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Drehort für "Asbest"

ARD-Kultserie findet in Frankfurt (Oder) den passenden Knast

Ein Krimi-Drama von Serienform von Kida Ramadan bricht Zuschauer-Rekorde. Für seine Gefängnisszenen hat der Regisseur den Weg in die Oderstadt gesucht und ideale Kulissen gefunden.

Sie gilt als eine der besten Serien, die jemals in der Mediathek der ARD abrufbar gewesen ist: Asbest. Seit Ende Januar ist das Krimi-Drama von Regisseur Kida Khodr Ramadan ("4 Blocks") exklusiv online abrufbar. Mit drei Millionen Aufrufen in den ersten Tagen gilt sie als bester Serienstart in der Mediathek überhaupt. Vor allem das Thema, bewege die Menschen, sagt Produzentin Elena Erbenich - für Frankfurter mit Wiedererkennungswert.

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"Sein Traum ist im Arsch"

"In Asbest geht es um einen 19-jährigen Jungen, der kurz davor ist seine Fußball-Karriere durchzustarten", sagt Erbenich im Gespräch mit rbb|24. Doch dann kommt alles anders: Momo, der Fußballstar - gespielt von Newcomer Koder Alian - wird in einen Raubüberfall mit seinen Cousins verwickelt. Sein Leben wird dadurch auf den Kopf gestellt. Er muss ins Gefängnis, wofür Frankfurt (Oder) als Filmkulisse diente.

Die Entwicklung der Figuren beschreibt Regisseur Ramada als zeitgemäß und kontrovers: "Das ist halt kein Eiskunstlaufen. Das ist American Football oder Rugby", sagt er zur Härte seines Regie-Debüts. In seiner Serie gehe es um einen Menschen, der für die "Familie ins Gefängnis" geht.

Der Protagonist Momo müsse eine familiäre Tradition leben, die er eigentlich gar nicht leben möchte. "Und sein Traum ist im Arsch, und das ist eine menschliche Sache", so der Filmemacher weiter.

Cast mit Fernsehgrößen

Eine Einstellung, die auch für Jasmin Tabatabai ("Der Baader Meinhof Komplex") ausschlaggeben gewesen sei, sich dem Cast anzuschließen. "Er weiß, wovon er spricht", sagt Tabatabai im Gespräch mit rbb|24. Ihrer Meinung nach sei mit Ramadan eine Geschichte erfolgreich filmisch umgesetzt worden: "Er weiß, was es bedeutet, in diesem Land aufzuwachsen – als Flüchtlingssohn, als jemand, der irgendwie nicht dazu gehört."

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Das führte schließlich auch zu einer Starbesetzung der Serie. Neben Tabatabai haben auch Ludwig Trepte ("Unsere Mütter, unsere Väter"), David Kross ("Der Vorleser"), Wotan Wilke-Möhring ("Winnetou - Eine neue Welt"), Detlev Buck ("Männerpension") und Nicolette Krebitz ("Wild") Rollen übernommen. Vor allem die Geschichte habe die Schauspieler überzeugt, berichten sie. Und Ramadan wisse nun mal, wie das umzusetzen ist.

Wissen, wie der Asphalt tickt

"Weil ich genau weiß, wie die Straße riecht und wie die Straße so ist", sagt er selbstbewusst. Er wisse nun mal am besten, wie der Asphalt ticke. Und darum gehe es in Asbest: Um den 19-jährigen Momo, der aus einer Clanfamilie stammt und im Gegensatz zu seinem Onkel und seinen Cousins niemals in kriminelle Machenschaften hereingezogen werden wollte. Trotz alledem muss er nun aber im Knast ums Überleben kämpfen – wider Willen.

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Sein einziger Lichtblick: die Trainingseinheiten der gefängnisinternen Fußballmannschaft. Und diese führten schließlich dazu, dass in Frankfurt (Oder) gedreht wurde. Denn während die Serie hauptsächlich im ehemaligen DDR-Frauengefängnis in Berlin-Köpenick gedreht wurde, fehlt dort ein passender Fußballplatz.

Deswegen wurde nach einer passenden Alternativen gesucht, die Filmemacher Ramadan schließlich zur ehemaligen Justizvollzugsanstalt nach Frankfurt geführt hatte. Diese wurde 2013 geschlossen, verfügt aber noch über ein ungenutztes Gelände mit eingemauertem Bolzplatz - eine passende Kulisse für eine gelungene Serie.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.02.2023, 15:40 Uhr

Mit Material von Dorett Kirmse

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