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Quelle: imago images/imagebroker

Lieferprobleme und Kostensteigerung im Baugewerbe

"Wenn wir kein Material haben, können wir nicht arbeiten"

Der Wunsch nach dem Eigenheim ist aufgrund niedriger Zinsen ungebrochen groß. Doch auf Bauherren könnten zukünftig deutlich höhere Kosten zukommen. Die Preise für einige Materialien sind deutlich gestiegen - eine Entspannung ist vorerst nicht in Sicht.

Baumaterialien wie Dämmstoffe, Bauholz oder Bleche sind in den vergangenen Wochen und Monaten häufig knapp geworden. Die Preise für die Materialien sind nach Angaben des Baugewerbes deutlich gestiegen. Für Handwerksbetriebe ist das ein großes Problem, denn Verträge mit Kunden sind längst abgeschlossen.

Dachdeckermeister Marco Lecher kennt das Problem. In seinem Unternehmen in Kolkwitz (Spree-Neiße) beschäftigt er 25 Mitarbeiter. Seine Auftragsbücher sind voll, eigentlich kann er sich nicht beklagen. Doch von den Herstellern zugesagte Baustoffe werden nur teilweise oder gar nicht geliefert. Auch bestehende Lieferverträge seien bereits kurzfristig gekündigt worden, berichtet er.

Holz bis zu 45 Prozent teurer

Holz koste mittlerweile 45 Prozent mehr als noch vor acht Wochen, so Lecher. Bei Dämmstoffen habe es Steigerungen zwischen zehn und 30 Prozent gegeben. Zum Teil schwankten die Preise sogar täglich, sagt der Dachdecker.

Die Preissteigerung bestätigt auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe, wenn auch nicht so deutlich, wie sie Lecher beschreibt. Holz sei seit September 15 bis 20 Prozent teurer geworden, PVC-Rohre 15 Prozent und Betonstahl etwa 30 Prozent, so Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa gegenüber der Deutschen Presseagentur. Der Bundesverband Farbe berichtet sogar von 50 Prozent Preissteigerung bei Wärmedämmung und Trockenbauprofilen.

Neuen Kunden könne er aktuell keine Preise mehr versprechen, sagt Marco Lecher. Damit sei eine neue Krise entstanden. "Wenn wir kein Material, haben können wir nicht arbeiten", sagt er.

Vor allem die Betriebe in der Bau- und Ausbaubranche seien betroffen, sagt der Hauptgeschäftsführer der Cottbuser Handwerkskammer, Knut Deutscher.

Corona-Krise als Ursache vermutet

Die Ursache für die Materialknappheit sieht Deutscher in der Corona-Krise. Kurzarbeit in produzierenden Betrieben oder die Quarantäneregel macht er für das Problem verantwortlich, denn trete ein Corona-Fall auf, müsse häufig die gesamte Produktion gedrosselt werden. Auf Bauherren könnten zukünftig weiterhin hohe Kosten zukommen.

"Der Betrieb kann es nicht verkraften, er ist gezwungen es an die Kunden weiterzugeben", so Deutscher. Ein Ende dieser Phase sei nicht absehbar.

Marco Lecher will hingegen versuchen, die Preise einzuhalten, die vor der Materialknappheit mit den Kunden ausgehandelt worden sind. Bestehende Verträge werden erfüllt, versichert er, aber alle zukünftigen Aufträge seien "nicht kalkulierbar oder nicht lieferbar", wie er sagt.

Bauherren sollten eine Markberuhigung abwarten und nach Möglichkeit erst im nächsten Jahr bauen, empfiehlt Marco Lecher.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.04.21, 16:10 Uhr

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