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Audio: Antenne Brandenburg | 16.08.2022 | Holger Kessler | Quelle: dpa/S. Stache

Interview | Südbrandenburger Bauernverband

"Unser Mais, unser Futter ist komplett vertrocknet"

In Brandenburg ist es zu trocken. Regen fällt nur spärlich. Der Vizevorsitzende des Südbrandenburger Bauernverbandes über die Auswirkungen des Wetters auf die Landwirte und darüber, was wohl auf die Verbraucher zukommen wird.

rbb|24: Herr Neczkiewicz, wie ist denn die Lage aktuell auf Ihren Feldern?

Frank Neczkiewicz: Wir hier in Drößig (Landkreis Elbe-Elster) haben seit drei Monaten keinen nennenswerten Niederschlag mehr gehabt. Die Feldfrüchte haben das noch halbwegs verkraftet, also Raps und Getreide haben sich einigermaßen entwickelt, da will ich mich nicht beschweren. Aber unser Mais, unser Futter ist komplett verdorrt und vertrocknet.

Der Mais ist teilweise nur 50 Zentimeter hoch und vertrocknet, die Wiesen sind braun. Wir sind jetzt bei Nachbarn unterwegs und versuchen, etwas Futter für unsere Kühe zu machen, damit wir die über den Winter kriegen. Gottseidank helfen die uns. Es ist nicht überall so schlimm, aber bei uns ist es echt dramatisch.

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Können Sie bei der aktuellen Witterung überhaupt genug Futter für Ihre Tiere produzieren?

Eigentlich wissen wir nicht, ob wir es schaffen. Wir sind aber guter Hoffnung, wir gehen jeden Tag auf Arbeit und machen unser Bestes. Wir sind aber eigentlich vollkommen vollkommen im Blindflug und wissen nicht was kommt. Wie werden sich die Preise tatsächlich entwickeln? Bekommen wir unsere Produktionskosten über unsere Produkte zurück?

Wir haben zur Zeit, erstmalig seit ich denken kann, gute Milchpreise. Da können wir unsere Kosten decken, es bleibt vielleicht auch ein Cent übrig. Aber wir wissen eben nicht, wie lange unser Futter noch reicht. Das, was wir jetzt ernten, der trockene Mais, daraus kann man keine Milch produzieren, zumindest nicht in der Qualität, die wir uns wünschen. Es ist vorauszusehen, dass wir trotz der aktuell guten Liquiditätslage, die wir haben, ziemlich schnell in die nächste Krise reinrutschen.

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Worauf müssen sich die Verbraucher denn einstellen?

Die Preiserhöhung haben wir jetzt. Bei der Milch merken Sie das im Laden. Wir hoffen, dass diese realen Preise, die wir mittlerweile bekommen, auch anhalten. Dass nicht der Handel sagt, wir wollen die Inflationsbremse sein, wie es zum Beispiel beim Schweinefleisch gerade passiert. Wir brauchen das Geld einfach, um zu überleben.

Weitere Kostensteigerungen sehe ich momentan nicht. Die Energiepreise haben sich eingepegelt und wir müssen sehen, dass wir diese Preise, die wir aktuell bekommen, stabil beibehalten. Wir brauchen auch Planungssicherheit. Wir müssen unseren Leuten Lohn zahlen, müssen Pacht bezahlen, müssen Betriebsmittel kaufen. Das hält sich momentan alles in der Waage, aber wir wissen nicht, wie lange die Waage stabil bleibt.

Wie gehen Sie persönlich mit den aktuellen Bedingungen um, entmutigt Sie die Lage?

Man ist an manchen Tage sehr mutlos, denn letztendlich brauchen wir Regen, damit wir die Felder wieder bestellen können. Selbst auf die Getreidefelder, die jetzt abgeerntet sind, können wir teilweise nicht mit dem Grubber oder dem Pflug rausfahren. Erstens staubt es so sehr, dass wir das den Anliegern gar nicht zumuten können, zweitens macht es auch keinen Sinn aktuell. Erst, wenn wieder Feuchtigkeit im Boden ist, kann die neue Saat eingebracht werden. Der Raps müsste jetzt eigentlich in den nächsten Tagen in den Boden. Er kann es aber nicht.

Vielen Dank für das Gespräch!

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