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Video: Abendschau | 05.08.2021 | Thomas Heinloth, Stephanie Teistler | Studiogast Britta Ernst | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Schulstart mit Maskenpflicht

Brandenburger Schüler sollen sechs Wochen keine Klassenarbeiten schreiben

Ab kommender Woche kehren Schüler wieder in die Klassen zurück, Prüfungen oder Klassenarbeiten sollen sie aber vorerst nicht schreiben. Zuerst soll die Frage geklärt werden: Wie groß sind die Lernlücken nach dem Home-Schooling?

In den ersten sechs Wochen des neuen Schuljahres müssen Schüler in Brandenburg voraussichtlich keine Klausuren und Prüfungen schreiben. Zunächst solle der Lernstand der Schüler erhoben werden, kündigte die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) an. Dies diene als Grundlage für ergänzende Angebote. Ernst forderte die Lehrkräfte auf, in den ersten sechs Wochen auf Klassenarbeiten und Klausuren zu verzichten. Insgesamt soll die Zahl der Klausuren im kommenden Jahr reduziert werden, damit mehr Zeit für das Aufholen von Lernrückständen bleibt.

Berlin und Brandenburg

Schüler kehren unter Corona-Bedingungen in die Klassenräume zurück

Ein neues Schuljahr im Corona-Modus: Die Berliner Schülerschaft soll sich seit Montag für drei Wochen drei Mal wöchentlich testen. Zudem kehrt die Hauptstadt zum Stufenplan zurück. In Brandenburg gelten Schutzwochen zum Schulbeginn.

Programm "Aufholen nach Corona"

Das neue Schuljahr startet in Brandenburg für rund 300.000 Schülerinnen und Schüler mit vollständigem Präsenzunterricht, allerdings wegen der Corona-Pandemie mit Masken- und regelmäßiger Testpflicht. Nach zwei Schutzwochen, ab 23. August, entfällt die Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6. Ab dann gilt diese Maskenpflicht nur noch für Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 7.

Gleichzeitig starte das Programm "Aufholen nach Corona", das die Kinder und Jugendlichen mit ergänzenden Lernangeboten und mehr Schulsozialarbeit zusätzlich unterstützen soll, kündigte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Donnerstag in Potsdam an. Dafür werden für zwei Schuljahre zusätzlich 200 Lehrer, 400 Studierende als Assistenzkräfte und zahlreiche Sozialarbeiter eingesetzt. Für das Programm sollen 70 Millionen Euro investiert werden.

Ernst appelliert an Eltern, sich impfen zu lassen

Die Bildungsministerin zeigte sich entschlossen und zuversichtlich, den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten. Sie rief Eltern und Erwachsene dazu auf, sich impfen zu lassen, um sich solidarisch mit den Kindern und Jugendlichen zu zeigen. Diese hätten in den vergangenen anderthalb Jahren einen hohen Preis gezahlt, Distanzunterricht könne jetzt nicht mehr die Lösung sein. Impfzentren für Kinder seien in Brandenburg noch nicht geplant, man beginne jetzt mit mobilen Impfteams an Berufsschulen Jugendliche ab 16 Jahren zu impfen.

Vom Einsatz von Luftfiltern als entscheidener Unterschied ist Ernst nicht überzeugt, sie berief sich dabei auf Informationen vom Bundesumweltamt, dies empfehle das klassische Lüften der Klassenräume, das könne auch dazu führen, dass Schüler im Winter wieder mit Jacken im Unterricht sitzen müssten. Luftfilter würden nur für diejenigen Klassenräume angeschafft, die man nicht gut lüften könne. Außerdem gebe es auch in den Grundschulen zum Schulbeginn eine Maskenpflicht, um das Infektionsrisiko durch Reiserückkehrer zu verringern.

Hunderte neue Lehrkräfte eingestellt

Zum Schuljahr 2021/2022 wurden 1.256 Lehrkräfte unbefristet neu eingestellt. Dies seien 56 mehr als rechnerisch benötigt, berichtete Ernst. Darunter seien 256 Seiteneinsteiger, ein Anteil von 21,3 Prozent. Im Vorjahr war etwa jede dritte unbefristet neu eingestellte Lehrkraft ein Seiteneinsteiger.

Zusätzlich wurden 790 Lehrkräfte befristet eingestellt. Darunter sind 537 Seiteneinsteiger, deren Verträge in der Regel auf 15 Monate befristet sind. Hinzu kommen befristete Verträge für Langzeiterkrankte oder Lehrkräfte in Elternzeit.

