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Audio: Radioeins | 06.04.2023 | Amelie Ernst | Quelle: dpa/Ute Grabowsky

Maskenpflicht bei Besuch in Pflegeheimen endet

"Wenn wir jetzt alle gleichgestellt sind, ist es für alle das Beste"

Am Freitag fallen die letzten Corona-Maßnahmen: Auch Besucher:innen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen müssen nun keine FFP2-Masken mehr tragen. Die Einrichtungen blicken zurück auf eine fordernde Zeit - und nach vorn. Von Amelie Ernst

"Stop – Hier gilt Maskenpflicht!" - wie lange genau die Schilder an den Türen und Wänden im Alexianer-Pflegeheim St. Franziskus in Potsdam-Bornstedt schon hängen, das kann hier kaum noch jemand sagen. Pflegedienstleiterin Nicole Thomalla ist jedenfalls froh, dass sie die Schilder nun endlich abhängen kann. Nach den Mitarbeitenden gilt die Maskenpflicht nun auch nicht mehr für die Besucher:innen. "Ich glaube, wenn wir jetzt alle gleichgestellt sind, ist es für alle das Beste."

Tests, Impfen, Quarantäne

Was Sie zum Ende der Corona-Maßnahmen wissen müssen

Die letzten Gesetze zum Schutz vor Corona, wie etwa die Maskenpflicht in Kliniken, laufen am Freitag aus. Soll man sich jetzt trotzdem bei grippeartigen Symptomen testen lassen? Für wen sind Impfungen noch sinnvoll? Und wer bezahlt sie? Ein FAQ.

Thomalla: Lockdown darf sich nicht wiederholen

Aufatmen – im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei sei die Maskenpflicht grundsätzlich richtig gewesen, um die Pandemie einzudämmen, sagt Nicole Thomalla. Der Lockdown allerdings, das monatelange Schließen der Einrichtung nach außen, der dürfe sich nicht wiederholen. "Im Nachhinein weiß man das immer besser. Aber das darf nicht wieder passieren, denn die Menschen hier haben ja völlig isoliert gelebt, hatten keinen Kontakt. Das geht einfach nicht."

Bis zu sechs Monate am Stück habe ein Lockdown gedauert, erzählt Thomalla. Auch für ihre Kolleg:innen eine enorme Belastung, wenn Angehörige als Bezugspersonen wegfielen.

Videoanrufe keine Alternative

Vor allem für Menschen in der allerletzten Lebensphase sei der Kontaktabbruch schwierig gewesen, sagt Isabel Kätsch. Sie leitet die DRK-Senioreneinrichtung "Graf von Bülow" in Großbeeren. Und gerade für Demenzkranke seien Videoanrufe keine Alternative gewesen. Sie erinnere sich an eine Bewohnerin, die täglich Besuch von ihrem Mann bekommen habe. Als das mehrere Wochen lang nicht möglich gewesen sei, habe sie ihn anschließend nicht mehr erkannt. Und die Erinnerung sei auch nicht zurückgekehrt. "Das hat mich so geprägt, das tat mir so weh. Das darf nicht sein."

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Corona-Test mittlerweile Routine

Es bleiben auch solche bitteren Erkenntnisse nach der langen Zeit der Pandemie. Aber man habe auch vieles gelernt – für künftige Infektionswellen. Gerade wurden wieder zwei der 54 Bewohner in ihrem Haus positiv getestet - Routine. Dann gelte im Kontakt mit ihnen die Maskenpflicht selbstverständlich weiter, sagt Isabel Kätsch.

Denn die habe sich bei Infektionen grundsätzlich bewährt. "Weil ich schon denke, dass wir den Corona-Virus so zumindest verlangsamt und auch Ausbrüche teilweise verhindert haben."

Differenzierte Sicht auf Impfpflicht

Die Impfpflicht für Mitarbeitende in der Pflege wiederum sieht die Einrichtungsleiterin differenziert: Fast alle Kolleg:innen hätten sich impfen lassen, auch um sich selbst zu schützen. Und trotzdem sollte es jedem selbst überlassen sein, ob er sich impfen lasse oder nicht - unabhängig vom Arbeitsumfeld.

Ähnlich sind die Erfahrungen von Nicole Thomalla im Potsdamer Pflegeheim St. Franziskus: Auch hier hätten die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkannt, dass die Impfung vor schweren Verläufen schützt – auch ohne Druck von außen.

Politik muss "Akzeptanzmanagement" verbessern

Die schwer umsetzbare Impfpflicht im Pflegebereich – ein Thema, bei dem auch Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft dazulernen musste in der Pandemie. "Womit wir eigentlich nicht gerechnet hatten, meine Ministerin und ich ganz besonders, ist der starke Vorbehalt gegen das Impfen." Aber auch darauf müsse man sich einstellen, so Ranft.

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Denn es werde voraussichtlich nicht die letzte Pandemie gewesen sein, mit der man auch in Brandenburg umgehen müsse. Überhaupt müsse die Politik ihr "Akzeptanzmanagement" verbessern – gerade mit Blick auf einschränkende Maßnahmen. Auch das habe man unterschätzt. Es gelte künftig, ein ausgewogenes Verhältnis "zwischen sozialer und individueller Freiheit" zu finden.

Feste Budgets für kommende Pandemien gefordert

Mehr Augenmaß und mehr Vorsichtsmaßnahmen wünschen sich die Pflegeinrichtungen von der Politik, mit Blick auf kommende Infektionswellen. So brauche es beispielsweise feste Budgets, um Masken und Schutzausrüstungen auf Vorrat beschaffen zu können.

Insgesamt habe die Politik während der Pandemie in die richtige Richtung gesteuert, Schutzmaßnahmen hätten sich bewährt. Nur Lockdowns, die dürfe es in Zukunft nicht mehr geben, betont Pflegedienstleiterin Nicole Thomalla. "Die Wellen werden kommen. Aber kein Abschirmen der Personen mehr - das würde einfach nicht funktionieren."

Sendung: Radioeins, 06.04.2023, 17:10 Uhr

Beitrag von Amelie Ernst

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