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Quelle: dpa/F. Hammerschmidt

Strategien gegen zunehmende Trockenheit

Land(wirt)schaft im Klimawandel

In Brandenburg hatten es Bauern zu allen Zeiten nicht leicht. Ein Problem sind damals wie heute die sandigen Böden, die Wasser schlecht halten können. Darum steht die Region in Zeiten des Klimawandels vor besonderen Herausforderungen. Von Wolfgang Albus

Lokal betrachtet könnte ein verändertes Klima auch positive Folgen haben. Wenn es beispielsweise – am besten in den Sommermonaten – mehr regnet, dann könnte dies Weinbau und Landwirtschaft zu besseren Erträgen verhelfen. In einigen westlichen Gegenden mag das eine Hoffnung sein, in Brandenburg eher nicht. Am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung wird seit Jahren die künftige Niederschlagsentwicklung in aufwändigen Computermodellen simuliert. Schon 1995 warnte ein Klimabericht für Brandenburg vor einer Steppenlandschaft, in die sich das Land in den darauffolgenden Jahrzehnten verwandeln könnte.

Experimente mit Körnerhirse

Im Laufe der Jahre werden die trockenen Aussichten immer weiter durch die Realität bestätigt. Sichtbar wird dies an den sinkenden Grundwasserständen und austrocknenden Seen. In Brandenburg werden seither Anpassungsstrategien erforscht. Hier steckt der Teufel im Detail.

Beim Getreide experimentieren Landwirte bereits mit Körnerhirse, die Trockenheit und Hitze besser als andere Pflanzen übersteht. Vor allem gegen Trockenheit im Frühsommer erhofft sich die Landwirtschaft eine bessere Ausgangsposition. Hirse holt Wasser aus tieferen Bodenschichten. Noch aber sind die Erfahrungen in Deutschland mit der ungewohnten Ackerfrucht überschaubar. Wenn außerdem neue Technik zum Anbau angeschafft werden muss, dann dürfte das Interesse daran überschaubar bleiben.

Berlin und Brandenburg

Regen im Januar kann Dürrejahre längst nicht ausgleichen

Der Januar war in Berlin und in Brandenburg außergewöhnlich nass. Allerdings müsste es noch bis Juni so weiterregnen, damit die Brandenburger Wälder und Berliner Stadtbäume ausreichend Wasser bekommen, sagt ein Wetterexperte. Von Roberto Jurkschat

Einfach Pflanzen aus wärmen Regionen in Brandenburg anzusiedeln ist kein Selbstläufer. Obstbäume, die etwa mit rumänischer oder süditalienischer Sommerhitze gut klarkommen, sind nicht zwangsläufig gegen die hiesigen Frosteinbrüche gewappnet.

Unproblematisch könnte eine gezieltere Verbesserung der Böden sein, die Brandenburger Standortnachteile kompensiert. Auf der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Berge bei Nauen hat man gleich zwei Probleme im Blick. Häufig sind obere Bodenschichten durch schwere Landmaschinen, die vor allem in der Vergangenheit eingesetzt wurden, zu stark verdichtet. Der Boden darunter ist dann eher zu leicht. Das Ziel der Forschung besteht darin, die Verbindungen der Schichten im Boden zu stärken. Es wird mit Kompost experimentiert, damit Pflanzen auch an das Wasser in tieferen Schichten kommen. Ein Versuch im vergangenen Jahr war vielversprechend.

Einsatz künstlicher Intelligenz zur Bodenverbesserung

Mittels Drohnenaufnahmen lässt sich das Pflanzenwachstum anhand der Grünfärbung auf den verbesserten Flächen leicht erkennen. Sie trainieren auch eine künstliche Intelligenz, die solche Flächen entdeckt, bei denen sich das Einbringen von Kompost auch lohnt. Denn realistischerweise haben Landwirte weder Zeit noch Geld, um bei riesigen Flächen in eine sehr kleinteilige Bodenverbesserung einzusteigen. Perspektivisch sollen Maschinen den Kompost automatisiert an den richtigen Stellen einbringen.

Für das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg ist Digitalisierung ein entscheidendes Werkzeug, um die negativen Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Auch in Brandenburg unterscheiden sich Böden und Wasserverfügbarkeit erheblich. Je präziser die Daten, desto sparsamer kann Wasser eingesetzt werden.

Auch in den Dürrejahren zeigt sich am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK, dass ein spezielles Problem besonders die Landwirtschaft in zunehmendem Maße beschäftigen wird: Größere Niederschläge verlagern sich erwartungsgemäß in die Wintermonate. Und die höhere Durchschnittstemperatur, die seit 1850 um etwa 2 Grad gestiegen ist, verschiebt auch die Vegetationsperioden. Pflanzen wachsen früher im Jahr und verdunsten dementsprechend schon im Frühjahr knappes Wasser.

Niederschläge bis ins Frühjahr aufstauen

Auch die Hoffnung in eine bessere Bewässerung sind begrenzt. Hier steht ein Verteilungskampf bevor, auf den sich vor allem der Gemüseanbau im Spreewald einstellen muss. Ein erheblicher Rückgang der Wassermengen entlang der Spree wird nicht nur durch geringere Niederschläge ausgelöst. Es gibt noch ein anderes Problem. Zurzeit speist sich der Fluss vor allem im Sommer durch abgepumptes Wasser aus den Tagebauen, um trocken an die Kohle zu kommen. Nach dem Kohleausstieg wird diese Quelle versiegen. Eine naheliegende Anpassung könnte darin bestehen, die Niederschläge aus dem Winter durch wasserbauliche Maßnahmen bis ins Frühjahr hinein aufzustauen. Das wird im Spreewald seit Generationen so gemacht. Es ist aber eine unter Landwirten unpopuläre Maßnahme, denn wenn die Äcker zu feucht sind, dann werden sie auch für schwere Landmaschinen unpassierbar.

Die zahlreichen Probleme durch die Klimakrise haben für die Landwirtschaft in Brandenburg wenigstens einen guten Aspekt. Innerhalb der Europäischen Union gehört das Bundesland zu den Regionen, in denen Anpassungsstrategien besonders intensiv erforscht werden.

Sendung: rbb|24 Brandenburg Aktuell, 26.01.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Wolfgang Albus

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