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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 27.07.2022 | Azzam, Krippahl | Quelle: dpa/Georg Hochmuth

Waldbrände in Brandenburg

Was gegen den Einsatz von Löschpanzern und Löschflugzeugen spricht

In Brandenburg lodert der größte Waldbrand des Jahres, die Feuerwehr hat Schwierigkeiten die Flammen unter Kontrolle zu halten. Haben die Einsatzkräfte die richtigen Einsatzmittel? Optionen und Ideen gibt es viele, nicht alle scheinen sinnvoll.

Die Lage beim großen Waldbrand im Elbe-Elster-Kreis im Süden Brandenburgs ist zwar weitgehend unter Kontrolle. Aber: Auch wenn es aktuell nur wenige offene Feuer gibt, beobachten die 320 Einsatzkräfte zahlreiche Glutnester mit Temperaturen zwischen 40 und 180 Grad. Schwierigkeiten bereiten auch immer wieder Munitionsrückstände im Boden.

Also ist nach wie vor besonderes Einsatzgerät gefragt: Hilfe gibt es aktuell durch einen Pionierpanzer der Bundeswehr, der Schneisen schlägt, um so zu verhindern, dass sich das Feuer ausbreitet. Außerdem werden die Einsatzkräfte durch Löschhubschrauber der Bundeswehr unterstützt.

Teils wieder offenes Feuer

Einsatzkräfte beim Waldbrand in Elbe-Elster werden aufgestockt

Seit Tagen wütet der Waldbrand bei Falkenberg. Über Nacht hatte sich die Lage entspannt, doch die heißen Glutnester sind am Donnerstag teilweise in offenes Feuer umgeschlagen. Mehr Einsatzkräfte und Technik sollen helfen.

Amtshilfe durch Bundespolizei und Bundeswehr

Unterstützung also, die auf Amtshilfe der Bundeswehr und Bundespolizei zurückzuführen ist und abermals die Frage aufkommen lässt, ob Brandenburg als Waldbrandland Nummer eins und mit noch viel Munitionsresten im Boden ausreichend ausgestattet ist.

Im Gespräch mit dem rbb sagte der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Mittwoch: Die Feuerwehren seien mittlerweile deutlich besser ausgestattet als noch in den Waldbrandjahren 2018 und 2019. Immerhin sei die Flotte allein in diesem Jahr um 35 Einsatzfahrzeuge, die speziell für Brandenburger Waldbrandverhältnisse ausgestattet seien, aufgestockt worden. Stübgen sagt aber auch: "Wir sind besser gerüstet, wir sind aber noch nicht ausreichend gerüstet."

Braucht Deutschland Löschflugzeuge?

Zuletzt kam aufgrund der nun wieder vermehrt lodernden Waldbrände in der großen Koalition bereits die Frage auf, ob Deutschland Löschflugzeuge braucht. Vor allem die FDP setzt sich für deren Anschaffung ein. In Deutschland gibt es keine Löschflugzeuge in öffentlicher Hand. Brauchen Länder und Kommunen bei Vegetationsbränden Unterstützung aus der Luft, bitten sie um Amtshilfe, damit die Bundeswehr oder die Bundespolizei Hubschrauber mit Wasserbehältern schicken.

In einem Bericht der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" [Bezahlschranke] sprach sich der Brandenburger Innenminister jedoch deutlich gegen den Einsatz von Löschflugzeugen aus. Die Einsatzkräfte seien mit Löschfahrzeugen viel schneller vor Ort. Im Mittelmeerraum werden indes Löschflugzeuge gebraucht, weil das Gebiet dort ansonsten gänzlich unzugänglich sei.

Auch der Brandenburger Feuerwehrverband kommt in dem Bericht zu Wort. Auch dieser ist der Ansicht, dass Löschflugzeuge in Brandenburg wenig Sinn machen. Es gebe im Land lediglich einen See – den Senftenberger See – der sich zur Befüllung von Löschflugzeugen eignen würde. Stattdessen hoffen die Feuerwehrkräfte auf den künftigen Einsatz von Löschdrohnen.

