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Audio: rbb24 | Gespräch mit Christiane Hipp und Gesine Grande | Quelle: BTU / KIRSTEN NIJHOF

Interview | Kandidatinnen Christiane Hipp und Gesine Grande

Präsidentin der BTU Cottbus Senftenberg wird gewählt

Seit fast zwei Jahren ist Christiane Hipp amtierende Präsidentin der BTU Cottbus. Nun wird sie von Gesine Grande herausgefordert. Mitte Juli entscheidet sich, wer Präsidentin der BTU wird. Mit rbb|24 haben die Kandidatinnen über ihre Visionen für die Hochschule gesprochen.  

Die Wahl zur neuen Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus Senftenberg findet am 16. Juli statt. Wahlgremium ist der Senat der Universität. Zur Wahl stellen sich Gesine Grande und Christiane Hipp, die seit fast zwei Jahren als Präsidentin amtiert und den derzeitigen Brandenburger Wirtschaftsminister, Jörg Steinbach (SPD) abgelöst hatte. Am Donnerstag haben sich die Kandidatinnen Uni-intern präsentiert.

rbb24: Warum wollen sie Präsidentin der BTU Cottbus Senftenberg werden?

Christiane Hipp: Die BTU befindet sich in einer der spannendsten Regionen in Europa. Die Themen Klimawandel, Digitalisierung, Gesundheit, kulturelles Erbe, gesellschaftliche Prozesse sind Themen, mit denen sich die BTU schon seit vielen Jahren beschäftigt. Und die werden jetzt noch deutlicher nach vorn geschoben, um die Region voranzubringen, um Europa, die Gesellschaft voranzubringen und das ist eine herausfordernd tolle Aufgabe.

Gesine Grande: Weil es einfach eine ganz tolle Universität ist, klein, fein und lebendig und mit riesigen Entwicklungspotentialen, eng verwurzelt in der Region und mit vielen Netzwerken und ich glaube sehr vielen engagierten Mitgliedern.

Gesine Grande

Gesine Grande ist Psychologin und Gesundheitswissenschaftlerin. Von 2014 bis 2019 war sie Rektorin der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. In dieser Zeit wurden zahlreiche hochschulstrategische Projekte in Angriff genommen, etwa die Stärkung der mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundlagenausbildung.

Wie sieht ihr Konzept aus? Wo steht die BTU im Jahr 2030 im bundesdeutschen Maßstab?

Christiane Hipp: Wir sind im Jahr 2030 eine Technische Universität mit mehreren Standorten, die für sich selber profiliert ist. Hier am Hauptcampus werden wir das Thema Technik und Ingenieurwissenschaften nach vorn bringen, in Sachsendorf die Themen Gesellschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften, möglicherweise auch die Medizin, die ja kommen soll. Und Senftenberg wird sich zu einem starken Standort im Bereich Gesundheit positioniert haben.

Gesine Grande: Ich habe heute meine Visionen vorgestellt und ich denke, Visionen darf man groß denken. Für 2030 sehe ich die BTU Cottbus Senftenberg zwischen dem MIT [Anm. d. Red. MIT steht für Massachusetts Institute of Technology, gilt als wegweisendes Institut] der Lausitz auf der einen Seite und dem Forschungszentrum für die Region. Durch Allianzen, Bündnisse, Kooperationspartner stark der Technik verpflichtet, von der Vielfalt lebend.

Christiane Hipp

Christiane Hipp hat an der Universität Karlsruhe Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Promoviert hat sie an der Universität Stuttgart. Weitere Stationen ihrer wissenschaftlichen Laufbahn sind u.a. Manchester und Hamburg. Seit 2005 ist Christiane Hipp an der BTU, für ein Forschungssemester war sie zwischendurch in Wien.

Welche Rolle spielt der Strukturwandel in der Lausitz für die BTU und welche Rolle die BTU im Strukturwandel?

Christiane Hipp: Die BTU ist der Motor im Strukturwandel. Wir werden einen Wissenschaftscampus, eine Wissenschaftsregion Lausitz aufbauen, wir werden die Außeruniversitären, die hier bereits ankommen und noch ankommen werden mit integrieren in die Hochschule, in die Forschung. Und wir haben Konzepte am Start, die es ermöglichen, auch mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, so dass wir hier nicht nur forschen sondern auch testen, prüfen, innovieren und gründen werden.

Gesine Grande: Ich glaube, dass die Universität als Innovationsmotor in diesem Strukturwandel gesetzt ist, das ist Gott-sei-Dank sicher, und damit sind auch bestimmte Mittelprojekte, Initiativen und viel Verantwortung verbunden und es wird jetzt darauf ankommen, dass die BTU diese Rolle wirklich übernehmen kann. Dafür braucht es Rahmenbedingungen, finanzielle Sicherheiten, eine lange Perspektive. Ich denke, dann wird die BTU für diese Region zum Leuchten kommen und ich denke, sie selber wird sich profilieren, sie wird stärker werden und viele Bereiche weiter nach vorn bringen können.

BTU - Zahlen und Fakten

Studierende: 7.000, davon 2.350 aus etwa 100 Nationen. Vor allem aus China, Indien, Syrien, Iran und Nigeria. Professorinnen und Professoren: 180 Akademische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 640 Fakultäten: 6, darunter Wirtschaft, Recht und Gesellschaft; Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung; Maschinenbau, Elektro- und Energiesysteme

Welche Chancen und welche Risiken sehen sie für die Zukunft der BTU?

Christiane Hipp: Die Chancen der BTU sind ganz klar mit dem Strukturstärkungsgesetz verbunden, das gibt der BTU nochmal die Möglichkeit, mit einem Riesensprung nach vorn zu denken, mit sehr innovativen Themen auch gesellschaftliche Probleme zu lösen. Das sind die großen, großen Chancen. Die Risiken sind natürlich das Thema Talente, Talente, Talente. Wir brauchen hochqualifizierte, hochmotivierte Menschen hier in der Region. Die gilt es über unser attraktives Konzept noch stärker in die Region zu holen und an uns zu binden.

Gesine Grande: Die Chancen sind ganz sicher darin zu sehen, dass durch den Strukturwandel, durch das Konjunkturpaket des Bundes aber auch durch die EU-Strategie "Green Deal" viele Themen jetzt auch mit sehr viel Geld untersetzt werden. Hier hat die BTU gute Chancen, die Leadership zu übernehmen und in der Forschung und in der Lehre wirklich auch ein Alleinstellungsmerkmal zu entfalten. Die Risiken sind sicherlich, wie verbindlich und nachhaltig kann man die Finanzierung sichern, wie kann es gelingen mit dem Land eine belastbare und zuverlässige Perspektive zu entwickeln.

Vielen Dank für die Gespräche!

Die Interviews führte Dirk Schneider mit beiden Kandidatinnen getrennt.

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