Schulstart mit Maskenpflicht - Brandenburger Schüler sollen sechs Wochen keine Klassenarbeiten schreiben

Ab kommender Woche kehren Schüler wieder in die Klassen zurück, Prüfungen oder Klassenarbeiten sollen sie aber vorerst nicht schreiben. Zuerst soll die Frage geklärt werden: Wie groß sind die Lernlücken nach dem Home-Schooling?
In den ersten sechs Wochen des neuen Schuljahres müssen Schüler in Brandenburg voraussichtlich keine Klausuren und Prüfungen schreiben. Zunächst solle der Lernstand der Schüler erhoben werden, kündigte die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) an. Dies diene als Grundlage für ergänzende Angebote. Ernst forderte die Lehrkräfte auf, in den ersten sechs Wochen auf Klassenarbeiten und Klausuren zu verzichten. Insgesamt soll die Zahl der Klausuren im kommenden Jahr reduziert werden, damit mehr Zeit für das Aufholen von Lernrückständen bleibt.
Programm "Aufholen nach Corona"
Das neue Schuljahr startet in Brandenburg für rund 300.000 Schülerinnen und Schüler mit vollständigem Präsenzunterricht, allerdings wegen der Corona-Pandemie mit Masken- und regelmäßiger Testpflicht. Nach zwei Schutzwochen, ab 23. August, entfällt die Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6. Ab dann gilt diese Maskenpflicht nur noch für Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 7.
Gleichzeitig starte das Programm "Aufholen nach Corona", das die Kinder und Jugendlichen mit ergänzenden Lernangeboten und mehr Schulsozialarbeit zusätzlich unterstützen soll, kündigte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Donnerstag in Potsdam an. Dafür werden für zwei Schuljahre zusätzlich 200 Lehrer, 400 Studierende als Assistenzkräfte und zahlreiche Sozialarbeiter eingesetzt. Für das Programm sollen 70 Millionen Euro investiert werden.
Ernst appelliert an Eltern, sich impfen zu lassen
Die Bildungsministerin zeigte sich entschlossen und zuversichtlich, den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten. Sie rief Eltern und Erwachsene dazu auf, sich impfen zu lassen, um sich solidarisch mit den Kindern und Jugendlichen zu zeigen. Diese hätten in den vergangenen anderthalb Jahren einen hohen Preis gezahlt, Distanzunterricht könne jetzt nicht mehr die Lösung sein. Impfzentren für Kinder seien in Brandenburg noch nicht geplant, man beginne jetzt mit mobilen Impfteams an Berufsschulen Jugendliche ab 16 Jahren zu impfen.
Vom Einsatz von Luftfiltern als entscheidener Unterschied ist Ernst nicht überzeugt, sie berief sich dabei auf Informationen vom Bundesumweltamt, dies empfehle das klassische Lüften der Klassenräume, das könne auch dazu führen, dass Schüler im Winter wieder mit Jacken im Unterricht sitzen müssten. Luftfilter würden nur für diejenigen Klassenräume angeschafft, die man nicht gut lüften könne. Außerdem gebe es auch in den Grundschulen zum Schulbeginn eine Maskenpflicht, um das Infektionsrisiko durch Reiserückkehrer zu verringern.
Hunderte neue Lehrkräfte eingestellt
Zum Schuljahr 2021/2022 wurden 1.256 Lehrkräfte unbefristet neu eingestellt. Dies seien 56 mehr als rechnerisch benötigt, berichtete Ernst. Darunter seien 256 Seiteneinsteiger, ein Anteil von 21,3 Prozent. Im Vorjahr war etwa jede dritte unbefristet neu eingestellte Lehrkraft ein Seiteneinsteiger.
Zusätzlich wurden 790 Lehrkräfte befristet eingestellt. Darunter sind 537 Seiteneinsteiger, deren Verträge in der Regel auf 15 Monate befristet sind. Hinzu kommen befristete Verträge für Langzeiterkrankte oder Lehrkräfte in Elternzeit.
GEW hält Zahl der Neueinstellungen für unzureichend
Der Landesvorsitzende der Brandenburger Lehrergewerkschaft GEW, Günther Fuchs, hält die Zahl von 1.256 neu eingestellten Lehrern für unzureichend. Nach Angaben der Personalräte seien an den Brandenburger Schulen noch 120 Stellen nicht besetzt, sagte Fuchs am Donnerstag in Potsdam. "Diese Stellen werden erfahrungsgemäß mit zusätzlichen Seiteneinsteigern besetzt, weil es keine voll ausgebildeten Lehrer auf dem Markt mehr gibt."
Aus Sicht der Gewerkschaft wäre die Einstellung von 400 weiteren Lehrkräften notwendig. Dies wäre laut Fuchs auch wegen der erneut gestiegenen Zahl von Schülern erforderlich. "Wir kehren in den Schulen inmitten der Corona-Pandemie in eine Normalität zurück, mit volleren Klassen und einem Mangel an Lehrern." Notwendig wären dagegen mehr Lehrkräfte und kleinere Klassen.
Schüler sehen Defizite in der Vorbereitung
Ihre Vorfreude auf das neue Schuljahr sei etwas gedämpft, sagte die Vorsitzende des brandenburgischen Landesschülerrats Katharina Swinka am Dienstag im rbb. Das letzte Schuljahr sei schwierig gewesen, so Swinka. Doch in diesem Jahr laufe einiges besser als 2020 - allerdings nicht beim Impfen. "Man hätte frühzeitig mit den entsprechenden Akteuren in Kontakt treten sollen", sagte Swinka. Dann wäre es vielleicht möglich gewesen, Impf-Teams für die Schulen zu organisieren, wie es jetzt für Berliner Oberstufenzentren geplant sei.
Die Bundesschülerkonferenz kritisierte Anfang des Monats, die Schulen seien nicht gut auf den Präsenzunterricht vorbereitet.
Sendung: Brandenburg aktuell, 05.08.2021, 19.30 Uhr