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Der Absacker

Entscheidungen mit Strahlkraft

Seit der Corona-Pandemie teilt sich die Gesellschaft für Lisa Schwesig in zwei Teile. Die einen sind einsam, die anderen nicht einsam genug. Daneben warten politische Entscheidungen, die uns jahrzehntelang beschäftigen könnten.

Wenn ich mich mit Menschen im privaten oder beruflichen Umfeld über das Leben seit Beginn der Corona-Pandemie und vor allem das Arbeiten im Homeoffice unterhalte, teilt sich die Gesellschaft in zwei Gruppen: Es gibt jene, die das viele Zuhausesein deprimiert. Sie fühlen sich einsam, vermissen die Büroatmosphäre und die Zwiegespräche auf dem Flur. Und dann gibt es jene, die den Gewinn an Freizeit durch wegfallende Fahrtzeiten und Flurgespräche, sowie die Ruhe am heimischen Tisch schätzen.

Meine nicht repräsentative Umfrage ergibt, dass zur ersten Gruppe entweder jüngere oder ältere Menschen zählen. Die Homeoffice-Liebhaber sind dagegen zwischen 30 und 50. Meine Erklärung dafür ist ebenso simpel wie meine Beobachtung: Jenen, die alleine, zu zweit oder in Zweckgemeinschaften leben, fehlt ein Teil ihres Soziallebens. Jene, die neben ihrem Job viel zusätzliche Care-Arbeit für Kinder oder Angehörige leisten, gewinnen Zeit.

Doch was macht man mit der zusätzlichen Zeit? Gründlicher aufräumen, gesünder kochen oder pädagogische Zusatzangebote schaffen? Davon berichten die wenigstens. Stattdessen bleibt mehr Zeit für die Dinge, die einem am Herzen liegen. Wie etwa bei "Kürbis-Olli", den ich Ihnen im Freitags-Absacker vorstellte: Der Brandenburger hat seine Freizeit in diesem Sommer in einen Riesenkürbis der Sorte "Atlantic Giant" investiert. Die drei Monate haben sich gelohnt. Oliver Langenheim aus Fürstenwalde konnte am Sonntag die Kürbiswiegemeisterschaft in Klaistow (Potsdam-Mittelmark) für sich entscheiden. 761 Kilogramm brachte sein orangefarbener Gigant auf die Waage - und sorgte für Begeisterungsstürme auf unseren Social-Media-Kanälen.

1. Was vom Tag bleibt?

Mehr Zeit werden am Dienstag auch jene brauchen, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin und Brandenburg unterwegs sind. Die Gewerkschaft Verdi hat Warnstreiks bei der BVG und zwölf Brandenburger Verkehrsunternehmen angekündigt. Hier können Sie nachlesen, wie Sie trotzdem von A nach B kommen. Dafür will die S-Bahn ihre Flotte verstärken. Auch Krankenhäuser sind übrigens von dem Streik betroffen.

"Es muss in Berlin was passieren", sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor dem Treffen der Ministerpräsidenten und -präsidentinnen zum Thema Corona am Dienstag. Auf einer Videokonferenz des CDU-Präsidium bezweifelte die Regierungschefin, dass der Senat ernsthaft versuche, Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu ergreifen. Ob es neue Maßnahmen bundes- oder landesweit gibt, erfahren wir am Dienstag.

Von noch größerer Bedeutung dürfte aber die Frage nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll in Deutschland sein. Laut eines Zwischenberichts der Bundesgesellschaft für Endlagerung bieten sich geologisch gesehen Teile von Berlin und Brandenburg an. Beinahe niemand möchte aber ein Atommüllendlager in der Nähe seines Wohnortes, seines Ackers oder seiner Heimat haben - und dennoch braucht der Müll einen Platz.

Daneben ist die "East Side Gallery" 30 Jahre alt geworden. Wo sich momentan zwar wenige, sonst aber viele Touristen tummeln und jene, die sehen oder gesehen werden wollen, fing 1990 alles mit dem ersten Kunstwerk an.

