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Video: rbb|24 | 04.10.2022 | Material: Miriam Keuter | Quelle: rbb/Keuter

Längere Saison im Berliner Prinzenbad

"Wenn man erstmal drin ist, ist es super"

Lufttemperatur einstellig, Wassertemperatur maximal 16 Grad. Hartgesottene lassen sich davon nicht abschrecken und schwimmen auch im Oktober unverzagt im Kreuzberger Prinzenbad. Manche auch in Neopren. Von Miriam Keuter

Es ist gerade erst sieben Uhr am Morgen - schon steht der erste Badegast vor dem Tor. Und das, obwohl es erst um halb acht los geht. Jörg ist einer von vielen Stammgästen. Seit Jahren kommt der Köpenicker vor der Arbeit ins Berliner Prinzenbad. Er liebt es, im Freien zu schwimmen. In einer Halle sei es ihm zu warm und zu voll, sagt er. Heute liegt die Wassertemperatur knapp unter 16 Grad. Jörg schwimmt - anstatt der üblichen halben Stunde - nur 20 Minuten. Das Wasser in dem 50 Meter Becken kräuselt sich. Der Wind weht Herbstlaub an den Rand.

Schwimmen im Herbst

Cooler Pool mit 16 Grad - Kreuzberger Prinzenbad bleibt im Oktober geöffnet

An heißen Sommertagen heißt es Schlange stehen vor dem Prinzenbad in Kreuzberg. Inzwischen ist die Wassertemperatur auf 16 Grad abgekühlt. Für Mutige bleibt das Freibad dieses Jahr sogar bis Ende Oktober geöffnet.

Saisonverlängerung ist eine Art Dankeschön

Seit Wochen schon wird das Wasser im Prinzenbad nicht mehr beheizt. Dennoch kommen auch im Oktober Badegäste. Unter dem Motto "Cool im Pool" verlängert das Prinzenbad als einziges Berliner Freibad die Saison. Bis Ende des Monats können Badegäste zwischen 7:30 Uhr und 14 Uhr unter freiem Himmel schwimmen.

Die Verlängerung der Saison sei so etwas wie ein Dankeschön, sagt Mitarbeiterin Claudia Blankenagel. "Das war eine Idee von der Mannschaft des Bades. Die sind sehr engagiert und haben gesagt, es gebe einen goldenen Herbst."

Außerdem muss das Bad winterfest gemacht werden, dafür muss sowieso Personal eingesetzt werden. Somit bleibt das Terrassenbecken bis Ende Oktober für die Besucher offen. Und während die Stammschwimmer gleichmäßig im türkisfarbenen Becken ihre Bahnen ziehen, wird auf den Grünanlagen ringsum schon gearbeitet.

Höchstens 26 Grad in Hallenbädern

Die Berliner Freibad-Saison geht im September zu Ende

Bäderbetrieb stellen gratis Tee bereit

Bernward aus Mitte hat sich extra fürs Prinzenbad einen Neoprenanzug gekauft, ein "wetsuit". Den hat er schon vor zwei Wochen ausprobiert. Mit dem Anzug komme Wasser an die Haut, das sich durch die Körpertemperatur erwärmt, erklärt er. Man dürfe danach nicht lange auf den kalten Steinen stehen - sonst sei man gleich krank, sagt er grinsend und geht schnell unter die heiße Dusche.

Die Bäderbetriebe stellen gratis Tee bereit, denn die Cafeteria hat nicht mehr offen. Die meisten der Herbstschwimmer haben es an diesem Vormittag aber eilig. So auch Johanna, die um die Ecke wohnt. Für sie ist das Schwimmen bei jedem Wetter eine Art Sucht mit besonderem Kick: "Man muss halt rechtzeitig aus dem Wasser gehen, dann ist das wie in der Sauna, bloß andersrum." Wichtig sei die Bademütze. Am Kopf friere man zuerst, wie ein Baby.

Kann das Bad auch im November offenbleiben?

Johanna ist nicht die Einzige, die es toll fände, wenn das Prinzenbad auch noch im November und Dezember offenbliebe. Das ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Noch sei nichts entschieden, sagt Claudia Blankanagel von den Bäderbetrieben. Aber man bräuchte wann wohl Enten, die das Becken eisfrei schwimmen, meint sie schmunzelnd. Und wer würde bei Temperaturen unter zehn Grad noch regelmäßig schwimmen gehen? Außerdem werde das Personal in den Hallenbädern gebraucht.

Rechnen tut sich der Extra-Monat für die Bäderbetriebe nicht. Wer jetzt noch kommt, sei zumeist Inhaber von Jahreskarten oder Sommer-Mehrfachkarten, die jetzt abgeschwommen werden. Einzeltickets würden so gut wie gar nicht mehr verkauft.

Toni aus Friedenau ist eine der wenigen Ausnahmen. Er gehört nicht zur Gruppe der Stammgäste, sondern will einfach nur mal das Baden im Oktober ausprobieren. "Mega", sagt er, "ein wunderschönes Gefühl. Am Anfang kostet es viel Überwindung - aber wenn man erst mal drin ist, ist es super."

Sendung: Inforadio, 04.10.2022, 16:06 Uhr

Beitrag von Miriam Keuter

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