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Quelle: IMAGO/Matthias Koch

Regionalliga-Vorschau | Teil 1

Von Saisonziel bis Meister-Tipp: Lichtenberg, Altglienicke und Luckenwalde im Check

Am Freitag startet die Regionalliga Nordost in die neue Saison, sie könnte spannend werden. Bei der Rolle des Topfavoriten herrscht bei den Vereinen jedoch Einigkeit. Die Klubs im Teamcheck - Teil 1: VSG Altglienicke, Lichtenberg 47 und FSV Luckenwalde.

VSG Altglienicke

Die VSG Altglienicke hat sich in der abgelaufenen Spielzeit nicht für ihre starken Vorstellungen belohnen können. Trotz dichten Spielplans schwebten die Berliner von Anfang März bis Mitte April durch die Liga, kassierten in zwölf Spielen nur eine Niederlage. Dem Meister BFC Dynamo konnte das Team von Karsten Heine aber nicht mehr gefährlich werden. Im Landespokal stieß die Mannschaft bis ins Finale vor - und verlor knapp gegen Viktoria Berlin. Und diese Saison?

VSG-Trainer Karsten Heine | Quelle: IMAGO/Matthias Koch

Teamcheck VSG Altglienicke

Darauf wird es ankommen

Für Altglienicke gilt es, einen Kaderumbruch in geordnete Bahnen zu lenken. "Wir haben 16 neue Spieler zu integrieren. Der Umbruch ist aber planmäßig vollzogen worden", sagt Trainer Karsten Heine. Prominentester Zugang ist dabei Edeltechniker Tolcay Cigerci. In der 3. Liga war der türkische Jugendnationalspieler in der Hinrunde der Vorsaison Topscorer bei Viktoria Berlin, in der 2. türkischen Liga konnte er sich danach bei Samsunspor allerdings nicht durchsetzen. Cigerci - ein Königstransfer? "Das wird man sehen. Wir werden ihm helfen, dass er wieder an alte Leistungen anknüpft", sagt Heine, der Cigerci bereits 2020/21 bei Altglienicke trainierte.

Das Saisonziel

"Ganz ehrlich, wir haben kein Saisonziel", stellt Heine klar. "Bei uns wird es am Ende darauf ankommen: Wie sind wir zusammengewachsen?" Die Vorbereitung verlief für die VSG jedenfalls blendend, im Juli blieb die Mannschaft ohne Niederlage, gewann sechs der sieben Testspiele.

Das Anfangsprogramm der kommenden Saison ist für den Berliner Pokalfinalisten von 2022 allerdings beachtlich: Das Team startet zu Hause gegen Liga-Schwergewicht Energie Cottbus, eine Woche später gastiert die VSG bei Chemie Leipzig, am Spieltag darauf geht es im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion gegen Babelsberg 03. "Aber die Liga ist insgesamt dermaßen attraktiv", sagt Heine. "Wir sind da ganz entspannt. Wir wollen einfach weiterhin gierig sein nach Toren."

Meister-Tipp

Trainer Heine hält die Liga zwar für ausgeglichen wie nie zuvor. Klar sei für ihn aber auch: "Energie Cottbus, wenn die ihre Hausaufgaben machen, mit der Infrastruktur, mit den tollen Fans, dann sind die der Favorit." Beim vormaligen Mesiter BFC Dynamo werde es ebenfalls interessant sein zu beobachten, wie er nach dem verpassten Aufstieg in die Saison finden wird.

Wer überraschen könnte

Heine hält eine starke Saison von Hertha II für möglich, das Reserveteam trainierte er einst selbst für mehrere Jahre, bildete dort Kevin-Prince und Jerome Boateng aus. "Die Hertha-Bubis haben zuletzt eine beeindruckende Rückrunde gespielt, man sollte sie nicht unterschätzen." Rot-Weiß Erfurt und Aufsteiger Greifswalder FC traut er ebenfalls eine starke Spielzeit zu, "mit ihren Möglichkeiten und der breiten Fanbasis".

Wer gegen den Abstieg spielen wird

"Ich werde mich hüten, solche Prognosen abzugeben. Es gibt keine sogenannten Kleinen mehr in dieser Liga", betont Heine.

SV Lichtenberg 47

In der Rückrunde der abgelaufenen Spielzeit konnten sie im Hans-Zoschke-Stadion die neue Flutlichtanlage einweihen - und damit zurück in die traditionsreiche Heimspielstätte ziehen. Kann die Arena für zusätzlichen Anschub sorgen?

Benjamin Plötz, Sportlicher Leiter von Lichtenberg 47 | Quelle: imago images/Ed Gar

Darauf wird es ankommen

Die Ostberliner gehen in ihre vierte Regionalliga-Spielzeit. "Als Amateurverein sind wir auf dem Papier in jedem Spiel unterlegen", glaubt Lichtenbergs sportlicher Leiter Benjamin Plötz. Deswegen sei es am wichtigsten, "sich nicht verrückt machen zu lassen, auch in Phasen, in denen die Dinge nicht laufen. Unruhe bringt nichts." Es dürfte unter anderem diese Gelassenheit gewesen sein, die den Klub in der abgelaufenen Saison ohne Abstiegssorgen durch die Spielzeit getragen und am Ende auf den 13. Platz manövriert hat. "Bei uns wird es in der kommenden Saison darum gehen, Gegner zu ärgern, Punkte einzufahren, Ruhe zu bewahren."

