rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Quelle: Jens Krick/Flashpic

Corona-Pandemie

Impfpass verloren - was nun?

Ohne Impfnachweis - Pass und digitaler Nachweis - geht in Berlin und Brandenburg kaum noch etwas. Umso unangenehmer ist, wenn man seinen Impfpass verliert. Wo bekommt man einen neuen her? Von Georg-Stefan Russew

Der Auszubildende Florian Schmidt aus Schwedt erlebt schwierige Tage. Er hat seinen Impfpass verloren und versucht händeringend, ein Ersatzdokument zu bekommen. Doch ungeahnte Hürden stellten sich dem Erzieher-Azubi in den Weg. "Ich habe irgendwann im Oktober meinen gelben Impfausweis verloren", berichtet er rbb|24. "Leider hatte ich es nicht geschafft, mir einen digitalen Nachweis ausstellen zu lassen, und nun habe ich ein Problem", sagt Schmidt, der in Lobetal bei Bernau seine Ausbildung absolviert.

Bei "individuellem Wunsch" für alle möglich

Stiko empfiehlt Corona-Impfung für Kinder mit Vorerkrankungen

Die Ständige Impfkommission hat sich zum Thema Kinder-Impfungen geäußert und eine Empfehlung ausgesprochen: Kinder von fünf bis elf Jahren mit Vorerkrankungen sollen geimpft werden können - gesunde Kinder auf Wunsch aber auch.

Popup-Impfung in der S-Bahn

Der junge Mann hatte sich nach eigenen Angaben am 30. August im Rahmen einer Sonderimpfaktion in der Berliner S-Bahn mit dem Vakzin von Johnson & Johnson immunisieren lassen. "Ich fand das eine tolle Aktion, weil man ganz ohne Impftermin vorbeikommen konnte", sagt er. Alles sei ordentlich dokumentiert worden. Sogar eine Tageszeitung berichtete über Schmidt und seinen Pop-up-Impfausflug.

Doch nach seinem Verlust begann für den 18-Jährigen ein schwieriger Weg. Weder das zuständige Gesundheitsamt noch seine Krankenkasse hätten ihm weiterhelfen können, sagt Schmidt. Schließlich habe er Kontakt zur Deutschen Bahn aufgenommen, die in der Berliner S-Bahn den Popup-Impfstand betrieb. Doch auch hier habe ihm nicht geholfen werden können. Ein Bahnsprecher sagte rbb|24, dass die Daten über die Impfung nach vier Wochen aufgrund Datenschutzes gelöscht worden seien. Zuvor sei aber alles noch dem Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet worden.

Allerdings seien die Daten, die beim RKI zusammenlaufen, "pseudonymisiert, so dass man die geimpfte Person rückblickend nicht mehr identifizieren kann", sagte RKI-Sprecherin. Es sei schade, dass eine so gute Aktion im Nachhinein solche Schwierigkeiten aufweist, sagte sie weiter.

Ohne Nachweis muss Impfung wiederholt werden

Aktuell behelfe sich Schmidt mit einem Foto, dass die Zeitung von ihm nach der S-Bahn-Impfung mit Impfausweis in der Hand gemacht habe, sagt er. "Bei Kontrollen in der Bahn habe ich das stets vorgezeigt. Die Kontrolleure haben dies gerade noch so durchgehen lassen", erklärte er.

Ihm sei aber gesagt worden, dass er eigentlich als Ungeimpfter gelte, wenn er trotz Piks die Impfung nicht in Papierform oder digital nicht nachweisen könne. Grundsätzlich gilt, dass undokumentierte Impfungen nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) nachgeholt werden sollen. "Von zusätzlich verabreichten Impfstoffdosen geht in der Regel kein erhöhtes Risiko aus“, schreibt das RKI in dem epidemiologischen Bulletin vom 20. August 2020 [rki.de].

