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Audio: rbb24 Inforadio | 31.08.2022 | Amelie Ernst | Quelle: imago images/Jürgen Ritter

Natur-Katastrophe in der Oder

Umweltminister sieht nach Fischsterben "keine akute Krise" mehr

Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder ist nach den Worten von Umweltminister Vogel das Schlimmste überstanden. Die akute Krise sei vorbei, sagte Vogel im Umweltausschuss. Die Ursache ist jedoch nach wie vor unklar.

Nach dem Fischsterben in der Oder hat Brandenburg ein Signal der Entwarnung gegeben. "Die akute Krisenlage ist vorbei", sagte Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Mittwoch im Umweltausschuss des Landtags. Seit Tagen würden keine toten Fische mehr entdeckt. Die Werte für Sauerstoff und Chlorophyll seien rückläufig und entwickelten sich in Richtung der Normwerte.

Nach der Umwelt-Katastrophe

Weitere Gewässer-Untersuchung zeigt Erholung bei Fischen in der Oder

Nach wie vor herrscht große Vorsicht mit Wasser aus der Oder. Alle zehn Tage untersuchen Wissenschaftler, ob wieder Fische im Grenzfluss unterwegs sind und in welchen Zustand sie sind. Die Entwicklung ist positiv, doch die Skepsis bleibt.

Die betreffenden Landkreise hätten die Ufer von toten Fischen geräumt. Auch Daphnien - kleine Wasserkrebse, die zur Kontrolle eingesetzt werden - sterben laut Vogel nicht mehr. Das sei ebenfalls ein Indikator für Entspannung an vielen Stellen.

Seit Anfang August tote Fische geborgen

Seit Anfang August war aus dem deutsch-polnischen Grenzfluss tonnenweise toter Fisch geborgen worden. Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund ist, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.

Hunderte chemische Substanzen können nach Angaben von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) als Mitverursacher der Umweltkatastrophe in Frage kommen. Das Fischsterben hatte zu Verstimmungen im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen geführt. Polen pocht auf einen Ausbau der Oder, Deutschland will einen Stopp.

Deutsch-polnischer Umweltrat

Expertenrat soll bis Ende September Erkenntnisse über Fischsterben vorlegen

Nicht nur die Oder, sondern auch die deutsch-polnischen Beziehungen schienen zuletzt vergiftet. Umso mehr wurde am Montag beim deutsch-polnischen Umweltrat Einigkeit demonstriert. Abschließende Ursachen wurden aber wieder nicht präsentiert.

Die genaue Ursache für das Fischsterben ist nach Angaben des Brandenburger Umweltministers noch nicht abschließend geklärt. Bis Ende September solle der Abschlussbericht einer deutsch-polnischen Expertengruppe über die Ursachen vorliegen. Nach Angaben aus seinem Umweltministerium könnte die Einleitung von Salz legal gewesen sein.

An diesem Freitag soll voraussichtlich grünes Licht dafür gegeben, dass Nutztiere wieder mit Oderwasser getränkt werden dürfen.

Entschädigungen für Fischer werden geprüft

Die Brandenburger Landesregierung prüft, ob betroffene Fischereibetriebe für die Umweltkatastrophe entschädigt werden können. "Die entsprechenden Mittel würden auch zur Verfügung stehen, vorausgesetzt, das ist rechtlich einwandfrei", so Vogel.

Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hatte zuvor gesagt, aus dem europäischen Lebensmittelrecht lasse sich kein rechtlicher Anspruch auf Entschädigung ableiten: Der Landesregierung sei klar, dass die Existenzgrundlage der Fischer gefährdet sei. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) habe angekündigt, mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen und Lösungen auszuloten.

Bauarbeiten am Grenzfluss

So weit ist der Oder-Ausbau vorangeschritten

Nach dem massiven Fischsterben in der Oder wird auch wieder über den Ausbau des Grenzflusses diskutiert. Wie ist der Stand der Dinge in Polen und Deutschland? Ein Kollegengespräch mit rbb-Reporter Fred Pilarski aus Frankfurt (Oder).

Dabei geht es um zwölf Fischereibetriebe an der Oder. Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Binnenfischerei, Uwe Brämick, hatte die Verluste der Betriebe als drastisch bezeichnet. "Wir gehen davon aus, dass es zwei bis vier Jahre dauern wird, bis sich die Potenziale der Bestände wieder so entwickelt haben, wie es vor dieser Entwicklung der Fall war", sagte Brämick.

In der Oder würden normalerweise etwa 50 bis 60 Tonnen Fisch von den zwölf Betrieben gefangen, die damit 80 Prozent ihrer Erlöse einnehmen. Ebenso viele Tonnen holen Angler jährlich aus dem Fluss. Nonnemacher sagte, solange nicht geklärt sei, was zum Fischsterben geführt habe, könne auch keine Erlaubnis für das Fischen im Fluss erteilt werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 31.08.2022, 19:30 Uhr

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