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Quelle: dpa/S.Stache

Kandidat für Brandenburger Landesvorsitz

Redmann: "Die CDU darf keine 'AfD light' werden"

Am 25. März will die Brandenburger CDU auf einem Landesparteitag abstimmen, wer sie führen soll. Für Michael Stübgens Nachfolge gibt es nur einen Kandidaten: Jan Redmann. Am Mittwochabend hat der sich der CDU-Basis in Kleinmachnow vorgestellt. Von Lisa Steger

17 Menschen sind an diesem Mittwochabend gekommen, die meisten von ihnen CDU-Mitglieder, doch ein Heimspiel ist es für Redmann nicht. Die CDU müsse mehr für die innere Sicherheit tun, fordert der 73 Jahre alte Bernd Krüger, Tiefbauingenieur im Ruhestand.

"Ich mache mir Sorgen um die Demokratie, um die Meinungsfreiheit", sagt der Mann aus Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark). Es gebe viele Probleme mit nicht gelungener Integration, stellt Krüger für sich fest und verweist auf die Silvesternacht in Berlin. Doch das werde heruntergespielt - auch in der CDU, findet er seinen Worten zufolge.

Der ehemalige Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, heute Vorsitzender des sich selbst als konservativ ausgerichtet bezeichnenden Vereins "Werteunion", sei "kurz davor, rausgeschmissen zu werden", sagt Krüger. Er lehne das ab. Das CDU-Parteipräsidium hatte Hans-Georg Maaßen einstimmig aufgefordert, die Partei zu verlassen [mdr.de]. In einem Internetportal hatte Maaßen unter anderem behauptet, "nach grün-roter Rassenlehre" seien Weiße "eine minderwertige Rasse".

Jan Redmann im Gespräch. | Quelle: rbb/Lisa Steger

Konfliktthema Integration

Jan Redmann widerspricht dem Rentner. Maaßen, sagt Redmann, "hat in den letzten Jahren einen Weg der Radikalisierung hinter sich". Er argumentiere völkisch und mit Rassebegriffen. Dem ehemaligen Verfassungsschutzchef gehe es darum, "sich auf Kosten der Union zu profilieren". Redmann bilanziert: "Solche Thesen haben in der CDU keinen Platz." Für die Integration, so der CDU-Fraktionschef im Brandenburger Landtag, "haben wir klare Regeln". "Die funktionieren aber nicht", ruft der Rentner Bernd Krüger in den Raum. "Was war denn in Köln auf der Domplatte? Was ist in Paris und Brüssel nach den Fußballspielen passiert?", sagt Krüger.

Redmann klingt dann versöhnlicher: "Man muss die Hintergründe klar ansprechen - warum nicht sagen, woher die Leute kommen?", fragt der Kandidat. "Das Problem in Neukölln ist natürlich eine Parallelgesellschaft und das hat natürlich mit Migration zu tun." Jan Redmann verweist in dem Zusammenhang auf die Taskforce im Brandenburger Innenministerium, die die Abschiebung straffällig gewordener ausländischer Staatsbürger vorbereitet, die kein Aufenthaltsrecht haben. "Und das setzen wir auch um."

Brandenburgs CDU auf Vorsitzenden-Suche

Schleudersitz zu vergeben

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CDU sucht Strategie gegen die AfD

Der Jurastudent Julius Däumer (24) möchte wissen, wie die CDU der Alternative für Deutschland Stimmen abjagen will. Bei der letzten Landtagswahl 2019 war die AfD mit 23,5 Prozent knapp hinter der SPD gelandet. Die CDU folgte mit 15,6 Prozent auf dem dritten Platz. "Wir sind im Spagat zwischen AfD und Grünen", sagt der Student. "Und Woidke ist sehr beliebt." Besonders im Osten sei es schwer für die CDU, denn "die AfD ist hier teils stärkste Kraft." Jan Redmann macht gleich klar, dass er nicht bereit ist, AfD-Thesen zu übernehmen: "Wir wären schlecht beraten, den inhaltlichen Kern aus dem Blick auf Mitbewerber abzuleiten. Wir müssen selbst wissen, was wir wollen." Die CDU dürfe keine "AfD light" werden, zeigt sich Jan Redmann überzeugt.