2. Abschalten

Zum Abschalten kam ich am Wochenende dienstbedingt weniger. In Anknüpfung ans Thema 30 Jahre "East Side Gallery" möchte ich aber eine redaktionsinterne Empfehlung teilen: Meine fabelhaft-witzige Social-Media-Kollegin Melanie Manthey kann nicht nur still Ihre Kommentare moderieren, sondern auch laut im Radio erzählen und hat deswegen hat jetzt einen eigenen Podcast auf Radioeins. Dort erzählt sie gemeinsam mit Nico Schmolke wie es ist, ein "Nachwende-Ossi" zu sein und warum sie beim Vorzeigen ihres Impfausweises mitleidige Blicke erntet. Hören Sie doch mal rein [radioeins.de].

Wer bin ich

Als Ur-Berlinerin ist Lisa Schwesig nie wirklich aus dieser Stadt herausgekommen, eigentlich nicht einmal aus ihrem Kiez. Zwar lebt sie nicht mehr im Prenzlauer Berg, wo sie aufgewachsen ist, fühlt sich aber im Berliner Norden zu Hause. Sie hat kürzlich ihr Einjähriges beim rbb gefeiert und wenn sie nicht Ihre Nachrichten auf Facebook beantwortet, produziert sie Nachrichten auf unserer Website.

3. Und wie geht's?

"Kürbis-Olli" hat mich thematisch am Wochenende nicht losgelassen - und Sie offenbar auch nicht. Auf unserem Facebook-Kanal gab es wilde Spekulationen über das Foto des orangefarbenen Fruchtgemüse:

Katharina schreibt:
"Der sieht unten aus wie oben, keine Liegespuren bei dem Gewicht, nicht in der Erde eingesackt, keine andere Färbung unten durch den Lichteinfall. Ich sage, der ist nicht echt so groß."

Und Yves spekuliert:
"Ehmm Photoshop? Sieht so unecht aus das Bild. Die Umrandungen beim Kürbis..."

Melanie weiß:
"Man bedenke, dass der Kürbis eine Beere ist. Das macht es gleich noch viel abstrakter."

Caro analysiert:
"Ich glaube eher, der 'Kürbis-Olli' is ein Däumling! Das scheint mir realistischer als so ein riiiiesiger Kürbis!"

Marcel erzählt Gruselgeschichten:
"Bei uns steht einer mit 23,75 Tonnen und ist 11 Meter hoch. Wenn es dunkel wird, geht er auf Wanderschaft und es verschwinden Menschen in der Stadt."

Und Daniela fragt:
"Der hat den Kürbis für Cinderellas Kutsche geliefert, wetten?"

Es handelt sich übrigens weder um Fake-News noch um eine Fotomontage. Die Sorte "Atlantic Giant" hat den Gigantismus bereits in den Genen. In den 70er Jahren kultivierte ein kanadischer Züchter die Riesenkürbissorte. Die Samen von Siegergewächsen werden inzwischen besonders hochpreisig weiterverkauft.

Womit verbringen Sie Ihre Freizeit? Und was züchten Sie daheim? Schreiben Sie uns an absacker@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld

Abseits von Geschichten auf Kürbisfeldern denke ich derzeit über die Maskenpflicht nach und wie leichtfertig die Menschen mit den Corona-Maßnahmen inzwischen umgehen. Im Supermarkt sah ich allein vier Kunden und Kundinnen, die ihre Maske unter der Nase trugen. Ein Mann trug sogar gar keine Maske, vielleicht hat er aber ein Attest. In den öffentlichen Verkehrsmitteln zeigt sich gerade in den späten Abendstunden ein ähnliches Bild.

Angesichts steigender Infektionszahlen droht uns allen eine Verschärfung der bisher erlassenen Maßnahmen. Am Dienstag wird der Senat etwaige Änderungen der Corona-Verordnung bekannt geben. Ich bin gespannt, an welche Regeln wir uns künftig halten werden müssen.

Es grüßt eine skeptische

Lisa Schwesig

Beitrag von Lisa Schwesig

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