Auch Michael Müller, Professor für Waldbau und Waldschutz an der Technischen Universität Dresden, sieht die Anschaffung von Löschflugzeugen allenfalls als unterstützendes Element. "Man kann mit Löschflugzeugen keinen Waldbrand löschen. Wir werfen das Wasser vorwiegend auf Baumkronen und sprechen da von ein bis zwei Liter Wasser pro Quadratmeter", sagte Müller den Zeitungen der Mediengruppe Bayern am Donnerstag. Mit Löschflugzeugen könne man aber einem starken Feuer kurzzeitig die Energie rauben. "Die Hitze und der Geräuschpegel des Feuers gehen dann schlagartig zurück. Dann können die Feuerwehren das entscheidende Bodenfeuer angreifen."

Feuerwehr weiter im Einsatz

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Waldbrände in Brandenburg verändern sich

Im rbb betonten die Feuerwehrleute in Falkenberg indes ebenfalls die Funktionalität der neuen Einsatzfahrzeuge. Einzig bei der Einsatzkleidung sehen sie Nachholbedarf: Bei der sommerlichen Hitze und den hohen Temperaturen in Waldbrandsituationen wünschten sie sich dünnere Uniformen für den Sommer.

Daniel Brose, Vizepräsident beim Landesfeuerwehrverband, ließ im Gespräch mit dem rbb aber auch durchblicken, dass die Einsatzkräfte merkten, wie sich die Brände in den Brandenburger Wäldern verändern. Beim Feuer bei Falkenberg zum Beispiel hätten die Einsatzkräfte teilweise mit starken heißen Winden zu kämpfen. Bodenfeuer seien zu Wipfelfeuern geworden, das habe eine schnellere Ausbreitung des Brandes zur Folge gehabt. "Das war früher nicht so. Auf diese Veränderungen müssen wir uns einstellen, vielleicht neue Taktiken anwenden und unsere Einsatzkräfte dementsprechend schulen."

Interview | Stadtforstdirektor Weber

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Löschpanzer nötig?

Feuerökologe Johann Georg Goldammer brachte am Dienstag im rbb zudem noch ein anderes Einsatzgerät für Waldbrände ins Gespräch: den Löschpanzer. Goldammer, der international anerkannter Fachmann und Professor für Feuerökologie an der Universität Freiburg ist, sagte, er könne nicht verstehen, dass in Elbe-Elster keine Löschpanzer eingesetzt worden seien. Schließlich stehe die Technik, die speziell für das Löschen in munitionsbelasteten Gebieten gedacht sei, in Brandenburg bereit.

Goldammer, erläuterte, dass das System in einem mit öffentlichen Mitteln geförderten Vorhaben zwischen 2010 und 2014 zusammen mit dem Landkreis Teltow-Fläming entwickelt worden sei. In den Jahren nach dem Projekt seien die Panzer gelegentlich eingesetzt worden, nun nicht mehr. Goldammer sagte, er glaube, dass Kostenfragen eine Rolle spielten.

Unterstützung vom Land

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Löschhubschrauber ist gefragt

Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) dementierte dies im Gespräch mit dem rbb jedoch. Bei den schweren Waldbränden 2018 seien Löschpanzer von privaten Anbietern eingesetzt worden. Diese hätten sich in der Nutzung im engen Wald und auch hinsichtlich der Wassermenge jedoch nicht bewährt, so Stübgen.

Brandenburg setze in munitionsbelasteten Gebieten auf die Brandbekämpfung aus der Luft mit Hubschraubern, so Stübgen. Sie würden angefordert, wenn sie gebraucht werden, seien wendig und könnten pro Anflug 2.000 bis 4.000 Liter Wasser abwerfen.

Laut Bundesinnenministerium haben sich Experten in einer Arbeitsgruppe unter Vorsitz des Innenministeriums Mecklenburg-Vorpommern ebenso gegen die Anschaffung von Flugzeugen und für den Einsatz von Hubschraubern zur Bekämpfung von Waldbränden ausgesprochen. Das sei unter anderem kostengünstiger, zudem böten Hubschrauber vielfältige weitere Einsatzmöglichkeiten.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 27.07.2022, 19:30 Uhr

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