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Audio: Antenne Brandenburg | 13.01.2023 | Nico von Capelle | Quelle: rbb/Wolfgang Albus

Schwarze Pumpe in der Lausitz

Industriepark boomt, Fachkräfte fehlen

Die Lausitz boomt. Gut 17 Milliarden Euro Fördergelder gehen in die Region und sollen Arbeit schaffen - was aber, wenn niemand da ist, der die Arbeit übernimmt? Genau das Problem haben gerade viele Betriebe im Industriepark Schwarze Pumpe. Von Nico van Capelle

Es ist ordentlich Betrieb im Industriepark Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) - und es wäre noch mehr, wenn alle Stellen besetzt wären. Doch viele Firmen spürten hier einen Fachkräftemangel, sagt Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos). Der Bedarf an Arbeitskräften ist groß - auch, weil das Areal wächst. Für die meisten freien Flächen gibt es Interessenten oder schon Bebauungspläne.

"Vor dem Hintergrund, dass im Industriepark aber auch in Unternehmen im ganzen Stadtgebiet der Mangel herrscht, aber auch neue Investitionen anstehen, gehen wir davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren mehrere tausend Arbeitskräfte benötigt werden." Und das in einer Region, die seit Jahrzehnten mit Abwanderung zu kämpfen hatte. "Viele Jahre war das Argument, warum man nicht herkommt, fehlende, gut bezahlte Arbeitsplätze. Das ist definitiv vom Tisch", so Herntier.

Fokus auf Rückkehrer

Viele Unternehmen im Industriepark sind auf der Suche, auch Start-ups wie das von Christian Jurisch, das sich im benachbarten Gründerzentrum "Dock3" eingemietet hat. Das Gebäude wird nach jetzigem Stand Ende des Jahres voll sein mit Start-ups. Jurisch testet dort mit seiner Firma Systeme in Elektroautos und habe die Herausforderung, "sehr speziell ausgebildete Leute" zu brauchen - "idealerweise auch noch aus der Automobilindustrie, wo wir hier in der Lausitz nicht gerade ein Zentrum sind." Den Fachkräftemangel spüre auch er, sagt Jurisch.

Deshalb spreche er fast ausschließlich mit Rückkehrern, von denen es viele gebe. Es seien "viele Ingenieure, die in München oder Stuttgart tätig waren und aus familiären Gründen zurückgekommen sind oder zurückkommen wollen, die auch Abstriche beim Gehalt machen."

Arbeitskräftemangel in Berlin und Brandenburg

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Viele Geschäfte schränken ihre Öffnungszeiten ein, Kitas gehen in den Notbetrieb, Behörden schließen wochenweise. Der Arbeitskräftemangel beginnt den Alltag in der Region zu prägen. Ein Vorgeschmack - denn in den Unternehmen wird es immer enger. Von Jan Pallokat

Die aktive Suche nach möglichen Angestellten ist auch das Erfolgsrezept von Corina Reifenstein, die eine Baufirma leitet. Auch ihr Unternehmen habe einen Fachkräftemangel, gehe aber dagegen an. Aktuell habe sie acht Auszubildende und eine duale Studentin. "Aber das ist nicht gelungen, weil die Auszubildenden uns gefunden haben, sondern wir die Auszubildenden gefunden haben. Wir sind aktiv tätig geworden." Das funktioniert aber laut Reifenstein nur, wenn alle Akteure mit dem Handwerk, mit dem Mittelstand gemeinsam dieses Problem angehen.

Wichtig sei auch, damit anzufangen, junge Leute frühzeitig auf eine Ausbildung vorzubereiten. "Die wollen einfach probieren: Was kommt irgendwann auf mich zu, wenn ich zum Beispiel Maurer werde, wenn ich Elektriker werde, was sind das für Aufgaben?"

Eigeninitiative, Zusammenarbeit und Unterstützung durch die Politik sind also Voraussetzungen, um erfolgreich nach Fachkräften zu suchen. Ohne Zuzug aber, da sind sich die Bürgermeisterin Herntier und Unternehmen im Industriepark Schwarze Pumpe einig, werden sie in der Zukunft nicht genügend finden.

Mit Informationen von Sebastian Schiller.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.01.2023, 16:10 Uhr

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