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Audio: Antenne Brandenburg | 04.08.2022 | Raphael Knop | Quelle: imago images/Matthias Koch

Stadtduell zum Bundesliga-Auftakt

Hertha BSC geht als Außenseiter ins Derby gegen Union

Ausgerechnet mit dem Derby gegen Union startet Hertha BSC am Samstag in die neue Bundesligasaison. Das bittere Aus im Pokal hat die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz längst abgehakt, ins Stadtduell geht sie dennoch als Außenseiter.

Das Thema der Woche

Eigentlich waren es sogar zwei Themen, die diese Woche bei Hertha im Mittelpunkt standen. Den Anfang machte dabei das bittere Pokal-Aus im Elfmeterschießen gegen Zweitliga-Aufsteiger Braunschweig am vergangenen Wochenende. Die Enttäuschung danach war groß, musste aber schnellstmöglich abgeschüttelt werden. Hertha will und muss mit neuem Mut zum Hauptstadt-Derby in die Alte Försterei fahren. Das Pokalspiel, so Trainer Sandro Schwarz auf der Pressekonferenz am Donnerstag, sei längst abgehakt und abgearbeitet: "Wir haben Dinge aufgezeigt, die weniger gut waren, aber auch Dinge, die gut waren."

Nach Hodentumor-OP

Herthas Marco Richter startet ins Lauftraining

Marco Richter trainiert wieder. Am Montag absolvierte der Angreifer von Hertha BSC wieder Laufeinheiten, was drei Wochen nach seiner Hodentumor-Diagnose für Erleichterung sorgte. In der Medienrunde zeigte er sich dankbar für den Rückhalt.

In die zweite Kategorie dürfte allen voran die erste Halbzeit der Hertha in Braunschweig fallen. Dort präsentierten sich die Berliner extrem mutig im Angriff und kombinierten sich mit präzisen Pässen und gutem Positionsspiel immer wieder vor das gegnerische Tor. Lediglich an der Chancenverwertung mangelte es. In der zweiten Hälfte folgte dann der Leistungseinbruch, den es gegen den Stadtrivalen unbedingt zu vermeiden gilt.

"Es ist die große Kunst, sich jetzt nicht nur von dem Ergebnis blenden zu lassen", analysierte Trainer Schwarz nach dem Pokal-Aus. Zumal er im Spiel seiner Mannschaft in Braunschweig durchaus Fortschritte und seine Handschrift erkannt hätte, "in der Arbeit gegen den Ball, aber auch in der Offensive." Gegen Union wird es allerdings definitiv zwei gute Halbzeiten brauchen, um endlich mal wieder im Stadion an der Alten Försterei gewinnen zu können. Zuletzt gelang Hertha das im September 2012, damals noch in der 2. Bundesliga.

Seitdem hat sich viel getan im Kampf um die fußballerische Vorherrschaft in Berlin. Womit wir beim zweiten Thema der vergangenen Tage wären – der Frage nach der Favoritenrolle. Herthas Geschäftsführer Sport Fredi Bobic beantwortete ebendiese am Donnerstag ohne großes Zögern, indem er erklärte: "Die Favoritenrolle liegt bei den Unionern." Der große Rivale hätte sich diesen Status verdient, so Bobic, der der Rolle des Außenseiters durchaus auch etwas abgewinnen konnte: "Da kann man sich motivieren, das zu brechen."

Schwarz musste nach Niederlage gegen Union beim FSV gehen

Hertha-Trainer Sandro Schwarz ist zurück in der Bundesliga und dürfte Union Berlin noch in dunkler Erinnerung haben. Denn der 43-jährige erlebte gegen die Eisernen sein letztes Bundesliga-Spiel. Am 9. November 2019 kassierte er mit Mainz 05 eine 2:3-Heimniederlage gegen die Köpenicker. Es war sein einziges Duell als Trainer gegen Union – einen Tag nach dieser Niederlage musste er beim FSV gehen.

Der Gegner

Einen ausführlichen Vorbericht zum Derby aus Union-Sicht finden Sie hier.

