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Audio: rbb24 Inforadio | 13.01.2023 | Marcus Latton | Quelle: dpa/Christian Charisius

Schwierige Bewerberlage

Immer weniger Polizeianwärter in Berlin und Brandenburg

Die Berliner Polizei verzeichnet leicht rückläufige Bewerberzahlen. So haben sich im vergangenen Jahr 10.636 Personen für eine Ausbildung beworben. 1.138 von ihnen wurden eingestellt. Das sind knapp 1.000 Bewerber weniger im Vergleich zu 2020. Das geht aus Zahlen der Polizei hervor, die rbb|24 vorliegen.

Viele scheitern an den Zugangshürden. So müssen Polizeianwärter neben sportlichen Eignungstests Prüfungen zur charakterlichen Eignung, Wissensabfragen und Diktate meistern. Eine Absenkung der Qualitätskriterien kann sich die Polizei nach eigenen Angaben nicht leisten. Einzig die Mindestkörpergröße wurde abgeschafft.

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Konkurrenz zum öffentlichen Dienst und der Privatwirtschaft

Doch selbst, wenn ein Bewerber, der die Prüfungen überstanden hat, zusagt, heißt das erstmal wenig. Die Berliner Polizei komme an einen Punkt, an dem kurz vor Ausbildungsbeginn viele ihre Stelle nicht antreten, sagt Benjamin Jendro, Sprecher des Berliner Landesverbands der Gewerkschaft der Polizei. "Das sind dann manchmal die 100 Besten. Das ist ein Defizit, das man so schnell nicht mehr aufholen kann." Angehende Polizisten würden sich oft auf mehrere Stellen in mehreren Bundesländern oder bei der Bundespolizei bewerben, bei der sie mehr Geld verdienen.

Hinzu kommt laut Jendro, dass die Polizei in Zeiten des Fachkräftemangels mit der Privatwirtschaft und dem öffentlichen Dienst um geeignete Bewerber konkurriert. Anreize wie eine höhere Bezahlung könnten nur ein Hebel sein, um den Mangel zu beheben. "Wir müssen auch über die Qualität der Bewerber sprechen." Viele scheiterten am Auswahlverfahren – und auch während der Ausbildung verliere die Polizei viele Anwärter, weil diese die Leistung nicht erbringen oder kündigen würden.

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Zuletzt stabile Bewerberlage in Brandenburg

In Brandenburg scheint die Situation anders. Vor ein paar Jahren noch hätten sich jährlich 5.000 Menschen an der Hochschule der Polizei in Oranienburg beworben, sagt Pressesprecher Patrick Schüring. In den letzten zwei Jahren habe sich die Zahl aufgrund des demografischen Wandels auf 3.700 bis 3.800 eingepegelt. Dass die Leistungen der Anwärter nachlassen, kann Schüring nicht bestätigen.

"Wir haben einen relativ gleichbleibenden Satz, was die Durchfallquote im Wissenstest oder in den Sportprüfungen betrifft", so Schüring. "Aber von einer Verschlechterung der Bewerberlage kann nicht die Rede sein." In Brandenburg gelte aber das Gleiche wie in Berlin: Viele angehende Beamtinnen und Beamte bewerben sich parallel bei der Bundespolizei und anderen Sicherheitsbehörden. Viele wählen dann den für sie attraktivsten Arbeitgeber.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.01.2023, 11:50 Uhr

Beitrag von Marcus Latton

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