Das Saisonziel

"Wir wollen uns stabilisieren", sagt Plötz. Immerhin hat Lichtenberg im Sommer fleißig an den Klubstrukturen gearbeitet: Der Verein verstärkte sich mit einem neuen Trainerteam, das von Murat Tik angeleitet wird, dazu einem neuen Schatzmeister, einer neuen Crew für die Öffentlichkeitsarbeit. Deswegen gelte es, die Neuen im Verein erst mal "in Ruhe mit dem 47er Gen zu infizieren".

Meister-Tipp

Außer Energie Cottbus traut Plötz dem Chemnitzer FC eine starke Saison zu: "Der Klub hat mit Trainer Christian Tiffert seine erste gemeinsame Vorbereitungsphase gehabt. Chemnitz kann eine gute Rolle spielen", sagt er.

Die zweite Mannschaft von Hertha BSC habe sich aber auch "intelligent verstärkt", verfüge mit Ante Covic "über einen guten Trainer" und könne guten Zuwachs aus der U19 vorweisen. Drittliga-Absteiger Viktoria Berlin hingegen werde sich erstmal "neu formieren müssen mit dem jungen Team, und wahrscheinlich in der nächsten Saison angreifen".

Wer gegen den Abstieg spielen wird

"Ich hoffe, wir sind es nicht", sagt Plötz und lacht. "Am Ende hat man es selbst in der Hand."

Wer überraschen könnte

Plötz zeigt sich beeindruckt vom FSV Luckenwalde. "Sie haben schon letztes Jahr eine hervorragende Saison gespielt, der Klub konnte weiter zusammenwachsen, es herrscht Kontinuität." Den Greifswalder FC müsse man ebenfalls auf dem Zettel haben. "Greifswald hat sich so extrem und namhaft verstärkt, dass man davon ausgehen muss, dass die mehr wollen als den Klassenerhalt."

Das sorgt für Vorfreude

"Alle Heimspiele im Zoschke", sagt der sportliche Leiter knapp. Das Lichtenberger Hans-Zoschke-Stadion - das zweitgrößte reine Fußballstadion in Berlin - kann in der kommenden Saison wieder durchgängig als Heimarena der 47er genutzt werden. "Das wird für zusätzliche Stabilität sorgen."

In der Vorsaison musste der Klub seine Heimspiele mangels Flutlicht zunächst im Moabiter Poststadion austragen. Mittlerweile ist dieser Mangel behoben, im vergangenen Februar feierte der Verein die Einweihung seiner Flutlichtanlage mit einem 1:0-Erfolg gegen den BFC Dynamo.

FSV Luckenwalde

Der FSV Luckenwalde blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück, in der der Klub mit dem Abstieg nichts zu tun hatte. Es scheint, als könnten sich die Brandenburger in der Regionalliga etablieren. Oder?

Luckenwalde-Coach Michael Braune | Quelle: IMAGO/Picture Point

Darauf wird es ankommen

Der FSV Luckenwalde spielte in der abgelaufenen Regionalliga-Spielzeit frischen Offensivfußball, hatte - für viele überraschend - nichts mit dem Abstieg zu tun. Das soll auch so bleiben, und zwar weiterhin ohne destruktiven Underdog-Fußball. "Ich hoffe, dass die Spieler an ihr Leistungslimit kommen, wie letztes Jahr", sagt Braune.

In die Karten spielt dem Trainer, dass er wenige Kaderneuerungen vornehmen musste: Sechs Zugänge, darunter zwei aus der eigenen U19. Mittelfeldspieler Philip Einsiedel, der aus Lichtenberg kam, sei einer, "der den Unterschied machen könnte".

Das Saisonziel

"Als Trainer habe ich das Ziel, dass die Handschrift erkennbar ist", sagt Braune. Natürlich sei der Klassenerhalt das oberste Ziel. Nur: "Wir haben natürlich andere Rahmenbedingungen als andere Teams. Normale Siege, einfache Siege, das gibt es nicht." Jeder Erfolg sei ein hartes Stück Arbeit. "Wenn wir nicht alles reinhauen, klappt es nicht."

Meister-Tipp

"Es wird nur über Energie Cottbus gehen", glaubt Braune."Sie werden zu Hause nicht viele Punkte hergeben." Ansonsten werde die Saison noch ausgeglichener sein als die abgelaufene.

Wer gegen den Abstieg spielen wird

Braune sagt forsch: "Bei Lichtenberg, TeBe und und bei uns müssen Trainer bessere Arbeit leisten als anderswo, weil wir nicht über die Möglichkeiten verfügen wie die meisten anderen." Ansonsten dürfte dem Trainer zufolge vielleicht noch Halberstadt als Kandidat für ganz unten gehandelt werden.

Wer überraschen könnte

"Greifswald ist wenigen ein Begriff, aber wenn man deren Etat sieht, könnte es das Überraschungsteam werden", sagt Braune über das von Roland Kroos trainierte Team.

Sendung: rbb24, 02.08.2022, 18 uhr

Beitrag von Shea Westhoff

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