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Quelle: dpa/A. Hosbas

Zu wenige Erkenntnisse über Mutationen

Kalayci will Quarantäne für Einreisende verschärfen

Einreisende sollen nicht mehr vorzeitig aus der Quarantäne gehen können. Das könne ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen mutierte Coronaviren sein, meint Senatorin Kalayci. Zudem müssen sich bald alle positiv Getesteten einem Zweittest auf Mutationen unterziehen.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) ist für eine Änderung der bundesweiten Quarantäneregelung für Menschen, die aus Corona-Risikogebieten nach Deutschland einreisen. Es sei momentan nicht mehr angebracht, dass man die Quarantäne durch einen Corona-Test verkürzen könne - auch nicht, wenn dieser negativ ausfalle, sagte sie am Dienstag während einer Pressekonferenz.

Das Auftreten von ansteckenderen Sars-CoV-2-Mutationen mache die Regel gefährlich, da noch zu wenig über die neuen Varianten bekannt sei. "Solche Regelungen, die noch von der Sommerzeit stammen, passen jetzt nicht mehr", so Kalayci. "Deswegen gehe ich davon aus, dass das bundesweit angepasst wird." Derzeit gilt für Einreisende eine verpflichtende Quarantänezeit von zehn Tagen. Wird fünf Tage nach Einreise ein Corona-Test gemacht, der negativ ausfällt, kann die Quarantäne verkürzt werden.

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Zweittest soll über Mutanten aufklären

Als weiteres Instrument gegen die Ausbreitung der Corona-Varianten will Berlin bei allen positiv getesteten Personen auch einen Zweittest auf mögliche Mutanten vornehmen. Die Kosten für diesen PCR-Test werde der Berliner Senat übernehmen, kündigte Kalayci ebenfalls nach der Senatssitzung an.

Die Bereitschaft und die Kapazitäten bei den Berliner Laboren seien vorhanden. Ziel müsse es sein, die weitere Ausbreitung der Virusmutationen ebenso wie die Schließung weiterer Krankenhäuser zu verhindern, sagte Kalayci.

Zwei weitere bestätigte Mutationen am Humboldt-Klinikum

Der Virus-Typ B.1.1.7 war bisher vor allem in Großbritannien aufgetreten. Die Variante ist Experten zufolge leichter übertragbar und womöglich auch tödlicher als die bislang vorherrschende [tagesschau.de]. Vergangene Woche wurde sie im Humboldt-Klinikum in Reinickendorf aufgespürt, ebenso an der Charité und in einem Testzentrum.

Wie viele Personen insgesamt positiv auf die Variante in Berlin getestet wurden, war zunächst unklar. Kalayci verwies während der Pressekonferenz darauf, dass ihr am Mittag nur Zahlen zu gemeldeten Fällen bekannt gewesen seien. "Wir wissen leider noch nicht, wie viele Infektionen es insgesamt gegeben hat. Aber je mehr Tests gemacht werden, umso mehr Fällen werden auch immer wieder erkannt."

Zwei der Berliner Fälle können auf Reisende aus Großbritannien zurückgeführt werden. Bei dem Ausbruch am Humboldt-Klinikum ist es allerdings zu Übertragungen vor Ort gekommen. Möglicherweise deutlich aggressivere Varianten sind mittlerweile aber auch in Südafrika aufgetreten sowie im Norden Brasiliens.

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Humboldt-Klinik meldet zwei neue Fälle

Unterdessen sind am Berliner Vivantes Humboldt-Klinikum zwei weitere Fälle der britischen Variante des Coronavirus nachgewiesen worden. Insgesamt seien dort damit 24 Fälle bekannt, sagte der Leiter des Gesundheitsamts Reinickendorf, Patrick Larscheid, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Er sprach von einer "erfreulichen Nachricht", denn es stünden momentan keine weiteren Testergebnisse aus. Vivantes teilte am Nachmittag mit, dass bisher noch nicht alle Mitarbeiter getestet worden seien.

Am Dienstagmittag berichtete Larscheid, dass rund 1.700 Mitarbeiter und knapp 400 Patienten untersucht worden seien. Nach Darstellung von Vivantes am Dienstagnachmittag wurden alle rund 450 Patienten des Reinickendorfer Klinikums getestet. Von den rund 1.700 Mitarbeitern hatten demnach bisher 1.583 einen PCR-Test hinter sich. Bei 11 von ihnen sei die Virusvariante B.1.1.7 nachgewiesen worden. Zudem seien 13 Patienten betroffen. Larscheid hatte zuvor von 14 betroffenen Patienten und zehn Mitarbeitern berichtet.

Auch im Vivantes-Klinikum in Spandau wurden zwei Menschen positiv auf die Corona-Mutation B.1.1.7 getestet, beide sind in häuslicher Quarantäne. Zudem haben sich zwei Menschen außerhalb der Krankenhäuser mit der berüchtigten Variante angesteckt, die in Zusammenhang zu Patienten stehen. Beide sind ebenfalls in Quarantäne.

In der Berliner Charité sind bislang drei Personen positiv auf die Variante B.1.1.7 getestet worden.

Zahl der Neuinfektionen noch nicht niedrig genug

Kalayci sagte, sie sei froh darüber, dass die Zahl der Neuinfektionen in Berlin zuletzt deutlich gesunken sei. "Im Moment liegen wir bei über 4.000", sagte sie. Das Ziel sei aber, weniger als 1.100 Neuinfektionen pro Woche für ganz Berlin. "Um wieder in einen beherrschbaren Zustand zu kommen", so Kalayci, damit Infektionsketten wieder erkannt und auch durchbrochen werden könnten.

Sendung: Abendschau, 26.01.2021, 19.30 Uhr

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