Ein historisches Duell

Vor gut 32 Jahren war von der heutigen Rivalität zwischen den beiden Berliner Vereinen noch wenig zu spüren. Im Januar 1990 direkt nach der Wende traten Hertha und Union zu einem "Wiedervereinigungsspiel" gegeneinander an. Damals kamen über 50.000 Zuschauer ins Olympiastadion, die einen 2:1-Sieg der Heimmannschaft sahen. Das Ergebnis war aber am Ende egal. Beide Fanlager feierten sich gegenseitig und lagen sich in den Armen - heute kaum noch vorstellbar. Dass ein Derby-Sieg gegen Union zum Saisonstart allen voran Balsam für die Seele der zuletzt oft leidgeplagten Hertha-Fans wäre, hat auch Sandro Schwarz bereits verinnerlicht: "Uns ist klar, dass das ein wichtiges Spiel ist - gerade was die Fans betrifft."

Die erwartete Aufstellung

Nach der Pokal-Niederlage wird Sandro Schwarz gegen den 1. FC Union wohl vor allem in der Verteidigung Änderungen in der Startelf vornehmen müssen, denn hinten präsentierte sich seine Mannschaft besonders fehleranfällig. Im Stadtderby könnte Neuzugang Filip Uremovic für Unglücksrabe Marc-Oliver Kempf ins Team rotieren. Kempf machte in Braunschweig bei fast allen Gegentoren keine gute Figur und verschoss am Ende im Elfmeterschießen. Auch Boyata zeigte eine schwache Leistung und wäre möglicher Streichkandidat, falls Trainer Schwarz nicht mit zwei Rechtsfüßen in der Inneverteidigung starten möchte. Der Kroate Uremovic könnte neues Selbstbewusstsein in Herthas Abwehrreihe bringen und so möglicherweise für mehr Stabilität sorgen.

Personal

Bei Hertha fehlen:

Auf der rechten Defensiv-Seite stellt sich die Frage, ob Schwarz die Derby-Erfahrung von Peter Pekarik in seiner Startelf haben möchte. Ist dem Fall könnte der Routinier für Jonjoe Kenny in die Mannschaft rücken. Dessen Defensivverhalten im Pokalspiel war so passiv, dass fast alle Gegentore über seine Seite eingeleitet wurden. Wahrscheinlich wird Schwarz dennoch auch gegen Union auf Kenny setzten und Pekarik zum Start des Spiels nicht auf den Platz stellen.

Auf der Sechs dürfte auch im Stadion an der Alten Försterei Ivan Sunjic gesetzt sein, der bei seinem Pflichtspiel-Debüt ein ordentliches Spiel absolvierte. Auch Suat Serdar wird für die Kreativmomente nach vorne wieder auf dem Platz stehen. Und natürlich führt in einem Derby kein Weg an Mentalitätsmaschine Kevin-Prince Boateng vorbei, der in einer solchen Partie durchaus den entscheidenden Unterschied machen kann.

Im Sturm könnte am Samstag Herthas jüngster Zugang Wilfried Kanga sein Debüt geben. "Er macht einen guten Eindruck, einen fitten Eindruck", sagte Schwarz am Donnerstag und ergänzte: "Wir werden schauen, wie wir das am Samstag nutzen können." Aller Fitness zum Trotz, ist eine Berufung in die Startelf zunächst unwahrscheinlich. Davie Selke hingegen könnte nach seinem Tor im Pokal durchaus in den Genuss dieses Privilegs kommen und auch Dodi Lukebakio scheint nach seiner überzeugenden Leistung in Braunschweig gesetzt. Für Myziane Maolida hingegen könnte Chidera Ejuke in die Startelf rücken. Der Flügelspieler könnte mit seiner Schnelligkeit Akzente setzen und dürfte insbesondere Unions deutlich langsameren Christopher Trimmel im Eins-gegen-eins ins Bedrängnis bringen.

So könnte Hertha beginnen: Christensen - Plattenhardt, Uremovic, Boyata, Kenny - Sunjic, Boateng, Serdar - Ejuke, Selke, Lukebakio

Sendung: rbb24, 04.08.2022, 21.45 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

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