Motiv der AfD-Wähler sei oft Frustration, "auch persönliche Frustration". Und die meisten dieser Wähler würden ohnehin nicht wechseln, das würden Studien belegen, so der Fraktionschef. Wichtig sei, die Justiz zu stärken, damit Verfahren schneller nach einer Tat stattfinden. "Wir haben die Justiz besser ausgestattet", sagt Redmann über die seit 2019 regierende sogenannte Kenia-Koalition, in der die CDU auch die Justizministerin stellt.

CDU-Mitglied: "Würde mir wünschen, dass man Probleme offen anspricht, da wäre ich schon zufrieden."

Was denkt Redmann über die Lieferung von Panzern an die Ukraine, will der Jurastudent Däumer noch wissen. "Im Osten wird es vielfach anders gesehen als im Westen", sagt Däumer. Redmann überlegt nur kurz. "Die Union lässt keinen Zweifel, dass wir an der Seite der Ukraine stehen", sagt Redmann. "Doch wann kann man verhandeln?" Diese Frage sei noch unbeantwortet. Er habe daher "eine gewisse Sympathie für die Zurückhaltung von Scholz", sagt er.

Julius Däumer wirkt überzeugt, er sagt, er halte Redmann für den Richtigen, um Ende März Landesparteivorsitzender zu werden und traue ihm sogar zu, Ministerpräsident zu werden. "Er ist ja jung, hat aber schon viel Erfahrung im Landtag sammeln können", begründet Däumer seine Meinung.

Eine gemischte Bilanz zieht das CDU-Mitglied Bernd Krüger. "Herr Redmann hat wenig Einfluss auf die Integration, aber ich würde mir wünschen, dass man Probleme offen anspricht, da wäre ich schon zufrieden", sagt der 73-jährige, als er geht. "Wir haben illegale Migration, wir haben Menschen, die nicht berechtigt sind zu bleiben, die aber nicht abgeschoben werden und wir haben Wohnungsnot." Die CDU packe diese Themen nicht an, "und viele Mitglieder sind ja auch deshalb zur AfD gewechselt", zeigt sich der frühere Inhaber einer Tiefbaufirma überzeugt. Weiter CDU wählen wolle er trotzdem - so wie alle anderen hier. Was erwarten sie von ihrer Partei? "Die CDU muss für alle attraktiv sein, Junge und Alte, und sie darf nicht ideologisch sein", so der 19 Jahre alte Politik- und Wirtschaftsstudent Tjark Janssen. "Auch soziale Probleme wie Alters- oder Kinderarmut müssen wir lösen."

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Hohe Erwartungen der Basis an Redmann

Die 22-jährige Nele Richel, die Stadtplanung und Städtebau in Cottbus studiert, sagt, die CDU brauche wieder mehr Profil. "Wir sollten nicht den Grünen hinterherlaufen, da können wir nichts gewinnen. Wirtschaft und Familie, das sind unsere Themen, die müssen wir spielen", fordert sie. Jan Redmann finde sie "sehr angenehm, super authentisch".

Mirna Richel, die Vorsitzende der CDU Kleinmachnow, hatte Jan Redmann eingeladen, weil sie im Internet gelesen hatte, dass er solche Besuche anbietet, erklärt sie. Ihr wichtigstes Anliegen sei die Bildung, die Bankkauffrau ist Mutter dreier Kinder. "Viele Eltern wenden sich an uns, wollen wissen, ob ihr Kind hier überhaupt eine Schulplatz bekommt", sagt Richel. Zudem hätten zu viele Jugendliche keinen Schulabschluss. Von Redmann erhoffe sie sich viel: "Er muss uns Mitglieder bewegen. Wir brauchen einen neuen Aufbruch in der CDU." Das Ziel: "Es muss cool sein, uns zu wählen."

Die Mitgliederbefragung der Brandenburger CDU läuft bis zum 3. März. Am 25. März soll das Ergebnis auf einem Parteitag bestätigt werden. Dass er im nächsten Jahr auch CDU-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl werden möchte, hat Redmann bereits angekündigt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.02.2023, 19:00 Uhr

Beitrag von Lisa Steger

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