 Jahre alt geworden sind."

Der Betrieb liefert nicht-pasteurisierte Milch nicht aus, sondern verkauft sie direkt ab Hof. Es ist gewünscht, dass die Milchkäufer auf den Hof kommen und sich ansehen, wie die Milchgeber gehalten werden, wie Richter sagt. Von einem Balkon aus können Besucher nach Anmeldung einen Rundum-Blick auf den Stall werfen, in dem die Kühe selbstständig in den Melkstand laufen. "Wir leben da unsere Leidenschaft als Bauern aus, unsere Milchkunden hier her zu locken und zu zeigen, wie Milchproduktion abläuft."

Milchtankstelle in Saßleben. | Quelle: rbb/Iris Wußmann

Gewinn hält sich in Grenzen - Preisanstieg ab Februar

Besonders großen Gewinn machen die Saßlebener Landwirte mit ihrer Transparenz und der Milchtankstelle aber nicht. Pro Jahr werden den Angaben zufolge rund 20.000 Liter über den Milchautomaten verkauft. Aufgrund der gestiegenen Kosten für Energie, Futter, Personal und den Tierarzt wird der Preis je Liter ab Februar 2023 auf 1,80 Euro angehoben.

"Es ist extrem kostenintensiv, viel teurer als eine herkömmliche Haltung", beschreibt Helmut Richter den Stallbetrieb: "Ich hoffe, dass wir den Spagat zwischen relativ teurer Produktion und dem Milchpreis hinbekommen." Er hoffe auf das Verständnis seiner Kunden und darauf, dass er mit seinem gläsernen Stall samt Milchtankstelle in puncto Tierwohl überzeugen könne.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.01.2023, 14.12 Uhr

Beitrag von Iris Wußmann

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