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Audio: Antenne Brandenburg | 16.11.2022 | Andreas Jacob | Quelle: Miya e.v.

Eberswalder Verein pflanzt Tiny Forests

Mit Miniwäldern für Großstädte gegen den Klimawandel?

Kleine Wälder als Klimaanlage in Städten - das ist die Idee von Tiny Forests. Ein Verein aus Eberswalde verwandelt innerstädtische Brachen damit in kleine Oasen. Dazu reichen oft auch kleinere Flächen. Von Andreas Jacob

Wälder könnten in Zukunft auch zu Klimaanlagen in unseren Städten werden. Der Verein Miya aus Eberswalde (Barnim) wirbt für solche Miniwälder, die auf innerstädtischen Brachen mit einer Mindestgröße von 100 Quadratmeter angepflanzt werden.

rbb-Podcast "Feld, Wald & Krise" - Folge 9

Vergammeln ist wichtig - Geld fürs Nichtstun

Die Entscheidung, ob ein Baum gefällt wird, sollte vom ökologischen Zustand des Waldes abhängen, nicht vom Verkaufserlös. Das fordert der Eberswalder Forstwissenschaftler Pierre Ibisch. Er schlägt ein Vergütungssystem vor, das Ökosystemleistungen honoriert.

Kleine Wälder, schnelles Wachstum

Die Idee der sogenannten Tiny Forests stammt von dem japanischen Pflanzenkundler Akira Miyawaki. Das Besondere: Tiny Forests sind zwar wesentlich kleiner als echte Wälder, dafür wachsen sie aber sehr viel schneller. Ein solcher Wald brauche nur zehn Jahre für den Zustand, den sein natürliches Pendant in 100 Jahren erreiche, sagt Tabea Selleneit vom Miya e.V. "Wir pflanzen bis zu drei Bäumen pro Quadratmeter, wo man im Forst nur einen setzen würde. Das hat den Vorteil, dass die Bäumchen in Konkurrenz zueinanderstehen und sehr schnell wachsen, um ans Licht zu kommen." Dadurch entstehe in kürzerer Zeit ein diverses, gesundes Ökosystem, so Selleneit weiter.

Bäume auf umfangreicher Basis

Neben der überdurchschnittlich dichten Bepflanzung ist der Boden entscheidend für das Wachstum eines Tiny Forest. Das Team von Miya e.V. durchwühlt deshalb den Standort, auf dem ein Wäldchen anwachsen soll, mit einem Bagger bis zu 60 Zentimeter tief. Dabei graben sie Stroh unter, Mykorrhizapilze, die die Bäume über deren Wurzeln mit Nährstoffen versorgen, oder Terra Preta, ein Gemisch aus Pflanzenasche, Kompost und Gesteinsmehl. Anschließend setzen Freiwillige die Pflanzen ein. Der Mitmach-Aspekt sei für Tabea Selleneit wichtig, denn der Tiny Forest soll auch zur Umweltbildung beitragen.

Kleine Wälder auf nur wenigen Quadratmetern | Quelle: Miya e.v.

Insgesamt 100 Euro kostet solch ein Tiny Forest pro Quadratmeter. Der Pflegeaufwand ist laut Verein überschaubar: In den ersten zwei bis drei Jahren muss Kraut zurückgedrängt und in heißen Sommern gegossen werden. Anschließend wird der Miniwald sich selbst überlassen.

Tabea Selleneit vom Verein Miya e.V. | Quelle: Miya e.v.

Minimaler Aufwand mit großer Wirkung

Der Idee nach wirken die kleinen Wälder nach wenigen Jahren gleich mehrfach auf die Stadt, sagt Tabea Selleneit: "Wir schaffen auf der kleinen Fläche eine sehr hohe Biodiversität mit 20 und mehr Baumarten. So viele Arten gibt es im Kiefernforst nicht. Ein Tiny Forest hat einen kühlenden Effekt. Er filtert die Luft und bindet Feinstaub. Der extrem nährstoffreiche, lockere Boden speichert sehr viel Wasser, ein Schwamm gegen Extremwasserereignisse. Und die Tiny Forests können Lärm- oder Sichtschutz vor Autobahnen sein." Im Gegenzug wird der Wald nicht abgeerntet.

Der erste Tiny Forest Deutschlands entstand 2020 in Zichow in der Uckermark. Aus dem Projekt gründete sich ein Jahr später der Eberswalder Verein Miya.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.10.2022, 14:40 Uhr

Mehr zu Themen rund um die Zukunft von Kultur-, Natur- und Stadtlandschaften gibt es monatlich im rbb-Podcast "Feld, Wald und Krise - Landschaften im Wandel".

Beitrag von Andreas Jacob

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