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Quelle: dpa/S. Stache

FBB-Aufsichtsrat berät

Neue Flughafenspitze kommt, alte Probleme bleiben

Der Aufsichtsrat der Berliner Flughafengesellschaft FBB will am Donnerstag über die Nachfolge von Airport-Chef Lütke Daldrup entscheiden, der im September das Unternehmen verlässt. Wird eine Frau das Ruder bei der FBB übernehmen? Von Thomas Rautenberg

Über vier Jahre lang hat Engelbert Lütke Daldrup an der Spitze der Berliner Flughafengesellschaft gestanden. Seine politische Mission, den Pannen-BER mit über acht Jahren Verspätung endlich an den Start zu bringen, hat er erfüllt. Damit wäre es für ihn nun an der Zeit, andere Prioritäten zu setzen, sagte der 64-Jährige bei der Ankündigung seines vorzeitigen Rücktritts.

Schon früher hatte Lütke Daldrup erklärt, er werde den Flughafen nur fertig bauen, dafür sei er schließlich im März 2017 angetreten. Dass Lütke Daldrup aber wirklich von sich aus seinen Hut nehmen würde, hätten sich wohl die wenigsten vorstellen können.

Nichts dem Zufall überlassen

Doch Lütke Daldrup ist keiner, der einfach so geht. Er hat dem Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft auch noch eine mögliche Nachfolgerin vorgeschlagen: Aletta von Massenbach, seit dem vergangenen Jahr Finanzgeschäftsführerin des Unternehmens. Vorher war sie Bereichsleiterin für das internationale Fraport-Geschäft. Die Fraport AG betreibt mit Frankfurt am Main nicht nur den größten deutschen Airport, sondern ist auch an vielen Flughäfen weltweit beteiligt.

Dass Aletta von Massenbach einen Flughafen managen kann, hat sie bereits als Airport-Chefin des zweigrößten türkischen Flughafens Antalya bewiesen. Ob der Aufsichtsrat der Berliner Flughafengesellschaft Lütke Daldrups Vorschlag aufgreifen oder sich für eine Alternative entscheiden wird, zeigt sich auf der Sitzung des Gremiums.

FBB-Finanzchefin hat die besten Karten

Egal in welcher künftigen Position - Finanzchefin von Massenbach hat vor dem Aufsichtsrat so oder so ihren großen Auftritt: Der Jahresabschluss der Berliner Flughafengesellschaft für das Jahr 2020 wird diskutiert, ein Papier - soviel steht fest - mit tief roten Zahlen. Ende 2020 stand die FBB mit insgesamt 3,2 Milliarden Euro bei Banken und Gesellschaftern in der Kreide. Nur zum Vergleich: Die Schuldenlast ist damit doppelt so hoch wie die des Flughafens München.

Und selbst Fraport als größte deutsche Flughafengesellschaft hat nicht mehr Schulden als die FBB. Dafür hat Fraport aber den fünffachen Umsatz, könnte also auch mühelos mehr Zinsen zahlen. 160 Millionen Euro Zinsen musste die FBB allein im vergangenen Jahr an die Banken überweisen. Bei einem Gesamtumsatz von nur 120 Mio Euro in der Corona-Krise nannte von Massenbach die Kreditkosten "schwer bis gar nicht verdaulich".

FBB braucht frisches Geld

Finanziell steht die Flughafengesellschaft mit dem Rücken zur Wand. Die hohen Kreditbelastungen durch das BER-Baudesaster hat es schon immer in den Büchern des Unternehmens gegeben. Doch der Einbruch der Passagierzahlen durch die Corona-Pandemie hat das ganze Ausmaß der finanziellen Schieflage praktisch über Nacht offen gelegt.

Flughafenchef Lütke Daldrup forderte, das Unternehmen über eine Teilentschuldung zu entlasten: 1,2 Milliarden Euro Steuergeld müssten dafür in die Hand genommen werden. Darüber hinaus sollen die Corona-Hilfen in Höhe von rund 400 Millionen Euro in bar und nicht als Darlehen überwiesen werden. Und nicht zuletzt will die Flughafengesellschaft noch eine sogenannte Liquiditätshilfe in Höhe von 800 Millionen Euro für unabweisbare Kosten, die in den kommenden Jahren auflaufen werden. Mit anderen Worten: Die FBB braucht noch einmal rund 2,4 Milliarden Euro aus der Steuerkasse, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Nur zur Erinnerung: Für exakt diese Summe sollte einst der komplette Flughafen BER gebaut werden.

Im Gegenzug versprach Lütke Daldrup, dass die FBB ab 2026 völlig eigenständig agieren kann, sprich keine weiteren Finanzhilfen mehr benötigt. Vorausgesetzt natürlich, dass sich die Passagierzahlen am BER in absehbarer Zeit auf das Vor-Corona-Niveau normalisieren werden.

Wirtschaftsprüfer fordert Garantien

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die den Jahresabschluss 2020 testieren muss, hatte harte Finanz-Garantien der Flughafen-Gesellschafter Berlin, Brandenburg und des Bundes gefordert. Ansonsten, so die Drohung, könne die eine positive Geschäftsprognose für die FBB nicht bestätigt werden. Damit würden dann die Banken sofort ihre laufenden Kredite fällig stellen. Da der Aufsichtsrat den Jahresabschluss für das Jahr 2020 am Donnerstag durchwinken will, dürfte diese Gefahr allerdings gebannt sein - mit einer Zusage der Flughafen-Eigentümer, dass die FBB mit frischem Steuergeld rechnen kann.

Sendung: Brandenburg aktuell, 29.04.2021, 19:30 Uhr

Beitrag von Thomas Rautenberg

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