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Audio: Inforadio | 30.06.2020 | Jan Menzel | Quelle: dpa/Riedl

Wirtschaftsverbände wollen Verschiebung

Autofreie Friedrichstraße möglicherweise erst im Herbst

Mehrere Wirtschaftsverbände und Initiativen wollen die ab August geplante monatelange Sperrung der Friedrichstraße für Autos in den Herbst verschieben. So werde Zeit gewonnen, um ein umfassendes Konzept für mehr Aufenthaltsqualität in der Einkaufsmeile zu erarbeiten, erklärten Industrie- und Handelskammer (IHK), Handelsverband und der Verein Die Mitte am Dienstag.

Knappe Mehrheit befürwortet Versuch

Eine Umfrage mit 137 Gewerbetreibenden vor Ort habe zwar ergeben, dass eine knappe Mehrheit den Versuch grundsätzlich positiv bewerte. Sie sähen aber Politik und Verwaltung in der Pflicht, zuvor gemeinsam mit Anrainern ein Maßnahmenpaket zu entwickeln. Ein Verkehrsversuch ohne klares Konzept werde keine positiven Effekte haben, hieß es.

Die Friedrichstraße sei per se keine Flaniermeile, sagte Nils Busch-Petersen vom Handelsverband im rbb. Sie sei eng, die Aufenthaltsqualität gering und Bäume fehlten. Busch-Petersen fürchtet auch, dass die von der Corona-Pandemie gebeutelten Einzelhändler durch die Verkehrsberuhigung noch mehr leiden werden.

Geplant ist die Sperrung von August bis Jahresende

Laut Verkehrsverwaltung soll die Friedrichstraße, in der es die Läden schon seit längerer Zeit wirtschaftlich schwer haben, von August bis Dezember zwischen Leipziger und Französischer Straße autofrei werden. Das Experiment soll die Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer erhöhen.

Die Fahrbahn der betroffenen Teile der Friedrichstraße soll in der autofreien Zeit für Cafés und Aufenthaltsbereiche genutzt werden. Wegen der anhaltenden, wirtschaftlichen Probleme vieler Geschäfte aufgrund der Corona-Pandemie wollte der Bezirk zudem prüfen, ob Ausstellflächen im öffentlichen Raum den Läden kostenlos zur Verfügung gestellt werden können. Ähnlich wie auf dem Kurfürstendamm sollen Läden Platz bekommen, sich zu präsentieren, sagte von Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel vor drei Wochen. In den Seitenstraßen und Parkhäusern sollen nach wie vor zahlreiche Parkplätze bereitgestellt werden.

Senatsverwaltung Andere Metropolen machen ähnliches

"Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und der Bezirk Mitte sind bereits in sehr guten Gesprächen mit Anrainern über die Gestaltung des Projekts Autofreie Friedrichstraße", sagte ein Sprecher der Verkehrsverwaltung zur Kritik der Verbände. "Viele Beteiligte bringen sich ein, wir unterstützen sie." Andere Metropolen Europas wie Paris, London und Brüssel würden derzeit ähnliche Initiativen für lebenswerte und attraktive Innenstädte unternehmen.

Sendung: Abendschau, 30.06.2020, 19:30 Uhr

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