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Video: Abendschau | 18.04.2021 | A. Deutschmann | Quelle: dpa/M. Bein

Schutz auch für Lehrkräfte

Schulleiter-Verband sieht verpflichtende Tests für Schüler positiv

Ab Montag müssen sich Berliner Schüler zwei Mal wöchentlich verpflichtend auf Corona testen lassen, in der Schule. Elternvertretern ist das zu rigide. Doch Schulleiter erinnern an die Bedeutung der Tests für gefährdete Lehrer - und an Vorteile für Familien.

Verpflichtende Corona-Tests an den Schulen hält der Interessenverband Berliner Schulleitungen (IBS) [ibs-verband.de] für richtig. Man sehe das sehr positiv, sagte die IBS-Vorsitzende Astrid-Sabine Busse. Es gehe dabei auch um die Sicherheit des Lehrer-Kollegiums.

Zuvor hatten am Samstag Elternvertreter die Teststrategie für die Berliner Schulen scharf kritisiert. In einem offenen Brief an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) forderten die Vorsitzenden aller zwölf Bezirkselternausschüsse mehr Handlungsspielraum für die Schulen beim Testen.

Ab Montag müssen sich Schülerinnen und Schüler in Berlin zwei Mal wöchentlich verpflichtend auf Corona testen lassen, andernfalls dürfen sie nicht am Präsenzunterricht teilnehmen. Die Tests sollen in der Schule stattfindenden, alternativ können Bescheinigungen von Teststellen vorgelegt werden.

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Risiko für Lehrkräfte höher

"Wir sehen das sehr positiv, auch bei uns im Kollegium, weil es unserer Sicherheit dient", sagte IBS-Vorsitzende Astrid-Sabine Busse am Sonntag. Zwar hätten Kinder im Infektionsfall meist nur schwache Symptome. Aber bei den Lehrkräften sei das Risiko für schwerere Krankheitsverläufe deutlich höher, sagte Busse, die selbst Leiterin einer Grundschule in Neukölln ist.

Busse rechnet nicht damit, dass die Corona-Tests die Schulen vor große Schwierigkeiten stellen. "Es ist eine logistische Herausforderung, aber wir sind gut vorbereitet, die Kollegen sind alle geschult." Busser widersprach damit den Bedenken der Elternvertreter.

Quelle: dpa/C. Soeder

Elternvertreter fordern "Handlungsspielräume" für die Selbsttests

In dem Schreiben der Elternvertreter heißt es hingegen, es sei zwar richtig, die Selbsttests verpflichtend zu machen, dennoch würden die Schulen ihre Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern am besten kennen und bei einem so sensiblen Thema sei es wichtig, den Schulen Handlungsspielräume zu geben. "Im Zuge ihrer Eigenverantwortung kann und soll jede Schule selbst entscheiden, an welchem Ort die Testung durchgeführt wird", heißt es in dem Schreiben vom Freitag weiter.

Der Bildungsverwaltung warfen die Elternvertreter nicht zu Ende gedachte und widersprüchliche Weisungen vor. "Gerade die jüngsten Entscheidungen zur Teststrategie an den Schulen bringen das Fass zum Überlaufen."

Schulleitungen sehen in den Selbsttests auch einen Lerneffekt

Der Interessenverband der Berliner Schulleitungen sieht dagegen nur geringe Probleme. Die Tests, die die Schülerinnen und Schüler nutzen sollten, seien für Kinder produziert worden. "Das sind spezielle Stäbchen. Das tut überhaupt nicht weh", so Verbandschefin Busse, in deren Grundschule der Einsatz der Tests in der vergangenen Woche bereits geprobt wurde. Auch für die Schulanfänger sei das machbar. "Ich habe mir das bewusst bei den ganz Kleinen angeguckt. Wenn man sich da Zeit lässt, dann bekommt man das hin", sagte Busse.

Für die Kinder sei es außerdem interessanter, die Tests morgens gemeinsam in der Gruppe zu machen. Darüber hinaus ermögliche die Bescheinigung über ein negatives Testergebnis den Familien zum Beispiel wieder den Einkaufen in vielen Geschäften. Natürlich kosteten die Tests Unterrichtszeit. "Das ist nicht wegzudiskutieren", so die Schulleiterin. Mit etwas Übung gehe das aber relativ schnell. "Der eine wird es gleich super hinkriegen, und der andere braucht beim ersten Mal noch Hilfe."

Sollte ein positiver Fall auftreten, dann werde der Schüler oder die Schülerin von den anderen separiert. "Und dann werden die Eltern informiert, die müssen das Kind abholen", sagte Busse. Falls die Eltern nicht gleich zu erreichen sein sollten, bleibe es zunächst in
der Schule. "Diesen Fall muss man natürlich schon im Vorfeld mit den Kindern besprechen. Die Kinder sind verständiger, als man immer glaubt.

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Zuvor Kritik vom Kinderschutzbund an der Testpraxis in den Schulen

Mit Blick auf die neue Corona-Testpflicht gab es bereits von verschiedenen Seiten zum Teil deutliche Kritik. Der Kinderschutzbund Berlin kritisierte das Testkonzept als undurchdacht und bemängelte, die ohnehin kurze Unterrichtszeit werde durch die Tests in der Schule weiter verkürzt. Er forderte, die Schülerinnen und Schüler vor dem Betreten der Schule zu testen oder andernfalls in separaten Räumlichkeiten. Der Schutz der Privatsphäre und enge pädagogische Begleitung müssten gewährleistet sein. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte unterstützendes Personal für die Berliner Schulen gefordert.

Die Kommentarfunktion wurde am 19.04.2021 um 08:17 Uhr geschlossen

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