GEW hält Zahl der Neueinstellungen für unzureichend

Der Landesvorsitzende der Brandenburger Lehrergewerkschaft GEW, Günther Fuchs, hält die Zahl von 1.256 neu eingestellten Lehrern für unzureichend. Nach Angaben der Personalräte seien an den Brandenburger Schulen noch 120 Stellen nicht besetzt, sagte Fuchs am Donnerstag in Potsdam. "Diese Stellen werden erfahrungsgemäß mit zusätzlichen Seiteneinsteigern besetzt, weil es keine voll ausgebildeten Lehrer auf dem Markt mehr gibt."

Aus Sicht der Gewerkschaft wäre die Einstellung von 400 weiteren Lehrkräften notwendig. Dies wäre laut Fuchs auch wegen der erneut gestiegenen Zahl von Schülern erforderlich. "Wir kehren in den Schulen inmitten der Corona-Pandemie in eine Normalität zurück, mit volleren Klassen und einem Mangel an Lehrern." Notwendig wären dagegen mehr Lehrkräfte und kleinere Klassen.

Schulstart in Brandenburg

Unterrichtsform

Präsenzunterricht für alle Jahrgänge und Schulformen. Es gilt Präsenzpflicht. Im Interesse des behutsamen Einlebens sind die Lehrkräfte gebeten, besonderes pädagogisches Augenmaß zu wahren und insbesondere auf Klassenarbeiten und Klausuren in den ersten sechs Wochen des Schuljahres zu verzichten.

Corona-Tests

Seit April 2021 gilt die Testpflicht: Schülerinnen und Schüler sowie das Schulpersonal müssen an zwei nicht aufeinanderfolgenden Tagen pro Woche ein tagesaktuelles negatives Testergebnis vorlegen, andernfalls dürfen sie die Schule nicht betreten. Diese Testpflicht gilt auch im neuen Schuljahr. Vollständig geimpfte oder genesene Personen sind Getesteten gleichgestellt.

Maskenpflicht

Alle Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und das weitere Personal der Schulen müssen, sofern der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, im Schulgebäude eine medizinische Maske tragen. Das sieht die neue Umgangsverordnung vor.

Nach zwei Schutzwochen zum Schulbeginn, ab 23. August, entfällt die Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6. Ab dann gilt diese Maskenpflicht nur noch für Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 7. Die Maskenpflicht in den ersten zwei Schulwochen gilt auch in den Innenräumen von Horteinrichtungen.

Ausnahmen: Bei langen Klausuren, beim Singen und während des Stoßlüftens sollen die Masken abgenommen werden dürfen. Ausgenommen ist auch der Sportunterricht.

 

Luftfilter

Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) appellierte an die Lehrer, die Klassenräume weiterhin regelmäßig zu lüften. Das helfe, die Ansteckungsgefahr zu senken. Für Räume in Grundschulen und Kitas, die nicht gelüftet werden können, sollen mithilfe eines Bundesprogramms mobile Luftfilteranlagen angeschafft werden. Ob das Land hier mitwirke und wie viele Schulen ausgerüstet werden können, ist noch offen. "Einen flächendeckenden Einsatz von Luftfiltern halte ich nicht für erforderlich", sagte Ernst.

Impfungen

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) forderte im rbb Fernsehen, die Impfung von Kindern ab zwölf Jahre in Betracht zu ziehen. Er würde es begrüßen, wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Institutes angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante eine Empfehlung für die Impfung von Jugendlichen geben würde. Um Jugendliche zu erreichen, plane das Land laut Bildungsministerin Ernst mobile Impfangebote in den Oberstufenzentren.

Weiteres Vorgehen

Da nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Entwicklung des Infektionsgeschehens phasenweise zu Einschränkungen des Regelbetriebs an Schulen führten, sollen die Schulen – auf der Grundlage der im zurückliegenden Schuljahr gesammelten Erfahrungen mit dem Wechselmodell und dem Distanzunterricht – ihre Konzepte für Schule und Unterricht für alle Jahrgangsstufen fortschreiben. Diese Konzepte kämen zum Einsatz, wenn der Präsenzbetrieb nochmals zeitweilig eingeschränkt werden müsste.

Schüler sehen Defizite in der Vorbereitung

Ihre Vorfreude auf das neue Schuljahr sei etwas gedämpft, sagte die Vorsitzende des brandenburgischen Landesschülerrats Katharina Swinka am Dienstag im rbb. Das letzte Schuljahr sei schwierig gewesen, so Swinka. Doch in diesem Jahr laufe einiges besser als 2020 - allerdings nicht beim Impfen. "Man hätte frühzeitig mit den entsprechenden Akteuren in Kontakt treten sollen", sagte Swinka. Dann wäre es vielleicht möglich gewesen, Impf-Teams für die Schulen zu organisieren, wie es jetzt für Berliner Oberstufenzentren geplant sei.

Die Bundesschülerkonferenz kritisierte Anfang des Monats, die Schulen seien nicht gut auf den Präsenzunterricht vorbereitet.

Sendung: Brandenburg aktuell, 05.08.2021, 19.30 Uhr

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