Fünf Jahre nach unerlaubter Brunnenbohrung in der Uckermark
Eine unsachgemäße Brunnenbohrung in Gollmitz sorgt auch nach fünf Jahren noch für Ärger. Anwohner mussten vorübergehend ihre Häuser verlassen, Straßen gesperrt werden. Und das Problem ist immer noch nicht gelöst.
Im Juni 2015 wunderte sich Peter Quass über eine Überschwemmung auf seinem Grundstück in Gollmitz (Uckermark). Eine schlecht ausgeführte Bohrung im Nachbargrundstück hatte eine Wasserader getroffen. Versuche, das Loch zu stopfen, machten alles nur noch schlimmer. Ein provisorischer Abfluss ist bis heute die einzige Lösung und sowohl der Landkreis als auch Peter Quass hadern mit den Folgen.
Noch immer streitet Peter Quass mit seinem Nachbarn, der die wochenlange Wasserflut in Haus und Garten verursachte. 2015 hatte der Nachbar ohne Wissen seines Vermieters eine Baufirma beauftragt einen Brunnen zu bohren. Laut Karsten Stornowski vom Kreisumweltamt hätte der Brunnenbau bei den Behörden angezeigt werden müssen. Der Landkreis hätte dem Anwohner keine Erlaubnis erteilen dürfen, denn der Standort sei bekannt dafür, dass er druckbelastet sei. "Das wussten die eigentlichen Eigentümer, aber der Mieter und der Brunnenbohrer nicht", so der Umweltdezernent der Uckermark. Und so begannen die Verursacher auch ohne Prüfung mit den unerlaubten Arbeiten.
Dabei ging einiges schief. Die Bohrung verletzte ein Wasserreservoir direkt unter dem Grundstück. Druck entwich und eine acht Meter hohe Wassersäule schoss in die Luft. Um das Problem wieder in den Griff zu bekommen, füllten die Arbeiter Stornowski zufolge Beton in das Loch. Doch nun trat das Wasser aus mehreren unterirdischen Quellen aus. Tagelang floss es in Strömen. Der Garten des Nachbarn Quass wurde zu einem Sumpfgebiet und auch der Keller stand unter Wasser.
Weitere Probleme entstanden: Die angrenzende Straße wurde über Wochen gesperrt und Familie Quass und weitere Anwohner mussten 2016 vorübergehend ausziehen, da nicht klar war, ob die Häuser noch standfest waren.
Stopfen konnte der Landkreis das Loch bis heute nicht. Dazu müssten mehrere Millionen Euro investiert werden. Doch das Wasser laufe inzwischen einigermaßen kontrolliert durch provisorische Rohre in einen Bach.
Dabei werden aber weiterhin Sand und Erde aus dem Untergrund ausgespült. Langfristig könnte das laut Kreisumweltamt den bebauten Hang aushöhlen. Aus diesem Grund muss nach wie vor monatlich ein Sachverständiger eines Ingenieurbüros Messtellen im Garten und an der Straße überprüfen. Wird zu viel Sediment abgetragen, müssten Straßen und Häuser wohl erneut gesperrt werden. Damit betrifft die missglückte Bohrung weiterhin die umliegenden Wohnhäuser.
So ist auch fünf Jahre nach der Überschwemmung der Keller von Peter Quass noch immer matschig und modrig. Insgesamt habe es drei Wassereinbrüche gegeben. Der Boden ist aufgeweicht und Schimmel überzieht die Wände. Zwar hat die Fassade mittlerweile einen neuen Anstrich, doch das Haus gleicht einer Dauerbaustelle und könnte immer noch durch Folgeschäden unbewohnbar werden. Eigentümer Quass ist resigniert: "Mit der Zeit hat man sich fast daran gewöhnt, aber trotzdem Angst, weil diese Geschichte nicht abgeschlossen ist." Seine Mutter habe die Unsicherheit nicht verkraftet. Sie lebt nun in einem Pflegeheim.
Auch auf den Kosten von 150.000 Euro ist Quass bisher sitzen geblieben. Die Versicherung des Verursachers verweigere die Zahlung, da sie die Kosten nicht in voller Höhe übernehmen wolle. Peter Quass zufolge sei noch nicht mal einen Gutachter beauftragt worden. Für die Folgekosten des Landkreises komme die Versicherung allerdings auf.
Im Zuge der Gollmitzer Umweltsünde haben sowohl der Landkreis, als auch die Behörden in ganz Brandenburg das Formular für die Anmeldung von Bohrungen verbessert. Nun werden mehr Details zur Lage abgefragt und die Standorte genauer überprüft.
Sendung: Antenne Brandenburg, 09.06.2020, 16:12 Uhr
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