Nur eine Kandidatin
Das unabhängige Kontrollgremium, der Rundfunkrat, soll am Mittwoch die Interims-Führung des rbb wählen. Freienvertretung und Redaktionsausschuss äußern nun Kritik, weil es nur eine Kandidatin gibt. Die Findungskommission soll sich aber einig sein.
Vor der geplanten Wahl eines Interims-Intendanten für den Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) am Mittwoch ist Kritik von Sendermitarbeitern aufgekommen. Der Redaktionsausschuss schloss sich am Dienstag mit der Vertretung der freischaffenden rbb-Mitarbeiter zusammen. Die Vertretungen stoßen sich daran, dass es nur eine Kandidatin gebe und keine Auswahl zur Verfügung stehe.
"Wir bezweifeln, dass das gewählte Verfahren ohne echte Auswahl für die Rundfunkräte geeignet ist, das Vertrauen der Belegschaft in die Interimsintendantin zu fördern", hieß es in einem Statement der Freienvertretung. "Um die Belegschaft nicht vor 'alternativlose', vollendete Taten zu stellen, sollten weitere Kandidatinnen und Kandidaten gehört werden", konkretisierte der Redaktionsausschuss in einem Schreiben. Eine Personalentscheidung über eine einzige Kandidatin sei "das falsche Signal", hieß es weiter.
Das unabhängige Kontrollgremium Rundfunkrat wählt den Interims-Chef. Das Gremium hat nach eigenen Angaben derzeit 29 Mitglieder. Er ist neben dem Verwaltungsrat das zweite Kontrollgremium des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb).
Der Rundfunkrat kommt am Mittwochnachmittag in Potsdam zu einer Sondersitzung zusammen. Einziger Tagesordnungspunkt ist die Wahl einer Interims-Intendantin oder eines -Intendanten. Rundfunkratschef Dieter Pienkny sagte der Deutschen Presse-Agentur zu der Kritik, man halte am Verfahren und der Sitzung fest. Es habe am Sonntag eine einvernehmliche Entscheidung der vierköpfigen Findungskommission gegeben, ergänzte der Rundfunkratschef.
Nach rbb-Informationen gilt die WDR-Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau als Favoritin der vierköpfigen Findungskommission. Die 49-Jährige soll dem Rundfunkrat demnach als einzige Kandidatin vorgestellt werden.
Am Dienstagabend solle es noch eine Videoschalte mit den Rundfunkräten geben, um den Meinungsbildungsprozess vor der Sitzung noch einmal zu intensivieren, sagte Pienkny weiter. Die auch in der Findungskommission vertretene Sprecherin der rbb-Freienvertretung, Dagmar Bednarek, sprach zugleich davon, dass sie das Verfahren kritisiere, sich aber nicht gegen die Kandidatin stelle.
Die Findungskommission setzt sich aus je einem Vertreter von Personalrat und Freienvertretung sowie den Spitzen der Kontrollgremien Rundfunkrat und Verwaltungsrat zusammen. Sie hatten sich auf die Suche nach Kandidaten für einen Interims-Intendanten gemacht, der den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) in den nächsten Monaten aus der Krise rund um Vorwürfe der Vetternwirtschaft und des Filzes an der Senderspitze führen soll.
rbb-Intendantin Patricia Schlesinger war fristlos entlassen worden. Es gibt auch Kritik an der verbliebenen rbb-Geschäftsleitung. Daher kam die Idee einer Interims-Lösung auf, bis ein neuer Intendant gewählt wird.
Sendung: rbb24 Inforadio, 07.09.2022, 07:10 Uhr
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