Open Air in der Zitadelle Spandau
Während in der Berliner Waldbühne und Wuhlheide schon unter freiem Himmel getanzt wird, öffnet am Mittwoch auch die Zitadelle Spandau ihr Burgtor fürs alljährliche "Citadel Music Festival" - ein Konzert-Sommer der alten Helden. Von Magdalena Bienert
Das Citadel Music-Festival in Berlin-Spandau beginnt seine Freiluft-Saison am Mittwochabend höchst unterhaltsam: Tenacious D stehen auf der Bühne. Tenacious wer? Wer von dieser Band noch nichts gehört hat, kennt bestimmt den US-amerikanischen Schauspieler und Komiker Jack Black, der Teil des Duos ist. Hier trifft handgemachte Rockmusik auf absurde und witzige Geschichten in Song-Form.
Seit 15 Jahren veranstaltet Trinity Music den Open-Air-Sommer in Spandau und die Augen von Martin Rabitz beginnen zu leuchten bei dem Gedanken an diesen ganz besonderen Ort: eine der besterhaltenen Festungen Europas! "Die Zitadelle ist eine der schönsten Locations, die die Stadt, wenn nicht sogar Deutschland, zu bieten hat. Es gibt nichts Idyllischeres als über die Zugbrücke zu gehen und in dem Innenhof einer Renaissance-Festung ein Konzert zu erleben."
Bis zu 10.000 Zuschauer pro Abend können bis Ende August bei den insgesamt 13 Veranstaltungen dabei sein. Tenacious D, Jack Johnson oder auch Ben Howard gehören dieses Jahr noch zu den jüngeren Künstlern. Das Citadel Music Festival lädt sonst eher zum in-Erinnerung-schwelgen ein: Cat Stevens, Simply Red oder auch Fury in the Slaughterhouse kommen vorbei.
Bei den Hollywood Vampires trifft Johnny Depp an der Gitarre auf Unterhaltungskanone Alice Cooper. Offenbar hat Johnny Depp durch den skandalösen öffentlichen Gerichtsprozess mit Ex-Freundin Amber Heard im letzten Jahr nichts an Sympathie verloren – das Konzert verkauft sich besser denn je.
Und dann gibt es auch noch ein paar echte Konzertraritäten - wie das einzige Deutschlandkonzert von Generation Sex am 7. Juli: Billy Idol trifft auf seine alte Band Generation X sowie Steve Jones und Paul Cook von den Sex Pistols.
Ebenfalls nur in der Zitadelle Spandau zu erleben sind die New-Wave Helden von Devo. Für ihr einziges Deutschlandkonzert reisen sie auf ihrer Abschiedstour Mitte August ans Spandauer Havelufer.
An zwei Tagen im August findet zum zweiten Mal überhaupt, aber erstmalig in der Zitadelle, das Afrobeats-Festival statt. Ein Familien-Event mit Urlaubs-Flair. Das fein kuratierte Musikprogramm trifft auf traditionelle Performances, sowie bildende und kulturelle Panel-Talks, eine African Art Exhibition und Köstlichkeiten der afrikanischen und karibischen Küche.
Es gäbe aber auch durchaus noch Kapazitäten für spontane Konzert-Zusagen, so Martin Rabitz. Der Veranstaltungskalender hat noch kleine Lücken. Nach Corona laufe der Normalbetrieb erst langsam wieder an, sagt der Veranstalter. "Das ganze internationale Tourgeschäft hat sich verzogen, es müssen immer noch Konzerte nachgeholt werden, manche kommen jetzt erst in zwei Jahren auf Tour." Es sei schwierig, international und national bekannte Künstler zu finden, die genau in diesem Zeitraum touren wollen und kleinere Acts würden in so einer großen Location keinen Sinn machen.
Man sei auch noch nicht wieder bei den Zuschauerzahlen "von vor Corona" angelangt. Gerade das Fehlen von jüngerem Publikum würde sich bemerkbar machen. Auch wenn die Ticketpreise nicht enorm in die Höhe gestiegen sind, müsse natürlich jeder gerade viel mehr auf seine täglichen Ausgaben schauen.
Martin Rabitz stellt auch ein verändertes Kaufverhalten fest: "Die Leute planen langfristiger, die Abendkassen werden kaum noch genutzt. Trotzdem sind wir optimistisch, dass wir die 100.000 - 150.0000 Zuschauer, die jeden Sommer vor Corona zum Citadel Music Festival gekommen sind, auch dieses Jahr wieder erreichen können."
Sendung: rbb24 Inforadio, 07.06.2023, 8:44 Uhr
Beitrag von Magdalena Bienert
Artikel im mobilen Angebot lesen