rbb24
  1. rbb|24
Audio: Antenne Brandenburg | 23.10.2019 | Daniel Mastow | Quelle: Screenshot: ARD/Report Mainz

Bericht von "Report Mainz"

Schweine in Drebkauer Mastbetrieb offenbar rechtswidrig getötet

Schweine, die in einer Mastanlage im Spree-Neiße-Kreis unsachgemäß getötet werden - davon berichtet das ARD Magazin "Report Mainz". Die Bundeslandwirtschaftsministerin ist empört. Der Betrieb stellte einen Mitarbeiter frei, das Veterinäramt will die Vorgänge prüfen. 

Gegen einen Schweinemastbetrieb in Drebkau (Spree-Neiße) gibt es schwere Vorwürfe:
Nach einem Bericht des ARD-Magazins "Report Mainz" [tagesschau.de] sollen in der Anlage Schweine unsachgemäß getötet worden sein. Das zeigen Bilder, die dem Magazin von der Tierrechtsvereinigung Animals Rights Watch (ARIWA) zugespielt wurden.

Auf den Aufnahmen einer Anlage der Spreefa GmbH sind kranke Schweine zu sehen, die zwar mit einem Bolzenschussgerät betäubt, jedoch minutenlang liegen gelassen werden, bevor sie entblutet werden. Insgesamt sei die "brutale Tötung von sechs Schweinen" in dem Betrieb dokumentiert worden, schreibt Animal Rights Watch in einer Mitteilung. Dabei sei die Wirkung des Bolzenschusses "niemals überprüft worden."

Auch die anschließende Tötung durch einen Kehlschnitt sei entweder nicht erfolgt, oder "erst so spät, dass sich der Todeskampf verlängert und die Schweine mit zunehmender Wahrscheinlichkeit wieder zu Bewusstsein kommen", sagt die Tierrechtsvereinigung. In dem Betrieb seien laut ARIWA außerdem schwer kranke, verletzte und verwundete Schweine über eine Woche nicht behandelt worden.

Mitarbeiter gekündigt, Ministerin empört

Das Unternehmen Spreefa GmbH hat laut "Report Mainz" schriftlich auf die Vorwürfe reagiert und mitgeteilt, dass diese Nottötungen "nicht den Sorgfaltskriterien und Vorgaben des Unternehmens" entsprechen. Dem auf den Bildern zu erkennenden Mitarbeiter sei gekündigt worden. Der Betriebsleiter habe eine Abmahnung erhalten. In dem Betrieb, der zu einem der größten deutschen Schweinemastproduzenten gehört, sollen dem Bericht zufolge rund 20.000 Schweine gehalten werden.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat empört auf den Bericht von Report Mainz reagiert. Die CDU-Politikerin forderte Berufsverbote und schärfere Kontrollen. Außerdem erwarte sie, dass sich die Branche von schwarzen Schafen klar abgrenze, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums.

Veterinäramt prüft Konsequenzen

Am Mittwochnachmittag reagierte auch der Landkreis Spree-Neiße. In einer Mitteilung an den rbb heißt es, dass das Veterinäramt das Bildmaterial erst seit dem Bericht von "Report Mainz" kennt. Der Betrieb werde regelmäßig kontrolliert, zuletzt durch zwei amtliche Tierärtzinnen am Montag dieser Woche. "Dabei wurden keine relevanten Verstöße gegen veterinärrechtliche Vorschriften festgestellt", heißt es. Laut Landkreis stammen die Aufnahmen aus dem Mai 2019. Das habe die Geschäftsführung der Muttergesellschaft LFD dem Veterinäramt mitgeteilt.

Es gebe in dem Betrieb in Drebkau zwei Mitarbeiter, die für die ordnungsgemäße Tötung von unheilbar erkrankten oder verletzten Schweinen verantwortlich sind. Sie besitzen laut Landkreis "entsprechende Sachkundenachweise nach dem Tierschutzgesetz."

Das Veterinäramt prüfe nun, ob in dem Fall eine Straftat vorliegt und ob der Betrieb künftig öfter kontrolliert wird.

Einzelfälle oder System?

Dem Magazin wurden zudem Aufnahmen eines Mastbetriebs in Schwerin zugespielt, auf dem ähnliche Bilder zu sehen sind. Die Frage, ob es sich hier um Einzelfälle handelt oder eine Praxis mit System, stellte "Report Mainz" der Professorin Dr. Elisabeth große Beilage. Sie ist Fachtierärztin für Schweine und hat in einer Studie notgetötete Schweine untersucht. Das Ergebnis: "Eine mangelhafte Durchführung der Betäubung und/oder Tötung war bei 61,8 Prozent der [...] Schweine festzustellen."

Tierschutz-Verstöße beim Schlachten von Rindern

In Brandenburger Rinder-Schlachthöfen sind bereits Verstöße gegen den Tierschutz festgestellt worden. Im Herbst vergangenen Jahres machte ein Schlachthof Schlagzeilen, auf dem Rinder vor der Schlachtung nicht fachgerecht betäubt wurden. Im Anschluss an entsprechende rbb-Berichte stellte der Betrieb im Frühjahr den Betrieb ein.

Nach wiederholter Kritik an diesen Missständen will das Land Brandenburg mehr Kontrollen durchführen. Kurzfristig sollen Schlachtstätten für Rinder anlasslos durch die
Lebensmittel- und Veterinärämter der Landkreise kontrolliert werden, teilte das Justizministerium in Potsdam im August mit. Zudem sollen Videokameras entsprechende Schlachtbereiche überwachen.

Artikel im mobilen Angebot lesen