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Audio: radioeins | 11.01.2022 | Interview mit Martin Hikel | Quelle: dpa-Symbolbild/Fabian Sommer

Corona-Pandemie

Hikel fordert berlinweite Impfkampagne in "migrantischen Communities"

Wie zuvor Franziska Giffey fordert nun auch Martin Hikel, dass die Impfkampagne gegen das Coronavirus Menschen mit Migrationshintergrund besser erreichen müsse. Die Integrationsbeauftragte hat die Behauptung, diese Personen seien Impfskeptiker, widerlegt.

Der Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel (SPD), hat sich für eine große berlinweite Corona-Impfkampagne in - wie er sagt - "migrantischen Communities" ausgesprochen. Er teile die Einschätzung der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), dass man Menschen mit Migrationshintergrund in sozialen Brennpunkten besser erreichen müsse, sagte Hikel radioeins vom rbb am Dienstagmorgen.

Er wünsche sich eine konstatierte Aktion mit Impfangeboten für diese Zielgruppe. Eine berlinweite Aktion könne eine deutlich bessere Wirkung entfalten als dezentrale Aktionen, so Hikel weiter. Dezentrale Aktionen habe es in Neukölln bereits gegeben.

Vier Berliner Bezirke unter den ersten 10

Neukölln mit zweithöchster Corona-Inzidenz bundesweit

Berlin entwickelt sich aktuell zu einem Hotspot in der vierten Welle der Corona-Pandemie. Außer in Bremen gibt es aktuell nirgendwo so viele Infektionen wie in Neukölln. Auch in weiteren Bezirken sind die Zahlen besorgniserregend.

Sind Menschen mit Migrationsgeschichte wirklich impfskeptischer?

Die Behauptung, dass Menschen mit Migrationshintergrund seltener zum Impfen gegen das Coronavirus gehen, hat Katarina Niewiedzial, Berlins Integrationsbeauftragte, entkräftet. "Es gibt keine Studie, die Menschen mit Migrationsgeschichte Impfskepsis zuweist", sagte Niewiedzial am letzten Freitag auf Nachfrage des rbb.

Das liege auch an der lückenhaften Datenlage: Bei Impfterminen werde weder die Religionszugehörigkeit noch die ethnische Herkunft abgefragt. Befragungen wiederum würden zeigen, dass Migranten eben nicht mehrheitlich impfskeptisch seien, so Niewiedzial, ganz im Gegenteil. Das belege auch der Blick auf die Straße. "Die Verteilung der Impfgegner:innen in der Bundesrepublik deutet darauf hin, dass nicht die Bundesländer mit dem höchsten Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte betroffen sind, wie Thüringen oder Sachsen."

Studien zeigten dagegen, je höher der Anteil der Arbeitslosen beziehungsweise Transferbeziehenden in einem Bezirk sei, desto höher sei die Covid-19-Inzidenz. Dichter besiedelte Bezirke und Viertel seien davon besonders betroffen.

Berliner Impfkampagne unter Giffey

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Die Impfkampagne muss mehr in die sozialen Brennpunkte gehen, sagt Berlins Regierende Bürgermeisterin Giffey – und suggeriert, dass vor allem unter Menschen mit Migrationshintergrund Impfskepsis vorherrscht. Doch ist dem so? Von S. Schöbel

Hikel infolge der hohen Infektionszahlen in Sorge

Dass die Infektionszahlen derzeit in Neukölln besonders hoch sind, mache ihm Sorgen, ergänzte Hikel. Gleichzeitig sagte der Bezirksbürgermeister, in den vergangenen anderthalb Jahren der Pandemie habe es immer wieder die Situation gegeben, dass die Zahlen zuerst in Neukölln gestiegen seien, sich diese Entwicklung dann aber auch in vielen anderen Bezirken und in ganz Deutschland abgezeichnet habe.

Er machte dafür auch die hohe Bevölkerungsdichte verantwortlich. In den betroffenen Quartieren im Bezirk lebten vor allem viele junge Menschen. Außerdem seien die sozialen Verhältnisse oft nicht die besten. Neukölln weist laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) am Dienstag mit 1.114,3 die zweithöchste Sieben-Tage-Inzidenz aller deutschen Landkreise und Städte auf.

Sendung: Inforadio, 11.01.2022, 9 Uhr

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