rbb24
  1. rbb|24
Audio: Antenne Brandenburg | 04.06.2020 | Autor: Philip Barnstorf | Quelle: dpa/P. Pleul

Anregungen und Verbote

Wie Ostbrandenburgs Landkreise auf die Trockenheit reagieren

Im Barnim und in der Uckermark dürfen Anwohner nur noch eingeschränkt Wasser aus Flüssen und Seen schöpfen. Weitere Landkreise könnten folgen. Auch Wasserverbände sind alarmiert. Bald könnten auch sie Verbote aussprechen. Von Philip Barnstorf

Nach den letzten beiden Dürresommern ist auch im Mai dieses Jahres in Berlin und Brandenburg rund ein Drittel weniger Regen gefallen als im vieljährigen Durchschnitt. Die Furcht vor langanhaltender Wasserknappheit geht um. In der vergangenen Woche hat die Gemeinde Panketal (Barnim) ihre Bewohner zum strengen Wassersparen aufgerufen. Aber wie steht es sonst ums Ostbrandenburger Wasser?

Pumpen verboten im Barnim

Im Barnim setzt nicht nur in Panketal auf Wassersparen. Schon am 20. Mai hat der Landkreis verboten, mit Pumpen Wasser aus Seen und Flüssen zu schöpfen. In einem Amtsblatt ist von einer "andauernden Niedrigwassersituation" die Rede, verursacht durch zu wenig Regen, zu viel Verdunstung und sinkende Grundwasserpegel. Daher sei Wassersparen "dringend notwendig".

Während die Landkreise den Zugang zu Oberflächenwasser, also Flüssen und Seen, beschränken können, liegt die Hoheit über das unterirdische Grundwasser in der Regel bei den regionalen Wasserversorgern. Die können etwa Gartenbewässerung mit Leitungswasser per Allgemeinverfügung verbieten.

Einer der größten Versorger im Barnim ist der Wasserverband Strausberg-Erkner, der Wasser in Haushalte von rund 160.000 Menschen pumpt. Auch hier ist man besorgt: "Die Situation ist tragisch. Schon im April war es wegen der Trockenheit heftig", sagt Sprecherin Sandra Ponesky. Von Verboten will ihr Verband dennoch erstmal absehen. "Wir versuchen es über die Bewusstseinsbildung beim Bürger", sagt Ponesky. "So eine Allgemeinverfügung muss man auch kontrollieren und dafür sind wir nicht aufgestellt." Für die Zukunft schließt ihr Verband Verbote aber nicht aus.

Handgefäße in der Uckermark

Weiter nördlich hatte der Landkreis Uckermark schon im vergangenen Jahr die Entnahme von Fluss- und Seewasser verboten. Ausnahmen gibt es nur für manche Agrarbetriebe. Vor zwei Wochen hat der Landkreis die Zügel aber etwas gelockert: Bürger dürfen nun mit Handgefäßen kleine Mengen Wasser aus Flüssen und Seen schöpfen. Aber Pumpen bleiben - wie auch im Barnim - verboten.

Spreewasser in Oder-Spree nur unter Vorbehalt

Der Wasserhaushalt des Landkreises Oder-Spree ist besonders von der Spree abhängig. Deren Fluss wird wesentlich durch die Talsperren außerhalb des Landkreises am Oberlauf des Flusses etwa in Spremberg geregelt. Der Landkreis hat also nur begrenzten Einfluss, wie Sprecher Mario Behnke dem rbb mitteilte.

Immerhin erlaubt Oder-Spree seit dem vergangenen Jahr Wasserentnahmen aus der Spree nur noch unter Bedingungen: Werden an der Messstation in Leibsch (Dahme-Spreewald) weniger als 2,5 Kubikmeter Durchfluss pro Sekunde gemessen, müssen alle Wasserentnahmen gestoppt werden. Ein Entnahmeverbot ist derzeit nicht geplant.

Landrat in Märkisch-Oderland fordert landesweites Wassermanagement

Auch in Märkisch-Oderland gibt es derzeit kein Entnahmeverbot. Aber die Lage ist auch hier angespannt. "Wir greifen jetzt schon unsere natürlichen Ressourcen an und pumpen uns leer", sagt Landrat Gernot Schmidt. Man sei im gesamten Berliner Umland am Limit. Im vergangenen Jahr hatte auch Märkisch-Oderland ein Entnahmeverbot erlassen. Wenn weiter so wenig Regen fällt, sei das auch in diesem Jahr möglich, so Schmidt weiter.

Der SPD-Politiker mahnt, dass das Oberflächenwasser in Flüssen und Seen mit dem Grundwasser in verschiedenen Tiefen zusammenhänge auch landkreisübergreifend. Er fordert daher ein Wasser-Gesamtmanagement für Brandenburg und Berlin.

Sorgen um Sulfat in Frankfurt (Oder)

Auch der östliche Nachbar Frankfurt (Oder) wird wohl wie schon im vergangenen Jahr von einem Verbot absehen. Woran das liegt, erklärt Anne Silchmüller von der Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft (FWA): "Unser Wasserwerk in Briesen kann bis zu 26.000 Kubikmeter Wasser pro Tag fördern. Selbst an sehr, sehr heißen Tagen wie etwa Mitte Juli 2019, als alle ihre Gärten gesprengt haben, erreichen wir maximal 21.000 Kubikmeter." Daher will auch die FWA, die in Frankfurt und Umgebung rund 65.000 Menschen mit Wasser versorgt, das Leitungswasser nicht beschränken.

Aber mittelbar sieht auch Silchmüller ein Problem, denn durch ausbleibenden Regen sinkt der Grundwasserspiegel. "Dann müssen wir mehr Wasser aus der Spree dazunehmen". Dafür lässt die FWA Spreewasser in vier Becken in Briesen ins Grundwasser sickern. Aber auch hier wirkt sich die Trockenheit aus: "Wenn es sehr trocken ist, erhöht sich die Sulfatkonzentration in der Spree", sagt Silchmüller. Das könnte im Spätsommer zum Problem werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.06.2020, 9:30 Uhr

Beitrag von Philip Barnstorf

Artikel im mobilen Angebot lesen