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Quelle: dpa/Christin Klose

Berlin und Brandenburg

Wohnungsunternehmen: Heizkosten für Mieter könnten um die Hälfte steigen

Durch die Energiepreise wird auch das Heizen teurer - in Berlin und Brandenburg könnten die Kosten laut Wohnungswirtschaft sogar um mehr als 50 Prozent steigen. Der Verband hat Vorschläge, um in Not geratene Mieter zu unterstützen.

Die Heizkosten für Berliner und Brandenburger Mieter werden aus Sicht der Wohnungswirtschaft in diesem Jahr um mehr als die Hälfte steigen. "Das ist ein enormer Preissprung, den auch die steuerpflichtige Einmalzahlung des Bundes in Höhe von 300 Euro nicht auffängt", sagte Maren Kern, Vorstandsmitglied des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, am Mittwoch. Für einen Durchschnittshaushalt in einer 60-Quadratmeter-Wohnung bedeute dies zusätzliche Kosten von mindestens 360 Euro in diesem Jahr.

Eine Umfrage des Verbands unter den rund 340 Mitgliedsunternehmen im Juni habe außerdem gezeigt, dass bei fast 85 Prozent von diesen die Energiepreise seit Anfang des Jahres erhöht worden seien. "Die Heizkosten werden auch weiter deutlich steigen", sagte sie mit Blick auf das kommende Jahr.

Gestörte Lieferketten und Nachzahlungen

So schwierig ist der Weg aus der Gaskrise

Der Winter kommt - und mit ihm die Auswirkungen der Energiekrise. Unabhängiger vom Gas werden, ist da der erste Gedanke. Aber selbst wer das Geld für eine alternative Heizanlage hat, kann das Vorhaben derzeit kaum realisieren. Von Hasan Gökkaya

Haupttreiber sind die stark gestiegenen Gaspreise in Folge des Kriegs in der Ukraine. Die Gaskrise hat sich mit den Unsicherheiten rund um Lieferungen aus Russland zuletzt weiter verschärft. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kündigte jüngst an, dass im Falle einer Gasmangellage auch Verbraucher einen Beitrag zum Energiesparen leisten müssten. Seither gibt es eine Diskussion über niedrigere Heiztemperaturen in Mietwohnungen.

BBU schlägt Deckelung der warmen Betriebskosten vor

Um in Not geratene Mieter zu unterstützen, sei der vom Senat auf den Weg gebrachte Härtefallfonds in Höhe von 380 Millionen Euro zwar ein erster Schritt. Doch Menschen mit niedrigen Einkommen müssten stärker entlastet werden, etwa durch einen Deckel für die Energiepreisbelastung.

Zum Beispiel könnten die warmen Betriebskosten bei 40 Prozent der Nettokaltmiete gedeckelt werden. Die Differenz zu den Marktpreisen könnten staatliche Transferfonds decken. "Ein solches Modell würde eine Überschreitung bestimmter Steigerungsgrenzen bei den Energiepreisen vermeiden."

Außerdem hätten viele Wohnungsunternehmen ihren Mietern schon empfohlen, die Vorauszahlungen für die Heizkosten freiwillig zu erhöhen. Kern appellierte, diese Angebote anzunehmen oder Rücklagen zu bilden.

Zahl der Grundsteinlegungen eingebrochen

Die BBU-Vorstandsvorsitzende Kern sieht auch die Branche selbst vor hohen wirtschaftlichen Herausforderungen. Steigende Energiepreise und Baukosten, die Inflation sowie Lieferengpässe und Fachkräftemangel hätten unmittelbare Auswirkungen auf das Wohnen, so Kern. Die Unternehmen hätten zum ersten Mal seit acht Jahren einen Rückgang bei Baufertigstellungen gemeldet (minus 20,3 Prozent). Auch die Zahl der Grundsteinlegungen sei 2021 im Vergleich zum Vorjahr um fast 30 Prozent eingebrochen.

Mit Blick auf die Pläne des Senats, in zehn Jahren 200 000 neue Wohnungen zu bauen, - 100 000 noch in dieser Legislaturperiode - ist Kern skeptisch. "Ich halte das für dieses Jahr für schwierig oder kaum noch machbar", betonte sie.

Umfrage: Mehrheit will Temperatur nachts nicht senken

Die Temperatur in der Nacht zu senken, wie es der Immobilienkonzern Vonovia plant, sei in Berlin laut Umfrage von der Mehrheit der Unternehmen allerdings nicht vorgesehen, betonte BBU-Chefin Kern. Für solche Maßnahmen fehle eine einheitlich gesetzliche Regelung. Bislang gebe es lediglich Rechtssprechungen, die eine Temperatur zwischen 20 und 22 Grad tagsüber und zwischen 17 bis 18 in der Nacht vorschrieben. Weichen die Vermieter davon ab, sei das grundsätzlich ein Grund für eine Mietminderung.

Gasag wird Preise wohl weiter erhöhen

Am Dienstag hatte bereits der Chef des Berliner Grundversorgers Gasag weitere Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen. Georg Friedrichs sprach in der "Berliner Zeitung" von einer "sehr ernsten Lage". Aus seiner Sicht müssen sich vor allem das Gewerbe und die Industrie in Berlin Sorgen machen, ob für diese im kommenden Winter genug Energie zur Verfügung stehe.

Friedrichs bat die Kundinnen und Kunden in Berlin und Brandenburg, von Herbst an die Raumtemperatur in den Wohnungen so weit zu reduzieren, wie es gehe. Jeder solle schauen, wo seine "Schmerzgrenze" liege. "Schon ein Grad Raumtemperatur weniger spart bis zu sieben Prozent am Energieverbrauch. Die einzige Bitte, die wir haben: Bitte unbedingt sofort starten, nicht auf den Winter warten - und es unbedingt ernst nehmen.", so Friedrichs gegenüber der Zeitung.

Sendung: rbb24 Abendschau, 13. Juli 2022, 19:30 Uhr

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