Corona-Kontrollen

Was die 3G-Regel auf Bahnsteigen für Obdachlose bedeutet

Seit Mittwoch gilt die 3G-Regel im Berliner Nahverkehr auch auf Bahnsteigen. Die Regel betrifft damit nicht nur Fahrgäste, sondern auch Menschen ohne Obdach, die in Bahnhöfen Schutz vor Kälte und Nässe suchen. Von Katharina Kuhnert

"Wer mit Johnson & Johnson geimpft wurde, muss sich unbedingt erneut impfen lassen und das mit einem mRNA-Impfstoff", sagt Wolfgang Kreischer, Chef des Hausärzteverbandes Berlin-Brandenburg. "Generell gesprochen ist der Verlust seines Impfnachweises kein Problem, wenn der- oder diejenige sich hat beim Hausarzt hat immunisieren lassen", erklärte er. Grundsätzlich müssten in Deutschland alle durchgeführten Impfungen für zehn Jahre in der persönlichen Krankenakte dokumentiert werden. "Hier kann dann schnell nachgesehen werden und ein neues Dokument mit QR-Code ausgestellt werden", betonte Kreischer.

Impfzentren: Senatsverwaltung stellt Ersatzbescheinigungen aus

Auch wer sich in den DRK-Impfzentren beispielsweise in der Berliner Arena und in der Messe Berlin hat impfen lassen, kann sich bei Verlust ein Ersatzdokument ausstellen lassen. "Menschen, die in einer vom Land Berlin betriebenen Impfeinrichtung geimpft worden sind, können sich bei Verlust ihrer Impfdokumente an die Senatsverwaltung für Gesundheit wenden", sagt DRK-Sprecher Karsten Hinzmann. Dafür solle vorrangig die E-Mail-Adresse Verfahren-Schutzimpfung@SenGPG.Berlin.de genutzt werden. "Aufgrund des hohen Aufkommens kann sich die Bearbeitung der Anfrage verzögern", so Hintzmann weiter.

Corona-Pandemie

In Südbrandenburg sind von 169 Intensivbetten nur noch 13 frei

Die Zahl der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern Brandenburgs steigt stetig, innerhalb einer Woche sind 150 neue dazugekommen. Landesweit ist mehr als jedes vierte Intensivbett mit ihnen belegt. Im Süden ist die Lage noch prekärer.

In Brandenburg an Landesärztekammer wenden

Wer sich in Brandenburg in einem Impfzentrum oder durch ein mobiles Impfteam gegen Covid-19 geschützt wurde und seinen Impfnachweis verloren hat, muss sich seit dem 1. Oktober 2021 an die Landesärztekammer [laekb.de] wenden. Auf Antrag kann dann einer Ersatzbescheinigung ausgestellt werden.

Damit können Betroffene dann das digitale Impfzertifikat beantragen oder ihren Arzt bitten, die Covid-Impfung nachzutragen. Für dieses Prozedere müssten sich Betroffene zunächst aber an den Arzt wenden, der sie geimpft hat. "Nur dann, wenn es wegen Schließung des Impfzentrums oder Einstellung der mobilen Impfaktivitäten nicht mehr möglich ist, Impfärzte anzusprechen, besteht die Möglichkeit zur Beantragung einer ersatzweisen Impfbescheinigung bei der Landesärztekammer Brandenburg", teilt das Brandenburger Gesundheitsministerium auf Anfrage mit.

Update: Spätes Glück für Florian Schmidt

Für Florian Schmidt sah es also so aus, dass er sich erneut impfen lassen müsste - doch die Geschichte ließ dem verantwortlichen Bahnarzt Christian Gravert keine Ruhe: Zwar wurde die Bahn-Dokumentation gelöscht, der Mediziner führt allerdings als ausführender Impfarzt eine eigene medizinische Dokumentation. Und eben in dieser Aufstellung konnte er die Impfung von Florian Schmidt am Freitag rekapitulieren. "Gravert kann so Schmidt den Nachweis der Corona-Schutzimpfung ausstellen, die er sich in der kommenden Woche im Impfzentrum am Berliner Hauptbahnhof abholen kann", sagte ein Bahnsprecher rbb|24 am Freitag.

Beitrag von Georg-Stefan Russew

Artikel im mobilen Angebot lesen